Crowdfinanzieren seit 2010

"Material für einen Prozess" beinhaltet meine autobiographischen künstlerische Arbeiten, literarisches Schreiben und Archivmaterial

Das Kunstbuch "Material für einen Prozess" beschäftigt sich mit dem Tod meines Vaters, meiner eigenen Migrationsgeschichte und der Grenzüberwachung während des Kommunismus. Sie verbindet meine Videoarbeiten, Material aus den Archiven und literarische Texte.
Finanzierungszeitraum
18.09.18 - 28.10.18
Realisierungszeitraum
Herbst 2019
Website & Social Media
Mindestbetrag (Startlevel): 6.000 €

Die Druckkosten und das Honorar der Buchgestalterinnen sind gedeckt.

Stadt
Leipzig
Kategorie
Kunst
Projekt-Widget
Widget einbinden

Worum geht es in dem Projekt?

Die Publikation "Material für einen Prozess" schließt eine seit sechs Jahren fortdauernde künstlerische Auseinandersetzung mit meiner Migrationsgeschichte.

Das Buch beinhaltet meine Videoarbeiten sowohl als auch meine künstlerische Forschungsarbeit und literarisches Schreiben.

Eine Reportage über meine künstlerische Arbeit ist hier zu sehen: MDR Nächste Generation

Während der Recherche in den Archiven der Sicherheitsdienste entdeckte ich eine unheimliche Parallele zwischen den alten tschechoslowakischen Propagandafilmen und der populistischen Haltung der jetzigen Regierung von Babiš und Zeman. Die Rhetorik hat sich unheimlicherweise zwischen dem Kommunismus und der Jetztzeit kaum verändert. Die Grenze wird als Quelle des Unbehagens und Gefahr dargestellt und sie müsse zu jedem Preis geschlossen werden. Die sogenannten "Islamisten" haben lediglich die Rolle der "imperialistischen Kapitalisten" von damals übernommen.

Family Fiction

In der Videoperformance "Denn wir sinde Fremde. Auch dort." liest mein Bruder seine Migrationsgeschichte vor. Er wirkt beinah wie das Stereotyp eines Jugendkriminellen. Sein Performen gibt keinen Hinweis darauf, ob das, was man sieht, authentisch oder inszeniert ist. Diese Ambivalenz zwischen Fiktion und Dokumentation ist zentral für meine künstlerische Arbeit, denn sie bringt die Unzuverlässigkeit des Gedächtnisses selbst zum Vordergrund.

Die vielen widersprüchlichen Behauptungen meiner Familienmitglieder über unsere Vergangenheit führten mich dazu, den Militärdienst meines Vaters an der Tschechoslowakisch-Österreichischen Grenze Ende der 70er Jahre zu untersuchen. Hier soll er angeblich den gewaltsamen Tod eines Mannes und zweier Kinder bezeugt haben, die während eines Fluchtversuchs über die Grenze von Wachhunden zerrissen worden seien. Diese Erzählung führte mich in die Archive des StB, der tschechoslowakischen Sicherheitsdienste der kommunistischen Tschechoslowakei. Ich wollte sehen, wie die Grenze überwacht und auf welcher Weise sie in Propagandafilmen dargestellt wurde.


Künstlerische Forschung

Der Tschechoslowakische Armeefilm wurde während des Ersten Weltkriegs gegründet. In den 50ern erhielt er als Sprachrohr der kommunistischen Regierungspartei Zugriff auf weitreichende finanzielle Ressourcen. Darüber hinaus bestand von Anfang an eine produktive Kooperation zwischen dem Armeefilm, dem Filmstudio Barandov und der Filmhochschule Famu. Somit hatte der Armeefilm Zugriff auf sowohl Spitzenpersonal als auch die beste Technik seiner Zeit. Merkwürdigerweise fingen viele spätere Vertreter der tschechoslowakischen Neuen Welle ihre filmische Karriere bei der Armee an. Kurz vor dem Einmarsch der sowjetischen Truppen 1968 wurden innerhalb der Armee sogar regimekritische Filme produziert!

Aus den Beständen dieser Institution habe ich eine Menge Propaganda– und Schulungsfilme zur Grenzsicherung gesammelt. Das toll gefilmte Material hat mich überrascht. Experimenteller Schnitt, dissonante Musik und verletzbare Protagonisten gehörten nicht zu meiner Erwartungen an Propaganda aus der Zeit des Sozialrealismus.
Die Publikation widmet sich deshalb auch diesem Feld. Sie beinhaltet literarische Miniaturen, die ich anhand dieser Filme geschrieben habe. Ein Interview mit dem Filmemacher Vladimír Cabálka, der 17 Jahre lang für die Armee gearbeitet hatte, bietet Einblicke in die damaligen Produktionsbedingungen.

Was sind die Ziele und wer ist die Zielgruppe?

Das Ziel der Publikation ist es das Thema der Migration fernab von "dafür" oder "dagegen"-Haltungen künstlerisch zu behandeln. Das Buch schließt den Kreis zwischen privat und öffentlich, Geschichte und Gegenwart.

Warum sollte jemand dieses Projekt unterstützen?

Du interessierst dich für das Thema der Migration oder für meine künstlerische Arbeit und willst dieses Buch in der Buchhandlung sehen!

Was passiert mit dem Geld bei erfolgreicher Finanzierung?

Die Druckkosten sind auf etwa 4 500 € geschätzt. Dazu kommt das Honorar der Buchgestalterinnen in Höhe von 3 500 €. Das Kulturamt Leipzig hat für das Projekt einen Druckkostenzuschuss in Höhe von 2 000 € bewilligt. Alles, was über das Fundingziel hinausgeht, wird in die Verlagsgebühren und in die Honorare der Lektorin und des Bildbearbeiters gesteckt.

Wer steht hinter dem Projekt?

Ich bin Jakub Šimčik, ein 34-Jähriger Videokünstler aus Leipzig. Meine Arbeit wurde in der Vergangenheit unter anderem in Galerie Eigen+Art Lab in Berlin, Dům Umění in Brno und Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig ausgestellt. Meine Werke sind in der Staatlichen Kunstsammlung Dresden und Sammlung Ivo Wessel vertreten. Das Kunststudium absolvierte ich an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und Glasgow School of Art.

Die letzten drei Jahre habe ich gemeinsam mit der Autorin Johanna Maxl öffentliche Lesungen und Ausstellungen in Leipzig und Frankfurt am Main organisiert. Wir untersuchen interdisziplinäre Praktiken an der Schwelle zwischen Kunst und Literatur. Meine kuratorische Arbeit hat mich dazu geführt, mich auf die literarische Qualität meiner Filmmanuskripte zu fokussieren. Deshalb ist es mein Ziel, dass diese Kunstpublikation auch als eine Sammlung von Kurzgeschichten gelesen werden kann.

Meine Webseite

Kooperationen

Kulturamt Leipzig

Das Kulturamt Leipzig bezuschusst einen Teil der Druckkosten.

Studio Pandan

Studio Pandan, geführt von Ann Richter und Pia Christmann, ist eine Agentur für Grafik­Design, Buchgestaltung und Art­Direktion.

Impressum
Jakub Simcik
Jakub Simcik
Brockhausstr., 29
04229 Leipzig Deutschland
Teilen
Material für einen Prozess
www.startnext.com
Facebook
X
WhatsApp
LinkedIn
Xing
Link kopieren