Die Vorsitzenden der Alternative für Deutschland (AfD) zerfleischen sich gegenseitig, die Partei versteht so gut wie nichts vom Regieren, und viele ihrer Mitglieder brüten Verschwörungstheorien aus. Und dann grassiert noch Rassismus in ihren Reihen.
Trotzdem könnte die AfD stärkste Kraft des Bundeslandes werden. Derzeit wollen sie rund 20 Prozent, doch schon bei vergangenen Wahlen unterschätzten die Prognose-Institute die Partei massiv. In Sachsen-Anhalt zum Beispiel um sieben Prozent.
Wer wählt eine solche Partei? Und warum? Sind es die Protestwähler, die den etablierten Politikern einen Denkzettel verpassen wollen und dafür den Rassismus der Partei ignorieren? Oder brennen sie gerade für diesen Rassismus? Hat es etwas damit zu tun, dass einst viele in der DDR gegängelt und nach der Wende verspottet wurden? Und welche Folgen hätte das alles für Gesamtdeutschland?
Bereits Mitte dieses Jahres bin ich mit dem Fotografen Thomas Victor drei Monate durch Sachsen gereist, um zu verstehen, warum sich so viele an rechtsradikalen Demonstrationen beteiligen.
Auf www.neuenormalitaet.de hab ich meine Erfahrungen festgehalten. MDR und Deutschlandfunk berichteten über unsere Erkenntnisse. Die ZEIT gleich zweimal. Mancherorts führten unsere Reportagen dazu, dass das Thema in der Lokalpolitik aufgegriffen wurde.
Das wollen wir wieder erreichen.
Die AfD fordert lautstark, dass deutsche Grenzer auf Flüchtlinge schießen dürfen, deutsche Nationalspieler mit ausländischen Wurzeln aber nicht aufs Tor. AfD-Gegner antworten ihrerseits oft nur mit Geschrei, statt mit Argumenten. Es sieht so aus, dass sich der Rechtspopulismus in den deutschen Parlamenten festsetzten wird.
Bei allem Geschrei wird vergessen zu fragen, was die AfD-Wähler ¬– in Mecklenburg-Vorpommern immerhin jeder Fünfte – denken und fühlen. Wie leben sie? Welche Erfahrungen prägen sie? Welche Ängste treiben sie?
Mancherorts sind mehr als 15 Prozent der Menschen arbeitslos, insgesamt haben sie nur halb so viel Geld in der Tasche, wie zum Beispiel die Bayern. Kann man in solchen Fällen ihren Protest nicht verstehen? Aber muss er auch rassistisch gefärbt sein?
Auf diese Fragen suchen wir Antworten, mit denen sich Debatten anstoßen lassen.
Als 30.000 Menschen unter der Flagge Pegidas durch Dresden liefen, fragten sich alle: Wer sind diese Demonstranten? Als die AfD in die Landtage einzog, fragten alle: Wer sind diese Wähler? Über Jahre hat sich Deutschland am Erfolg berauscht und dabei viele Menschen aus dem Blick verloren, ihre Geschichten wurden nicht erzählt, ihre Stimmen nicht gehört. Dafür sorgen sie jetzt selbst, die AfD ist ihr Megafon.
Dabei wurden sämtliche Tabus eingerissen. Nicht über sie reden hilft nicht mehr. Deswegen wollen wir diese Menschen auf vernünftige Weise sichtbar machen. Und wir wollen die Konsequenzen sichtbar machen, die der anhaltende Erfolg der Rechtspopulisten für unsere Gesellschaft hat.
Dafür brauchen wir Eure Hilfe.
Mit dem Geld finanzieren wir die Vorrecherche und Vor-Ort-Recherche. Die dreimonatige Reise durch die „Neue Normalität“ in Sachsen haben wir selbst finanziert. Ein zweites Mal ist das leider nicht möglich, weil wir als hauptberufliche Journalisten von unserer Arbeit leben. Da wir es dennoch für wichtig halten, diese Geschichten zu erzählen, setzen wir auf Eure Unterstützung.
Raphael Thelen ist Mitglied der Reportageagentur Zeitenspiegel.
Als Reporter bereist er seit beinahe zehn Jahren Südeuropa und den Nahen Osten. Er schreibt vorwiegend über Flüchtlinge, die Folgen der europäischen Wirtschaftskrise und Deutschlands Neue Rechte.
Er lebte und arbeitete unter anderem in Ägypten, dem Libanon, Syrien und dem Irak. Derzeit wohnt er in Leipzig.
Seine Reportagen aus mehr als fünfzehn Ländern erschienen im SPIEGEL, dem Stern, der ZEIT, NZZ Folio, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, der Welt, der Welt am Sonntag, dem Focus, der taz sowie weiteren regionalen und internationalen Zeitungen. Seit 2014 arbeitet er für den Westdeutschen Rundfunk und den SPIEGEL
Er engagiert sich bei /e-politik.de/ e.V., ist Mitglied der beim Freischreiber, Reporter ohne Grenzen, des Pressenetzwerks Jugendthemen e.V. und Gewinner des investigate! e.V.-Stipendiums 2014.
Thomas Victor ist Mitglied der Agentur FOCUS.
Er lebt und arbeitet als freier Fotojournalist in Leipzig. Geboren 1983 in Ostdeutschland, studierte er in Hamburg und Hannover Fotografie. 2014 hospitierte er ein halbes Jahr als Multimediajournalist bei 2470media in Berlin. Seine Reportagen erschienen bisher in FAZ, GEO, SPIEGEL, STERN, TAZ, ZEIT u.a..
Hannes Jung ist Mitglied der Agentur Laif.
Jung lebt als freier Dokumentarfotograf in Berlin. Geboren 1986 in Norddeutschland, studierte er in München, Valencia und Hannover Fotografie. 2011 hospitierte er ein halbes Jahr als Redaktionsfotograf bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
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