Wenn irgendwo auf der Welt eine Krise ausbricht, reicht es nicht mehr, dass UN und Hilfsorganisationen einfach zu Spenden aufrufen. „Wir brauchen immer höhere Summen“, sagt mir ein UN-Sprecher in Genf. „Um die zu bekommen, müssen wir etwas Besonderes leisten.“ Geberkonferenzen werden ausgerichtet, deren Choreographie an Oscar-Verleihungen erinnert. Ende Januar in Berlin erst stand Bundeskanzlerin Merkel im Scheinwerferlicht, als sie bei einer solchen Spendengala 600 Millionen Euro für ein globales Impfprogramm zusagte. Ähnliche Gipfel gab es für den Kampf gegen Ebola, die Flüchtlingshilfe in Syrien oder Nothilfe nach dem schweren Erdbeben in Haiti.
Doch wenn die Scheinwerfer ausgeschaltet sind, interessiert sich kaum noch jemand dafür, ob das versprochene Geld wirklich fließt. Oft bleibt es bei Versprechungen. So waren zwei Monate nach einer Geberkonferenz im vergangenen Oktober, bei der 5,4 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau des zerbombten Gaza versprochen wurden, erst zwei Prozent geflossen. Die Bewohner mussten den Winter frierend in den Trümmern verbringen. Und Gaza ist nur ein Beispiel von vielen.
Säumige Zahler sind zum einen Regierungen, die Steuergelder einbehalten, obwohl sie sich bereits für ihre Wohltätigkeit haben feiern lassen. Das ist ärgerlich genug. Doch immer häufiger spenden auch Großkonzerne für den guten Zweck, ebenso wie reiche Einzelpersonen. Mit ihren Versprechungen geben sie sich ein Image der Hilfsbereitschaft. Aber tun sie wirklich Gutes, oder reden sie nur darüber?
Bei meiner Recherche möchte ich eine große Geberkonferenz exemplarisch unter die Lupe nehmen. Wer hat (wieviel) Geld versprochen und dann nicht oder (zu) spät gezahlt? Diese Zahlen möchte ich zusammentragen und so aufarbeiten, dass sich ein vollständiges Bild ergibt. Darüberhinaus interessiert mich der Hintergrund: Wie effektiv wird die Einhaltung der von Gebern gegebenen Versprechen kontrolliert? Was sagen die Helfer über die Folgen gebrochener Geldversprechen? Und (wie) verteidigen sich die Nicht-Geber?
Manche Zahlen sind öffentlich zugänglich, aber schwer zu bekommen. Für jede einzelne versprochene Spende muss geklärt werden, wer wann welche Summe versprochen hat - und am anderen Ende eindeutig, ob und wieviel Geld angekommen ist. Das dauert.
Bei der Vorrecherche hat sich gezeigt, dass persönliche Gespräche nötig sind, um den vollen Inhalt der Zahlenkolonnen zu erfassen. Deshalb werde ich intensiv bei internationalen Organisationen recherchieren, die Zugang zu den nötigen Informationen haben. Mit den recherchierten Zahlen werde ich Regierungen, Unternehmen und anderen Spendern nachspüren, die ihre Versprechungen nicht erfüllt haben - per Email, Brief, Telefon oder persönlichem Besuch.
Die recherchierten Ergebnisse möchte ich fallweise journalistisch für Medien in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufarbeiten. Dabei plane ich Beiträge für Printmedien ebenso wie für das Radio. Um das Gesamtbild vollständig darzustellen, strebe ich zusätzlich mit Hilfe von «Correct!v» eine interaktive Grafik an, die für jeden frei online abrufbar sein soll.
Mit meiner Recherche möchte ich dazu beitragen, dass Geber die Verpflichtungen einhalten, die sie mit einem Versprechen eingehen - weil sie fürchten müssen, kontrolliert zu werden. Zugesagte Hilfsgelder müssen zeitnah gezahlt werden, damit das mit ihnen verfolgte Ziel erreicht werden kann. Das ist auch im Interesse der Bürger in Geberländern, weil sie zurecht verlangen können, dass ihre Steuergelder ehrlich und sinnvoll verwendet werden. Als Konsumenten dürfen wir zudem erwarten, dass Unternehmen sich nur mit dem schmücken, was sie wirklich leisten, und uns nicht täuschen.
Existenziell ist das Interesse bei den endgültigen Empfängern, den Hilfsbedürftigen: für sie machen pünktliche und vollständige Hilfslieferungen den Unterschied zwischen Leben und Tod aus. Doch die Opfer von Krankheit, Krieg und Naturkatastrophen können sich in ihrer Not meist nicht selbst gegen gebrochene Versprechen zur Wehr setzen - dazu brauchen sie unsere Hilfe.
Nur mit Ihren Spenden kann ich es mir als freier Korrespondent leisten, die Zeit für eine so umfangreiche Recherche zu investieren. Ein Großteil davon wird in der "humanitären Welthauptstadt" Genf geschehen, wo ich seit mehr als vier Jahren arbeite. Zusätzlich werde ich aber auch zum Hauptsitz der UN in New York und gegebenenfalls ins Zielgebiet der untersuchten Hilfen reisen müssen. Mit Ihrem Beitrag ermöglichen Sie mir auch dies.
Marc Engelhardt hat beim NDR volontiert und bei der Tagesschau gearbeitet, bevor er 2004 als freier Afrika-Korrespondent nach Nairobi (Kenia) zog. Seit 2011 lebt er in Genf und berichtet von dort über die Arbeit der UN und anderer internationaler Organisationen, u.a. für den Deutschlandfunk, den WDR und die Schweizer Wochenzeitung. Er ist Vorsitzender des Korrespondentennetzwerks weltreporter.net und Autor mehrerer Bücher. Mehr Informationen: www.unreporter.de
Einzeln vertretungsberechtigt:
Dr. Christian Humborg, David Schraven
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