Isabella Leonarda (1620-1704)
Über das persönliche Leben Isabella Leonardas ist uns nur wenig bekannt. Sie wurde am 6.September 1620 in der norditalienischen Stadt Novara geboren. Isabellas Vater war adeliger Abstammung und als Doktor der Rechte ein angesehener Bürger Novaras.
Im Alter von 16 Jahren trat Isabella Leonarda in das Collegio di Santa Orsola in Novara ein, ein Konvent des Ursulinen-Ordens, wo sie bis zu ihrem Tod 1704 lebte. 1686 wurde sie Madre Superiora dieses Konvents, und 1693 Madre Vicaria.
Isabella Leonarda nimmt in der Musikgeschichte einen wichtigen Platz ein, da ihre Kompositionen einen zweiten Höhepunkt der von Italien ausgehenden Blüte kompositorischen Schaffens von Frauen darstellen. Diese zweite Welle gipfelt in der Ausbildung von Mädchen in den venezianischen Ospedali (wo auch Vivaldi später Mädchen in Komposition und am Cello ausbildete, was zur verstärkten Hinwendung zur Kammermusik und Instrumentalmusik führte, und woraus dann auch Anna Bon hervorging, die wegen ihrer Qualität an den Hof von Wilhelmine von Bayreuth geholt wurde). Leonardas Werk steht markant neben den Schöpfungen ihrer männlichen Zeitgenossen, wie z.B. Maurizo Cazzati oder Giovanni Legrenzi.
Trotz der auffälligen Zunahme komponierender Frauen um 1600 war ihre Zahl im Vergleich zu den Komponisten im 17.Jahrhundert sehr gering. Auch blieben die Werke auf wenige musikalische Gattungen beschränkt. Als um so bedeutender ist die außergewöhnliche kompositorische Produktivität Isabella Leonardas zu bewerten. Ihre nahezu 200 Kompositionen sind in 20 Bänden enthalten, darunter mehr als 120 ein- bis vierstimmige Motetten, zahlreiche Dialoge, Psalmen, Responsorien, Litaneien, vier Messen, eine Marienvesper sowie zwölf Sonate da chiesa.
Ungewöhnlich erscheint nicht nur die ungehinderte Produktivität zu einer Zeit, in der anderorts massive Verdikte der Kirche über die Musik in Konventen andere Talente zum Schweigen brachten, sondern auch die große Zahl ihrer Veröffentlichungen, bedenkt man, dass der überwiegende Teil der italienischen Musik aus der zweiten Jahrhunderthälfte nur handschriftlich überliefert ist.
Leonardas Sterbedatum, der 25.Februar 1704, ist im Familienarchiv in Gattico bezeugt, einem kleinen Ort in der Nähe von Novara, wo heute noch Nachfahren der Komponistin leben.
(Zusammenfassung von Edith Homoki nach einem Artikel von Elisabeth Schedensack)