Textprobe: Crowdfunding
Crowdfunding ist eine wahrlich plattformbasierte Finanzierungsform. Spezifische Portale bieten die Vermittlung von kleinen Investitionen und Beiträgen an, die für die Entwicklung von Start-ups und neuen Projekten genutzt werden können; dabei sind drei unterschiedliche Formen des Crowdfundings etabliert, anhand derer wir letztlich unterscheide:
Reward-based crowdfunding funktioniert so, dass der Unternehmer dem Sponsor im Gegenzug zu seiner Unterstützung lediglich einen ideellen reward zukommen lässt. Letztlich steht hier die Begeisterung als Fan im Vordergrund.
Equity-based crowdfunding bietet die Möglichkeit, tatsächlich Geschäftsanteile zu erhalten. Dieses Modell wird in Deutschland nur eingeschränkt angewendet, hauptsächlich in der Immobilienfinanzierung. Wegen der notariellen Beurkundungspflicht bei der Übertragung von Geschäftsanteilen und der in Deutschland stark etablierten Prospekthaftung bestehen hohe formale Hürden.
Loan-based crowdfunding vermittelt Gründern statt Anteilen Wandelanleihen und Kredite, um die formalen Hürden des equity-based crowdfundings zu umgehen. An sich ist dieses Vorgehen konsequent, konnte sich aber nur begrenzt durchsetzen. Kredite sind offenbar nicht so beliebt.
Viele Crowdfunding-Projekte scheitern daran, dass Unternehmer die Bedeutung der eigenen Community für den Erfolg einer Crowdfunding-Kampagne unterschätzen. Für den Erfolg ist nämlich entscheidend, dass das Projekt in der Öffentlichkeit genügend Unterstützer findet, die aus Begeisterung in der Community „das Projekt backen“. Das ist harte Arbeit und kommt nicht von ungefähr: Nur wer im community building alles richtig gemacht hat, sollte hier antreten.
Umgekehrt ist dies für das Marketing von Bedeutung, in Bezug auf Kommunikation, aber auch Platzierung des Produkts. Insofern handelt es sich bei Crowdfunding um eine gute Möglichkeit, gerade im Bereich der Creative Industries, wenn man sich unmittelbar an Endkonsumenten richtet.
So gelang es einem schwedischen Wodka-Start-up mit einer Kampagne über das Portal „funded by me“, die neue Wodka-Marke mit der Unterstützung der backer community in den staatlichen Alkoholgeschäften im Sortiment durchzusetzen, weil die Unterstützer in den einzelnen Geschäften nach dem neuen Produkt verlangten.
Der Aufmerksamkeitsbonus, der durch die Kampagne entsteht, generiert treue und loyale Fans. Gerade bei Computerspielen, aber auch bei Musikproduktionen und künstlerischen Projekten haben sich solche Aktionen bewährt, wenn die Budgets überschaubar geblieben sind Für kleinere Projekte, die in einem Cluster eines gut aufgestellten Community-Umfelds stattfinden, können sie erheblich zur Reichweite beitragen.
Dem Berliner AMAZE-Festival (https://amaze-berlin.de), einem weltweit führenden Festival für Computerspielkunst, gelang mit einer kickstarter-Kampagne 2019 eine Zwischenfinanzierung, die wesentlich zur Realisierung des Festivals beigetragen hat. Das Festival wurde weltweit von Fans der Computerspielkultur gebackt.