Crowdfinanzieren seit 2010
Hallo. Ich bin Jessica und ich gehe diesen Sommer auf die Wortwalz. Was das ist? So etwas wie eine Gesellenwanderung durch den deutschen Lokaljournalismus. Als Reporterin werde ich von Redaktion zu Redaktionen tippeln und mein Handwerk anbieten.
Datenschutzhinweis
Finanzierungszeitraum
18.06.14 - 20.07.14
Realisierungszeitraum
Sommer 2014
Website & Social Media
Mindestbetrag (Startlevel): €
142 €
Stadt
München
Kategorie
Journalismus
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Worum geht es in dem Projekt?

Nach den alten Regeln der Walz wandern Zimmerleute und Steinmetze durchs Land. Oder auch Tischlerinnen oder Gesellinnen auf der Bäckerwalz. Nach ihrer Ausbildungszeit ziehen die los, um das, was sie gelernt haben, vor Ort bei verschiedenen Meistern anzuwenden. Neue Techniken, neue Rezepte zu lernen. Wandergesellen wissen dabei morgens nicht, wo sie abends schlafen werden. Sie folgen einer alten Tradition und halten sich an viele besondere Regeln. Das fasziniert mich. Und genau das will ich auch machen.

Ich habe zwei linke Hände, ich kann nur Schreiben. Mein Material sind die Buchstaben, mein Werkzeug ist das Fragenstellen. Mein Handwerk – den Journalismus – habe ich auf der Deutschen Journalistenschule gelernt. Danach habe ich als freie Reporterin gearbeitet. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich immer weniger raus komme, immer seltener weg vom Schreibtisch. Und jetzt will ich wieder da hin, wo ich mal angefangen habe zu berichten: Vor Ort, im Lokalen.Vereinsjubiläen, Kaninchenzüchtertreffen, Insektensammlerbörsen. Ich will wieder davon erzählen, wofür die Menschen sich in diesem Land begeistern.

Auf der Wortwalz will ich mich dabei so gut wie möglich an die Regeln der Wandergesellen halten: Kein eigenes Handy, keinen Laptop, kein Geld für Zugreisen oder Hotelzimmer. Das wird nicht leicht. Und um ehrlich zu sein: Ich bin auch erst ein Mal in meinem Leben getrampt. Und das war auch noch mit einer ziemlich netten Omi. Aber ich will dieses Leben auf der Straße ausprobieren. Ich will wissen, wie es, wenn man sich an das alte Gesellenmotto hält: Arbeiten um zu reisen - Reisen um zu arbeiten.

Eines muss dabei klar sein: Ich bin keine echte Handwerksgesellin. Ich bin auch keine drei Jahre und einen Tag lang unterwegs. Aber wann immer es möglich ist, will ich das Leben der Fremdgeschriebenen, wie sich nennen, ein bisschen besser verstehen.

Ende Juli werde ich hier in München losgehen. Wie es sich gehört, werde ich am Stadtrand eine Flasche Schnaps verbuddeln und dann versuchen über das Ortsausgangsschild von München zu klettern. Danach liegt ein Bannkreis von 50 Kilometern um meinen Wohnort, in den ich nicht zurückkehren darf.

Was ich von meiner Reise mitbringen möchte, sind aber nicht nur fettige Haare und einen müffelnden Schlafsack. Sondern auch ein paar Einblicke in die Arbeit von Lokaljournalisten im ganzen Land bekomme. Ich will herausfinden, die die heute Ihre Seiten vollkriegen, welche Tools sie benutzen, über welche Themen sie mal ganz anders berichten. Ich will herausfinden, wie der Lokaljournalismus überleben kann. Alle sagen ja immer, die gedruckte Zeitung wird bald aussterben. Aber ich glaube, das Handwerk des Geschichtenerzählens, das wird immer weiterleben.

Über all das schreibe ich auf meiner Seite www.wortwalz.de. Dort stehen dann auch meine Texte aus den Schrebergartenkolonien und aus den Freibädern der Republik.

Was sind die Ziele und wer ist die Zielgruppe?

1.) Wortwalz will zeigen, dass Journalismus ein Handwerk ist. Man kann es an Ausbildungsinstitutionen lernen – aber man muss es vor allem in Praxis ausprobieren

2.) Vielerorts gibt es nur noch Einzeitungskreise, die Lokalredaktionen bluten aus, werden aufgekauft, zusammengelegt oder weggespart – Wortwalz will zeigen, wie wertvoll das Handwerk Lokaljournalismus ist und dass die Zukunft des Journalismus gerade im Lokalen liegt.

