Crowdfinanzieren seit 2010

Ein Kreislauf aus Fisch- und Gemüseproduktion. 80%-90% Wasserersparnis, schadstofffrei, regional und lecker.

Aquabonnik ist ein Startup, das eine lokale und umweltverträgliche Nahrungsmittelproduktion umsetzen will. Durch die Kopplung von Hydro- und Aquakultur (Aquaponik) sparen wir bei der Produktion von Fisch und Gemüse 80% bis 90% Wasser. Dabei nutzen wir die Ausscheidungen der Fische für die Pflanzen. Wir tragen keinen Dünger in den Boden ein und nutzen weder Antibiotika noch Pflanzenschutzmittel bei der Herstellung unserer Produkte. Und das alles ganz stadtnah in einem Gewächshaus.
Datenschutzhinweis
Finanzierungszeitraum
11.06.21 - 18.07.21
Realisierungszeitraum
August 2021 bis Juli 2022
Mindestbetrag (Startlevel): 20.000 €

s. "Was passiert mit dem Geld?"

Stadt
Bonn
Kategorie
Landwirtschaft
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01.02.2024

Zurück auf dem Radar: Ein Update nach längerer Zeit!

Moritz Niemann
Moritz Niemann7 min Lesezeit

Hallo Zusammen,

es ist rund zwei Jahre her, dass wir euch das letzte Update gegeben haben. Einige von euch haben uns zwischendurch Mails geschrieben und sich nach dem aktuellen Stand erkundigt. Jetzt möchten wir euch zum Jahresbeginn noch einen Rückblick auf die letzten zwei Jahre geben und euch einen Überblick darüber zu geben, wofür wir euer Geld denn nun ausgegeben haben.

Aktivitäten

Im Laufe der zwei Jahre haben wir mit verschiedenen Menschen zusammengearbeitet, die auf unterschiedlichen Gebieten Fachwissen aufweisen konnten, das wir uns durch euer Geld einkaufen konnten.

Marktanalyse

Zunächst haben wir mit unserer Geschäftsidee ein kleines Unternehmen mit einer über unsere eigenen Recherchen hinausgehenden Marktanalyse beauftragt. Darin enthalten waren einerseits Preiskalkulationen für die Produkte, die wir verkaufen wollten - (Fische) und Tomaten bzw. Kräuter (Minze, Petersilie und Basilikum) – andererseits enthielt die Analyse eine genaue Aufschlüsselung darüber, wie man die Produkte platzieren, weiterverarbeiten und vertreiben kann. Für die Produktplatzierung gab es z. B. die Idee, zusammengestellte Körbchen mit verschiedenen Tomatensorten in Supermärkten zu verkaufen. Eine andere Idee war es, den Tilapia zusammen mit den Gewürzen und Rezeptideen als Gesamtpaket zu verkaufen. Hinsichtlich der Weiterverarbeitung gab es die Idee, aus Tomaten und Kräutern, die sich nicht mehr für den Verkauf eigenen, weil sie z. B. Dellen oder Quetschungen hatten, Pasten zu machen. Beim Fisch gab es die Idee, ihn sowohl frisch als auch als geräucherten Fisch anzubieten. Beim Vertrieb wurden uns entlang der Kundenzielgruppen, die identifiziert wurden, verschiedene Wege präsentiert: Sowohl der hofeigene Vertrieb als auch der Vertrieb über Supermärkte oder sog. „Grüne Boxen“, die lokal angebautes Essen z. B. per Fahrrad liefern, kamen laut Marktanalyse in Frage. In der Analyse waren auch die Preisgestaltungen enthalten, die man für die verschiedenen Produkte bei der spezifischen Kundengruppe ansetzen kann.

