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Stell dir vor, das gesamte öffentliche Leben einer kleinen Stadt in Westdeutschland wurde fotografisch dokumentiert – von 1946 bis heute. Eben das liefert das Buchprojekt „Eine Stadt auf Fotopapier“ und zeigt auf, wer wir wurden, wer wir heute sind.
Finanzierungszeitraum
15.10.13 - 09.11.13
Mindestbetrag (Startlevel): €
4.500 €
Stadt
Berlin
Kategorie
Fotografie
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22.10.2013

Die Texte zu den Bildern

Ruben Pfizenmaier
Ruben Pfizenmaier2 min Lesezeit

Statt einer weiteren Fotografie aus dem Nachlass der Püschers, gibt es heute einen Textauszug. Außer den Bildern wird "Eine Stadt auf Fotopapier" kulturjournalistische und fotohistorische Texte umfassen, die sich mit den Menschen und Geschichten hinter den Bildern befassen, auf die Bedeutung der Püschers für das kollektive Gedächtnis eingehen und die Biografie der beiden Fotografen erzählen.
Hier nun ein Auszug aus: Melanie Huber, „Auf Lucke, bitte!“ Eine Spurensuche.

"[Der unbekannte Fotograf] [...] Jede Dokumentenkiste, ob mit Porträts, Schulklassen, Vereine, Konfirmationen, Feste oder Bundeswehr beschriftet, enthält eine völlig eigene Welt, ein Leben von vor zwanzig oder vierzig Jahren. Jungen und Mädchen, die in kurzen, langen Röcken, weiten Hosen in die Kamera schauen, übereinander geschlagene Beine, krumme Rücken, stummes Lachen, kurze, wilde, gelockte Haare, Menschen in schwarzweiß und manchmal in einem unmöglichen Bunt, das es vielleicht nur noch in Filmen gibt. Ein bisschen wie Pleasantville, ein bisschen wie das Blättern im eigenen Familienalbum. Das Bemerkenswerteste ist, dass eigentlich jeder in die Kamera schaute, dabei gab es meist nur einen Klick, sagt Simon Schwinge. Das erzählen mir auch alle, die ich im Januar 2012 befrage. Sie erzählen mir, dass sich die Schüler der Region Alfeld von den späten 40ern bis in die 90er des letzten Jahrhunderts über den Unterrichtsausfall freuten, wenn Eberhard Püscher in der Schule angekündigt war, obwohl sie dafür lange still stehen mussten. Und dass der kleine Fotograf mit seinem abgetragenen Mantel und seiner Baskenmütze jede und jeden einzeln positioniert habe, die Schultern gerade gerückt, die Beine verschoben und dass er ständig rief: Auf Luke, Bitte!!

[...]

Dass der Fotograf überall zugegen war, hebt seine Aufnahmen im Nachhinein auf eine höhere Ebene. Denn das eigentliche Werk von Eberhard Püscher und seinem Vater besteht nicht nur in der besonderen Qualität einzelner Aufnahmen. Es besteht aus einer zeitlichen Chronologie, die anhand der Kleidung, Frisuren, Posen oder der abgebildeten gesellschaftlichen Konventionen zu erkennen ist. Die Chronologie einer Stadt, einer Region, die in ihrer Entwicklung Ähnlichkeiten aufweist mit der der alten Bundesrepublik. In den Aufnahmen, so fremd den Nachgeborenen auch heute die Menschen darauf sein mögen, lässt sich vieles wiedererkennen, was es auch in anderen Regionen der Bundesrepublik gab und in Fotoalben bis heute gibt, von den Hochzeiten über die Wohnungseinrichtungen, die jeweiligen Moden bis hin zu Statussymbolen. Für die Familie Püscher war es eine Möglichkeit, den Lebensunterhalt zu verdienen. Für die Alfelder, Erinnerung zu bewahren. Für die Nachwelt, Geschichte zu erfassen."

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30.10.13 - „Eine Stadt auf Fotopapier“ – Annett...

„Eine Stadt auf Fotopapier“ – Annett Gröschner und Simon Schwinge (Herausgeber). 170 Seiten (Softcover), Format 180 mm auf 320 mm – ein ungewöhnliches Format, dass die Fotografien voll zur Geltung bringt. Gedruckt in hochwertiger Schwarz-Weiß-Optik und auf erstklassigem Papier. Satz und Gestaltung stammen von fortgeschrittenen Studierenden der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim unter Leitung von Prof. Dominika Hasse. Die Stadt Alfeld in Niedersachsen besitzt etwas, das sie vor anderen westdeutschen Städten auszeichnet – eine fast lückenlose Dokumentation ihres Alltags. Der Nachlass zweier Fotografen – Vater und Sohn, Richard und Eberhard Püscher – umfasst die Zeit von 1946 bis in die 1990er Jahre. Jene fünf Jahrzehnte, für die sich heute der Begriff der „alten Bundesrepublik“ durchgesetzt hat.Das Buch „Eine Stadt auf Fotopapier“ macht diese einzigartigen Fotografien erstmals zugänglich. „Eine Stadt auf Fotopapier“ ist eine kommentierte Bestandsaufnahme und erzählt die Geschichte der Bilder und der Menschen und macht so Geschichte sichtbar. Das Buch umfasst sowohl umfangreiche Bilderstrecken zu einzelnen Themen, als auch zahlreiche Texte, die den Menschen auf den Bildern nachforschen, sich mit fotohistorischen Fragen auseinandersetzen und die Biographie der beiden Fotografen beleuchten.

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Eine Stadt auf Fotopapier
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