Crowdfunding since 2010

Vom Loser zum Helden? Na jedenfalls muss er mal seinen Arsch hoch bekommen!

Jochen raucht, lebt allein, sitzt zu Hause und will nur noch älter werden. 47 Jahre hat er schon geschafft. Und beim Kiosk war er heute auch schon. Aber dann, gibt's das? War es die Wurst? Noch nicht ganz klar, wacht Jochen auf einer Wiese auf. Neben ihm hockt eine deutliche jüngere Frau, die sagt "Ich bin deine Tochter, hi!". Was? Wer soll das sein? Aber dann will der Kettenraucher unbedingt schwimmen, radfahren und rennen.
Funding period
10/26/20 - 12/13/20
Realisation
Filmstart vorr. Herbst 2021
Website & Social Media
Minimum amount (Start level): 15,000 €

Aufwandsentschädigung für alle Beteiligten – SchauspielerInnen, Kamera, Ton- und Bildtechnik, Kostüm-Leute, Assistenz und die noch ausstehende Postproduktion

City
Leipzig
Category
Movie / Video
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08.11.2020

Die Leipziger Volkszeitung über den Dreh

Daniel Weißbrodt
Daniel Weißbrodt4 min Lesezeit

Midlife-Mut statt Midlife-Crisis: Larsen Sechert dreht »Jochen macht Triathlon«

Jochen, Mitte 40, arbeitslos, parkt auf dem Abstellgleis des Lebens. Bis er erfährt, eine erwachsene Tochter zu haben. Es ist die Geschichte eines Aufbruchs. Und eine kleine Parallele zum Leben des Leipziger Clowns Larsen Sechert. Auch er bricht auf – und stürzt sich ohne Vorerfahrung in das Filmabenteuer.

Die Kamera sucht eine neue Position. Die Sportler formieren sich. Wieder müssen 16 Triathleten ins Wasser springen. Und Larsen Sechert erklärt die Einstellung: »Ihr werdet jetzt von hinten gefilmt.« Kunstpause. »Spannt die Arschmuskeln an.«

Sechert ist Clown, Schauspieler, Autor und mit dem Mikrofon in der Hand in seinem Element. So kennt man ihn von der Bühne, aktuell bis Ende August auf dem Feinkostgelände. Er findet den kurzen Weg zum nächsten Gag. Das hilft auch als Regisseur am Ufer des Markkleeberger Sees. Die Sonne brennt, der Sand grillt die Fußsohlen. Und Sechert hält die Komparsen bei Laune, die für den Kinostreifen »Jochen macht Triathlon« dreimal ins Wasser rennen müssen, bis alle Bilder im Kasten sind. Und zwischendurch warten. Immer wieder warten.

»Sieben Stunden lang und keiner meckert.« Wenn Sechert vom Team spricht, dann schwingt Stolz mit. Und ein Hauch Unglaube, wie viele Menschen sich mit Herzblut einer Idee verschreiben, die Sechert vor einiger Zeit in den Sinn kam – und die ihm, wie er offen einräumt, längst über den Kopf gewachsen ist. »Ich dachte, wir machen das zu dritt. Jetzt sind immer mindestens zehn Leute am Set.«

Vom Drehen hatte er keine Ahnung, als er loslegte. Möglich wird es, weil er kundige Mitstreiter begeistern konnte, allen voran Regie-Partner und Kameramann Paul Schlesier. Und weil sich Sechert mit 43, in einem Alter, in dem es sich andere auf dem eingeschlagenen Weg bequem machen, mit Energie in Neues stürzt. So weist das Geschehen vor und hinter der Kamera einige Parallelen auf. Eine Art Midlife-Crisis-Film hat sich Sechert ausgedacht. Aber eben nicht die erwartbare Krisen-Komödie, sondern den Schritt heraus aus dem Sumpf. »Ich habe keine Zeigefinger-Ambitionen«, sagt er. »Aber wenn sich durch den Film jemand aufrafft, wäre das schön.«

Die Story dreht sich um den arbeitslosen Jochen, Mitte 40, der auf dem Abstellgleis des Lebens parkt. Bis er auf seine erwachsene Tochter Hanna – gespielt von der Schauspielstudentin Ronja Rath – trifft, von der er zuvor nichts ahnte. Jochen legt die Zigaretten weg, trainiert für seinen ersten Triathlon und kapiert erst spät, für wen er das alles auf sich nimmt.

Sechert steigt selbst seit rund vier Jahren ins Schwimmbecken, aufs Rennrad, läuft, wagt sich an zwei, drei Wettkämpfe im Jahr. Das Rauchen hat er wie Jochen aufgegeben. Auf der Bühne fühlt er sich präsenter. Er kennt das Gefühl, sich aufzuraffen und ungeahnte Fähigkeiten wachzukitzeln. Eine Erfahrung, die das Drehbuch durchzieht, zugleich aber auch den ursprünglichen Plan vernichtet, Jochen selbst zu spielen. Sechert ist schlicht zu fit.

In die Rolle schlüpft jetzt Daniel Weißbrodt, eigentlich Historiker mit kaum Schauspielerfahrung, der aber einen überzeugenden Zugang zur Jochen-Rolle gefunden hat. Hoch aufgeschossen überragt er das Starterfeld am See. Auf seinen Sieg würde niemand setzen. Aber darum geht es nicht, es geht um den Sieg über sich selbst, um den kleinen Anstoß, der für große Veränderungen sorgt. Jochen krempelt sein Leben um und merkt, dass es nicht zu spät ist. Die Schluss-Szene, eine Begegnung mit Hanna, wurde gerade im Café »Süß und Salzig« in Lindenau gedreht.

Hätte es nicht einfach ein Roman getan? »Ich hatte schon zu viele Bilder im Kopf«, sagt Sechert und gibt zu, dass er ohne Paul Schlesier aufgeschmissen wäre. Schlesier, Autodidakt, dreht sonst Musik-Videos. »Er ist der eigentliche Motor des Films«, schwärmt Sechert. Schlesier hat das Kamerateam erweitert, Leute für das Licht angeheuert, ebenso Sascha Kiesewetter, der bei der Pfeffermühle spielt und jetzt am Set für professionellen Ton sorgt. Das Puschelmikrofon an der Teleskopstange ragt in den blauen Himmel am See.

Wenn Sechert sagt, »Ich bin gerade dabei, 12 000 Euro in den Sand zu setzen«, klingt er erstaunlich entspannt. Er hat den Film vorfinanziert. Ob das Geld ab Herbst, wenn die Crowdfunding-Aktion beginnt, oder in einem Jahr, wenn »Jochen macht Triathlon« seinen Platz in den Programmkinos sucht, wieder eingespielt wird, weiß Sechert nicht. Aber er weiß, dass er den Film dennoch drehen muss. »Sonst hätte mir der Film als Gespenst eines unverwirklichten Traumes ewig im Kopf herumgespukt.«

Dimo Rieß am 13. August 2020 in der Leipziger Volkszeitung

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Jochen macht Triathlon aka Knalltheater Leipzig
Larsen Sechert
Körnerstraße 34
04107 Leipzig Deutschland
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