Pflanzenmilch – die wirklich nachhaltige Alternative?
Wer sich vegan ernährt kennt das Dilemma: man will kein Tierleid verursachen, die Umwelt schonen und sich selbst etwas Gutes tun. Doch die pflanzliche Milch gibt’s meist nur im Tetra-Pack und der Verpackungsmüll ist vorprogrammiert. Beim morgendlichen Müsli mit Hafer-Cappuccino geht dann das eigentliche Dilemma erst richtig los: nachhaltig ist zwar was drin ist, aber was drum ist, bereitet schon vor dem Genuss Magenschmerzen.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat den Recycling-Mythos rund um Tetra-Packs und co. längst entzaubert. Auf der Website bezieht der DUH mit einem klaren „Nein zu Getränkekartons“ eindeutig Stellung. Auch wenn wir als Verbraucher jahrelang nur zu gern an die schönschreiberischen Werbeaussagen geglaubt haben, die uns ein sortenreines Recycling suggerierten. So ist die Verpackung aus Verbundstoff in Wirklichkeit nicht besonders ökologisch geschweige denn umweltschonend.
Laut der DUH werden weniger als 40% der Getränke-Plastikkartons überhaupt recycelt. Es ist extrem energieaufwendig die drei Schichten aus Alu, Plastik und Papier zu trennen. Und zu allem Übel landet mehr als ein Drittel der Getränkekartons gar nicht erst in der Wertstofftonne bzw. dem gelben Sack, sondern wird fälschlicherweise in der Papiertonne, dem Restabfall oder der Umwelt entsorgt.
Gesünder trotz Plastiksünder?
Am Anfang stand wie so oft eine innovative Idee mit durchaus sinnvollen Eigenschaften. Ein findiger Verpackungsingeneur hat diese neue Verpackung erfunden, die leicht, lichtundurchlässig und (angeblich) reycelbar ist. Fast zu schön, um wahr zu sein. Die braunen Gläser in denen tierische Milch bis dato kam waren leider eher schwer, und erzeugten so auch wesentlich mehr CO2 beim Transport. Nur die Landliebe Mich gibt es immer noch – wohl nur zu Marketingzwecken - im transparenten Glas, was bei einem lichtempfindlichen Produkt auch nicht wirklich Sinn macht.
Aber zurück zum Tetra Pak, denn das Thema Pflanzenmilch im (Mehrweg-)Glas ist noch mal ein neues Kapitel. Wer hat’s gewusst: als Marktführer im Getränkekarton-Kosmos bringt Tetra Pak jedes Jahr 721.000 Tonnen Plastik in den Umlauf. Damit reiht sich der Unternehmensgigant neben Coca-Cola und Nestlé im Lebensmittelbereich unter den größten Plastiksündern der Welt ein.
Wege aus dem Tetra Pak-Dilemma
Was also tun, als Pflanzenesser und Weltretter? Einen Weg aus dem Verpackungsdilemma bietet neue pflanzliche Milch, die im Mehrwegglas den Markt erobern. Hafermilch, Sojamilch und co. gibt es seit Kurzem auch in der umweltfreundlichen Mehrwegvariante aus Glas oder in Unverpackt-Läden zum selbst abfüllen.
Das Unternehmen HavelMi*** setzt zum Beispiel dabei auf ein regionales Mehrwegsystem mit Glasflaschen für Brandenburg-Berlin. HavelMi*** ist das erste Produkt, dass es über SoLaWis, Food Coops, Unverpackt-Läden sowie in ausgewählten Cafés in Berlin und Brandenburg geben soll. Kornwerk, ein weiteres Berliner Startup, will umweltfreundlich verpackte Hafermilch in Bio, - sowie Unverpackt-Läden anbieten und daneben auch Milchsorten aus lokalem Getreide, wie Hanf, Buchweizen und Dinkel. Das bayerische Pendant zu den Berlinern gibt es unter dem Namen Pläin schon in diversen Bio- und Unverpacktläden im Münchner Raum zu erwerben. Auch der Haferdrink des Demeter-Pioniers Voelkl aus dem niedersächsischen Wendland findet sich seit Kurzem in den Regalen einiger Bioläden. Daneben bieten einige Unverpacktläden die Option an, sich die pflanzliche Milch direkt im Laden in das eigens mitgebrachte Gefäß zu füllen.
Unser Fazit: besonders beim Mehrwegglas ist es essenziell, dass die Milch möglichst regional ist, damit das Transportgewicht nicht so stark ins Gewicht fällt.
Mach es besser, mach sie selbst
Bevor du dich von diesem Haferdrink-Dschungel demotivieren lässt haben wir die wirklich nachhaltigste und umweltfreundlichste Alternative für dich: einfach mal Selbermachen. Deine pflanzliche Milch selber zu machen geht schnell, kostet wenig, und die Zutaten lassen sich ganz einfach unverpackt oder in Papier besorgen.
1. In einer Schüssel 1 l Wasser mit 5 EL Haferflocken, eine Prise Salz und gegebenenfalls 1 EL Agavendicksaft/Sirup oder einer kleinen entsteinten Dattel hinzugeben gut verrühren
2. Mit einem Mixer oder Pürierstab pürieren, bis die Konsistenz fein-stückig ist.
3. Die Mischung durch ein Sieb mit einem sauberen Mull- oder Geschirrtuch gießen und den Rest auspressen, um die aromatisierte Flüssigkeit von den Flocken zu trennen (Den Rest Trester im Tuch kann im Müsli oder zum Backen verwendet werden).
4. Wenn du die Milch aufschäumen möchtest, gib noch einen Schuss neutrales pflanzliches Öl hinzu und/oder einen TL pflanzliches Proteinpulver.
Die Selbstgemachte Hafermilch schmeckt gut gekühlt am besten und hält sich im Kühlschrank 2-4 Tage. Der Pressrückstand im Tuch lässt sich wunderbar im Porridge am nächsten Morgen verwerten.