Warum so früh Englisch lernen? Wird mein Kind überfordert?
"Die Sorge ist unbegründet", sagt Georges Lüdi, Sprachwissenschaftler
von der Universität Basel. "Im Gegenteil, wenn man früh eine andere
Sprache lernt, dann profitiert auch die Muttersprache davon."
Zusammen mit Neuropsychologen hat der Linguist erforscht, was im
Gehirn passiert, wenn Kinder beginnen, sich im Sprachdschungel zu
orientieren.
Die verblüffenden Ergebnisse: Geht es mit der Zweitsprache früh los,
denkt das Kind darüber nach, warum es im Deutschen so viele Artikel
gibt und im Englischen nur einen - und lernt daraus. Vor allem aber
fällt es Kindern jedoch leichter, sich weitere Fremdsprachen anzueignen.
Eine entscheidende Rolle spiele dabei das Alter, so Lüdi - je jünger,
desto besser. Die entscheidende Grenze überschreiten die Kinder mit dem vierten Geburtstag. Zuvor entwickeln sich im Gehirn die neuronalen Netze,
in denen die Sprachen verarbeitet werden. Dort werden auch Fremdsprachen, die später hinzukommen, umgesetzt.
"Hat das Hirn erst einmal die Infrastruktur ausgebaut, wird sie für jede
Sprache genutzt, egal ob Ungarisch oder Französisch", erklärt Lüdi.
Machen Kindern erst später die ersten fremdsprachlichen Gehversuche,
legt das Gehirn für jede neue Sprache auch neue Netzwerke an - und das
ist beschwerlich.