Außenwirkung

Im Bereich der Außenwirkung konnten wir, neben dem Logo, das wir schon in einem früheren Blogpost vorgestellt haben, auch den Aufbau unserer Website finanzieren: www.aquabonnik.de. Auf der Website ist eine 3D Animation unserer Prototypanlage eingebettet, die wir ebenfalls mit der Hilfe des Geldes finanzieren konnten. Diese Animation half unseren Stakeholdern, unsere Pläne besser nachvollziehen zu können. Über die Website kamen Kontakte zu Stande – u.a. ein Kontakt zu einer Initiative der Stadt Bornheim zum Aufbau eines Gewerbegebietes, in dem sich Unternehmen ansiedeln, die ihr Geschäftsmodell an den verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit (wirtschaftlich, sozial und ökologisch) ausrichten.

Fischzucht

Aus einem früheren Blogposts geht hervor, dass wir lange und intensiv über die Auswahl von Fischen recherchiert und diskutiert haben. Mit dem Spendengeld konnten wir uns eine Beratung bei einem etablierten Fischzüchter aus dem Sauerland einkaufen, der uns mit verschiedensten Techniken der Fischzucht und der Nährstoffumsetzung in aquatischen Systemen vertraut machen konnte. Die Ergebnisse dieser Beratung konnten wir eingängig dokumentieren und in unsere Planungen einfließen lassen.

Anlagenplanung

Das Wissen um die Herausforderungen in der Fischzucht hat uns geholfen, weitere Fragen zu vertiefen und neu zu formulieren. Hierzu konnten wir ebenfalls eine Beratungsleistung bei einem etablierten Betrieb und Beratungsunternehmen einkaufen, das sich auf den Bereich der Hydroponik spezialisiert hat und Erfahrungen im Bereich der Aquaponik vorweisen konnte. Die Kooperation mit dem Betrieb erlaubte es uns, Anpassungen vorzunehmen, die wir vorher nicht bedacht hatten. Ohne ins Detail zu gehen, machten diese Änderungen das System komplexer. Darüber hinaus konnten wir mit Hilfe von Erkenntnissen aus der Kooperation mit Verfahrenstechnikern ein drei Stufen Filtersystem einplanen, um physikalische und biochemische Prozesse des re-zirkulierenden Wassers zu optimieren. Falls jemand genauere Erläuterungen zu den Veränderungen der Anlage möchte, kann er oder sie uns gerne via Mail kontaktieren, die sich auf unserer Website finden lässt.

Finanzierungsbeschaffung

Eine zentrale Erkenntnis aus der Beratung und Kooperation mit dem Betrieb, der uns bei der Anlagenplanung geholfen hat, war, dass die Anlage, wie wir sie geplant hatten, nicht rentabel sein würde (zu hohe Investitionskosten). Trotz der bereits relativ hoch angesetzten Preise, die wir aus der Marktuntersuchung ansetzen konnten, rentierte sich das Projekt nicht in für Investoren angemessenen Zeiträumen. Ein neuer Plan musste her. Diesen neuen Plan haben wir in Zusammenarbeit mit einem Vermittler für Risikokapital konkretisiert. Die Idee bewegte sich nun weg von der einzelnen Aquaponikanlage hinzu dem Bau und Verkauf von Aquaponikanlagen selbst. Der Plan war ab sofort, Geld für eine Pilotanlage einzutreiben, bei der wir Prozessoptimierungen durchführen konnten. Auf Basis der daraus gewonnen Erkenntnisse, so die Idee, könnten wir Anlagen in verschiedenen Größen bauen, die wir an Privatverbraucher:innen, Hofläden oder sogar große Supermärkte verkaufen konnten. Das Know-How würde, neben dem eigentlich Bau und der Zusammensetzung der Bauteile für die Anlage, vor allem in der biochemischen Zusammensetzung des Biofilters liegen, in dem der Nitrifikationsprozess abläuft (Nitrit aus dem Fischwasser zu Nitrat für das Pflanzenwasser).

