Langsam, aber unaufhaltsam graben sich gewaltige Bagger durch das Land und fressen sich auf ein Dorf zu, in dem nur noch wenige Menschen leben. Bloß ein paar Tage verbleiben den Bewohnern. Und doch scheint alles alltäglich.
Federn fliegen durch ein Kinderzimmer. Plötzlich knallt ein Kopf gegen den Nachttisch, aber nichts passiert. Es ist wie immer, aber alles wird anders werden. Ein Architektenpaar bespricht die Pläne für das neue Haus, aber er ist mit seinen Gedanken ganz woanders. Margit cremt dem Vater ihres Ex-Manns den Bauch ein.
Eine Zurückgekehrte streitet sich mit ihrer Mutter über das Kaninchen im Eintopf, obwohl Umzugskartons im Auto gestapelt werden sollten. Und Greta? Greta verschrumpelt in der Badewanne und will das Klingeln nicht hören. Nicht mehr lang. Nicht mehr lang, bis das Dorf in eine gemeinsame Nacht steuert, die für alle, alles ändert. Eine abgebrochene Totenwache, eine alte Jugendliebe wird wiederbelebt, plötzlich überall Blut. Einer buddelt auf dem Friedhof, zwei spielen Piraten auf dem Spielplatz. Fast alle sind betrunken.
Mit Morgen: (AT) erzählen wir fünf fiktive Geschichten, verbunden durch die gemeinsame Realität des bevorstehenden Abrisses. Mit unserer episodenhaften, fragmentarischen Erzählweise spannen wir ein Netz aus Bildern über das betroffene Dorf, das so zum eigentlichen Protagonisten wird.
Dieser Film entsteht in einem Kollektiv. Es werden fünf Geschichten von fünf verschiedenen Autoren/innen entwickelt. Dabei nehmen wir verschiedene Perspektiven ein, die in ihrer Verbindung einen abstrahierten Blick zulassen. Mit unterschiedlichen Herangehensweisen und differenzierter ästhetischer Umsetzung verbindet sie jedoch das gleiche Thema.
Wir wollen erkunden, was bleibt, wenn Dinge unfreiwillig aus dem Leben verschwinden. Wie löst man sich insbesondere von einem Ort, den man Zuhause nennt?
In Morgen: (AT) betrachten wir sehr unterschiedliche Figuren, die in einer gemeinsamen Situation stecken, die einen Umgang finden müssen mit dem klaren Ende eines Lebensabschnittes. Jede dieser Figuren ist neben diesem großen, übergestülpten Ende des Dorfes, auch mit ganz privaten Verlusten und Abschieden konfrontiert, deren Verarbeitung jetzt nicht länger aufgeschoben werden kann.
Ergänzend sollen Podiumsdiskussionen veranstaltet werden, bei denen wir sowohl mit Betroffenen als auch Organisatoren eines solchen Umsiedlungsprozesses sprechen wollen. Im Anschluss sollen Sondervorstellungen in den aufgrund von Braunkohleförderung konkret von Umsiedlungen betroffenen Regionen, veranstaltet werden.
Wir verstehen das Projekt als filmische Kollektivarbeit. Im Kollektiv wollen wir unterschiedliche ästhetische Umsetzungen der Episoden als Formprinzip experimentell erforschen. Dabei erhoffen wir uns ein produktives Spannungsverhältnis zwischen verschiedenen Darstellungsweisen bei gleichbleibendem thematischem Mittelpunkt des unabwendbaren Heimatverlusts.
In Zeiten der intensiven, öffentlichen Auseinandersetzung mit Menschen, die ihre Heimat gezwungenermaßen verlassen müssen, halten wir es für wichtig, einen abstrahierten Blick auf das zu werfen, was verloren geht.
Wir alle sind betroffen von erwarteten, wie unangekündigten Enden.
Um diesen Spielfilm in Kinoqualität zu produzieren, sind wir einerseits auf die Universität Hildesheim angewiesen, andererseits sehen viele potentielle Förderer genau das als Ausschlusskriterium einer finanziellen Unterstützung unseres Projekts. Leider reichen die universitären Mittel nicht aus, um diesen Film zu realisieren. Deshalb wenden wir uns jetzt an Euch.
25 Tage lang werden wir gemeinsam im Landkreis Hildesheim drehen. Das Team, bestehend aus ca. zwanzig Personen muss verpflegt und untergebracht werden. Wir brauchen Kostüme und Ausstattung. Mit dem Geld könnten wir die täglichen Fahrtkosten zu den Drehorten, den Transport von Schauspielern und Technik, sowie deren Versicherung bezahlen.
Erreichen wir die Schwelle von 3.500 €, können wir das Projekt leider nur in einer sehr abgespeckten Fassung realisieren. Wir müssten den Drehzeitraum verkürzen, darunter würde die Qualität der Inszenierungsarbeit aber leiden. Um den Film so zu realisieren, wie geplant - mit 25 Drehtagen und einer guten Ausstattung - benötigen wir 7.500 €. Mit Eurer Hilfe wäre das möglich.
Das Filmteam setzt sich größtenteils aus Studierenden und Alumni des Kulturcampus der Stiftung Universität Hildesheim zusammen. Doch obwohl die Universität uns eine technische und finanzielle Grundlage bietet, geht dieses Projekt über den universitären Rahmen hinaus. Das Projekt wird mit einer ARRI AMIRA realisiert, die die Herstellung eines digitalen Filmbilds in Kinoqualität ermöglicht. Die Dreharbeiten werden vom 14. Mai bis zum 07. Juni 2016 in Niedersachsen stattfinden.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Christoph Möller, Gerd Stahl und Benedikt Maurer.
Morgen - Kollektiv
Steuernummer:
30/114/14310