3.) Wortwalz zeigt deutsche Handwerkstradition: Das duale Ausbildungssystem ist eine typisch deutsche Besonderheit. Die Tradition der Walz ist weltweit einmalig. Ich will das technische und handwerkliche Können deutscher Gesellen beschreiben. Die Walz ist eine eigene Welt. Ich will sie erklären. In der Sprache der Gesellen wimmelt es von Bräuchen und Begriffen. Zum Beispiel bezeichnen sich die Wandergesellen als „Fremdgeschriebene“, die in Schächten organsiert sind. Wir wenden diese Begriffe auf das Handwerk Lokaljournalismus an. Die Recherche wird zur Tippelei, ich werde zur fremdgeschriebenen Fremdschreibenden.

4.) Gesellen ziehen auf die Walz, um neue Arbeitspraktiken kennenzulernen. Das gleiche will Wortwalz. Ich habe mein Handwerk an der Deutschen Journalistenschule gelernt. Nun will ich wissen, wie es Praktiker im ganzen Land tatsächlich handhaben. Will Erlerntes auf seine Anwendbarkeit testen. Wie geht Datenjournalismus lokal? Schon mal Storify für eine Landrecherche benutzt? Wie sieht die Leser-Blatt-Bindung eigentlich beim Westfalen Blatt aus?

Warum sollte jemand dieses Projekt unterstützen?

Unterwegs werde ich auf die Hilfe von vielen Menschen angewiesen sein. Journalisten, die mich in ihren Redaktionen arbeiten lassen. Gesellen, die mich ein vielleicht ein Stückchen mitnehmen und Menschen, die mir eine Unterkunft oder eine Mitfahrgelegenheit bieten.

Jetzt bleibt noch eine Frage: Warum überhaupt Crowdfunding? Eigentlich beißt sich das doch mit Regeln der Walz. Es ist natürlich aber so: ich habe in München laufende Fixkosten wie zum Beispiel meine Versicherung bei der Künstlersozialkasse oder die Miete für das Journalistenbüro. Aber genau dafür, will ich kein Geld sammeln. Ich will, wenn ich auf Wortwalz gehe, auch für kleinere Zeitungen und Lokalblogs schreiben, unabhängig davon welches Zeilengeld die mir zahlen können.

Deswegen habe ich mir was überlegt: Ich bitte hier nur um das Geld für eine Zugfahrt in den Norden. Das sind aktuell 142 Euro im Normaltarif der Deutschen Bahn. Dort oben im Norden wird nämlich wie jedes Jahr die Sommerbaustelle der deutschen Handwerksgesellen stattfinden. Das ist ein Treffen von allen, die grad auf der Walz sind, bei dem sie gemeinsam etwas bauen. Die machen das für den guten Zweck, um sich bei der Bevölkerung zu bedanken dafür, dass sie das ganze Jahr so viel Unterstützung bekommen. Und da will ich natürlich hin, als einer meiner ersten Anlaufpunkte.

Was passiert mit dem Geld bei erfolgreicher Finanzierung?

Wenn ihr mich auf der Wortwalz unterstützen wollt, dann freue ich mich über einen Zuschuss für die Reisekasse. Sollten mehr als 142 Euro zusammenkommen, kann ich länger auf Wortwalz sein, unabhängiger meine Redaktionen auswählen und kritischer berichten über die üblichen Honorare für freie Mitarbeiter in deutschen Lokalredaktionen - Ich bin ja dann nicht drauf angewiesen.

Was ich von euch, von der Crowd, aber vor allem brauche, ist Unterstützung. Habt ihr Ideen, wo ich hinsoll? Kennt ihr Lokalredaktionen, die ich unbedingt mal besuchen sollte? Dann fahr ich da hin.

Wer steht hinter dem Projekt?

Mein Name ist Jessica Schober und ich bin freie Journalistin in München. Mein Handwerk – den Journalismus – habe ich auf der Deutschen Journalistenschule gelernt. Danach habe ich als freie Reporterin gearbeitet, zum Beispiel für Focus, Süddeutsche Zeitung und Cosmpolitan. Ich habe Politikwissenschaft und Soziologie studiert, wer mehr über mich erfahren will, kann sich gerne www.jessicaschober.de anschauen oder mein Torial-Profil.

Den Lokaljournalismus liebe ich von Beginn an: Als Schülerin habe ich meinen ersten Artikel für die Hannoversche Allgemeine Zeitung geschrieben, über Kaninchenzüchter. Jetzt will ich wieder da hin, wo ich mal angefangen habe zu berichten: Vor Ort, im Lokalen. Ich will wieder davon erzählen, wofür die Menschen sich in diesem Land begeistern.

Eines muss dabei klar sein: Ich bin keine echte Handwerksgesellin. Ich bin auch keine drei Jahre und einen Tag lang unterwegs. Aber ich bin so fasziniert von der Idee der Walz, dass ich es einmal selber ausprobieren will.

Impressum
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Wortwalz - Eine Gesellenwanderung durch den Lokaljournalismus
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