Die 15%-Kinder von Chibok
Heute vor genau einem Jahr stürmten Terroristen von Boko Haram die Kleinstadt Chibok im Nordosten Nigerias und verschleppten 276 Schülerinnen eines Mädcheninternats. Das Verbrechen ging mit dem Hashtag #bringbackourgirls um die Welt. Mehr als 50 Mädchen konnten seitdem ihren Entführern entkommen, sie berichten Schreckliches. Mädchen werden verkauft oder als Sexsklavinnen von 'verdienten' Terroristen missbraucht. Jungen, die an anderen Schulen entführt wurden, müssen kämpfen und sterben oft in erster Reihe als Kanonenfutter.
Ein Jahr nach dem Überfall auf Chibok ist ungewiss, wo die Mädchen sind. Das gleiche gilt für die meisten der 2000 Kinder, die Boko Haram laut Amnesty allein in diesem Jahr verschleppt hat. 800.000 nigerianische Kinder, so schätzt das UN-Kinderhilfswerk Unicef, sind aus Angst vor Boko Haram geflohen. Sie brauchen Hilfe. 60.000 traumatisierte Kinder hat Unicef in den vergangenen Monaten etwa mit psychologischer Betreuung unterstützt. Doch dafür - wie auch für Unterkunft, Verpflegung, Schulbildung oder medizinische Versorgung - geht das Geld aus.
Auf 25 Mio. Euro schätzt Unicef den Geldbedarf für 2015, um den von Boko Haram vertriebenen Kindern in Nigeria zu helfen. Nur 15% davon sind davon bislang zusammen gekommen. In Kamerun sind - kaum besser - 17% des Bedarfs gedeckt, in Niger gerade einmal 2% und im Tschad 1% - beide Länder gehören zu den ärmsten der Welt und beherbergen zehntausende, die vor Boko Haram geflohen sind.
Während also heute vermutlich viele Staatsmänner und -frauen mit bedeutungsschwangeren Worten an die verschwundenen Mädchen erinnern werden, ist es mit den Taten nicht weit her. Auch das Beispiel Chibok zeigt, wie wichtig es ist, den Gebern auf die Finger zu gucken.
Das will ich immer noch tun - und langsam wird es ernst. Wir haben noch gut zwei Wochen, um das Finanzierungsziel zu erreichen. Bitte helft mir, unser Projekt noch bekannter zu machen: teilt diesen Blogpost mit Euren Freunden und Bekannten, erzählt Kollegen in der Kaffeepause davon oder mailt einen Link an Verwandte und jeden, der und die Interesse haben könnte.
Versprochene Hilfsgelder helfen nur dann, wenn sie auch wirklich ausgezahlt werden. Das gilt in Nigeria und überall sonst auf der Welt.
PS: Wer mehr zu den Mädchen von Chibok wissen möchte, kann mich dazu heute gegen 12:25 Uhr im RBB Inforadio oder heute Abend um kurz nach 19 Uhr auf WDR5 (Politikum) hören.