Aktueller Stand: Das Projekt am Scheideweg

Stand jetzt sind noch rund 5000 € von eurem Spendengeld auf unserem Konto. Das Businessmodell ist nach wie vor der aktuelle Stand der Planungen. Leider haben uns im Verlauf der Zeit zwei unserer Teammitglieder verlassen. Die Doppel- und Dreifachbelastung aus Start-Up, Privatem und Beruflichem hatte den beiden zu schaffen gemacht und sie dazu gebracht, das Team zu verlassen. Das war für uns drei, Roberto, Louisa und mich (Moritz) ein sehr herber Rückschlag. Ohne die Ingenieure fiel ein substanziell wichtiger Bestandteil des Know-Hows weg. Nach einer Phase der Desorientierung haben Roberto, Louisa und ich die Zeit vor allem dazu genutzt, all das Wissen, was wir über die Projektzeit angehäuft haben, zu ordnen und zu systematisieren.

Da die Beschaffung von Risikokapital mit einem unvollständigen Team schwierig ist, haben wir uns auf öffentliche Finanzierungsmöglichkeiten konzentriert und sind dabei auf eine, wie für uns gemachte, Möglichkeit gestoßen: Eine Ausschreibung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). In dieser Ausschreibung konnten sich Projekte bewerben, die es sich in der einen oder anderen Form zum Ziel gemacht haben, Aquakultur nachhaltiger zu machen. Dort haben wir uns beworben. Die Projekte, die sich auf die Ausschreibung beworben haben, durchlaufen einen Bewertungsprozess durch ein Expert:innengremium. Stand heute ist, dass wir Ende März/April 2024 Bescheid bekommen, ob wir in Bewerbungsprozess eine Runde weiter sind und unser Projekt noch einmal im größeren Detail vorstellen dürfen.

Wo ist jetzt der Scheideweg, von dem in der Zwischenüberschrift die Rede war?
Wir haben uns auf zwei Optionen geeinigt: Entweder wir bekommen das Fördergeld der BLE, oder wir beenden das Projekt. Wir haben über diesen Scheideweg sehr viel diskutiert, weil an dem Projekt natürlich sehr, sehr viel Herzblut hängt, Selbststudium, mentale Energie und Idealismus. Wir sind aber zu dem Schluss gekommen, dass wir das Projekt ohne die öffentliche Finanzierung der BLE nicht mehr mit einem sinnvollen Aufwand-Nutzen Verhältnis weiterführen können – auch für unser eigenes Seelenheil.

Sollten wir die Förderung nicht bekommen, möchten wir allerdings gerne versuchen, das Projekt auf eine andere Art zum Abschluss zu bringen: Wir möchten versuchen, all unser Wissen, das wir in den nun drei Jahren angehäuft haben, in einem Buch zusammenzufassen. In diesem Buch wären teilweise sehr neue Erkenntnisse aus dem Bereich zusammengefasst, die so noch keine Umsetzung in kommerziellen Anlagen gefunden haben. Da wäre z. B. die Integration von Regenwürmern in die Aquaponikanlage. Klingt komisch, ist machbar, wir haben ein paar inspirierende Studien gefunden, (fachlich wird es als „Vermi-Aquaponik“ bezeichnet). Sie macht das System noch effizienter, weil es die Gesundheit und Nährstoffumsetzung des Systems verbessert. Davon haben Fische und Pflanzen etwas. Das Buch würde unter einer creative common Lizenz veröffentlicht, sodass es kostenlos für die Allgemeinheit, also auch für euch, liebe Spenderinnen und Spender, zugänglich wäre.

Was bleibt? Die Erkenntnis, dass vieles nicht so einfach ist, wie man es sich vorstellt - aber auch eine Menge Informationen, Schemen, Graphiken, Literaturreview und Inspiration. Drückt uns die Daumen, dass bei der BLE eine Runde weiterkommen! Falls nicht, ist es kein Untergang und es bleibt ein erweitertes Verständnis von nachhaltiger Aquaponik, das in einem Buch zusammengefasst werden soll. Und nicht zuletzt: Viel Dankbarkeit, dass ihr uns diese Achterbahnfahrt mit eurem Geld ermöglicht habt.

22.06.2021

DANKE!

Moritz Niemann
Moritz Niemann1 min Lesezeit
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