Das letzte Naturtrüb Magazin mit dem Titel Hunger erschien 2021, seitdem ist auf der Welt und auch bei uns viel passiert. Die Corona-Pandemie zwang uns dazu, unsere Treffen für eine lange Zeigt ausschließlich digital durchzuführen. Außerdem mussten wir und andere Gruppen und KünstlerInnen unsere Räume im Kulturhaus Bielefeld verlassen, da dieses kurzfristig aufgrund des Krieges in der Ukraine als Unterkunft für Geflüchtete genutzt wurde. Diese Ereignisse, aber auch andere Fragen innerhalb von Naturtrüb, die uns mit wachsender Erfahrung als Kollektiv immer mehr beschäftigt haben und beschäftigen, haben dazu geführt, dass es mit dem Release der dritten Ausgabe zum Thema Dunkelheit etwas länger als bei unseren ersten beiden Ausgaben gedauert hat.
Dunkelheit kann aufregend sein, poetisch, geheimnisvoll aber auch bedrohlich, gefährlich und furchteinflößend. Wie fühlt es sich an allein im Dunkeln unterwegs zu sein? Wie kann es sein, dass wir noch immer Angst davor haben müssen? Und wie schön ist es gleichzeitig, wenn die Dunkelheit sich über uns legt und alles in ein geheimnisvolles blauschwarz taucht, Abende und Nächte beginnen und wir nicht wissen, was passieren wird. Und was kann Dunkelheit sonst noch alles bedeuten? Wir haben in 36 Artikeln mal gemeinsam, mal alleine zu unseren Gedanken zum Thema Dunkelheit geforscht, geschrieben und gezeichnet.
Wir hoffen, dass ihr Lust bekommen habt mal selber reinzuschauen und unsere Arbeit als Kollektiv sowie unser Magazin mit einer Vorbestellung und oder Spende langfristig zu unterstützen! Denn wir möchten nach vorne blicken und nicht aufhören, Forderungen zu stellen, uns kritisch mit dem Status eines feministischen Kollektivs inmitten einer Leistungsgesellschaft auseinandersetzen und Perspektiven für ein anderes Leben aufzeigen! Und Euch dazu am liebsten noch den Tag erhellen mit schönen Beiträgen, die Freude machen.
Das Projekt richtet sich an alle, die Interesse an Feminismus, an Zeichnung und Illustration, an wissenschaftlichen und poetischen Texten, an kollektiven Auseinandersetzungen und an einem schönen, hochwertigen, selbstproduzierten Buch haben.
Das Naturtrüb Kollektiv und damit auch das Magazin sind so in dieser Form einzigartig: Als selbstorganisierte Gruppe aus Zeichner:innen, Wissenschaftler:innen, Schriftsteller:innen und Gestalter:innen bilden wir uns gemeinsam einen Schutz- und Resonanzraum für Gedanken- und Erfahrungsaustausch. Wir kommen zusammen aus unseren unterschiedlichen Disziplinen und Lebensrealitäten und arbeiten gemeinsam an unterschiedlichen Themen. Dabei ermutigen wir uns, weiter zu denken, zu arbeiten, laut zu sein und über das was wir tun, zu reflektieren. Das ist nicht immer einfach und erfordert immer wieder Mut, aufeinander zu zugehen, aber am Ende ist es für uns alle vor allem wertvoll und wir möchten diesen Raum nicht verlieren und auch für andere zugänglich machen.
Als feministisches Kollektiv reden, diskutieren und schreiben wir viel über (unbezahlte) Carearbeit und prekäre Arbeitsverhältnisse, die besonders oft weibliche Personen betreffen. Gleichzeitig arbeiten wir alle für unser Kollektiv fast ausschließlich ehrenamtlich. Dabei steigt der Arbeitsumfang in unserem Kollektiv, da sich unsere Prozesse immer mehr professionalisieren. Wir möchten zukünftig unserem feministischen Ansprüchen auch in den eigenen Strukturen gerecht werden, in dem wir -zu mindestens - einige der (Care)arbeiten innerhalb unseres Kollektivs bezahlen können.
Hinter dem Projekt steht Bielefelds einziges feministisches Kollektiv, das selbstorganisiert Texte und Illustrationen ausschließlich von FLINTA* Personen herausgibt. Wir verstehen uns als ein solidarischer Zusammenschluss von und für Künstler:innen und Autor:innen. Die bisher erschienenen Magazine (1. Suchen und Finden, 2. Hunger, 3. Dunkelheit - noch in Veröffentlichung) stellen nicht nur eine Vielfalt von Lebenswelten und Perspektiven von FLINTA* dar, sondern arbeiten diese auf wissenschaftliche, poetische und gestalterische Weise auf. Dabei ist der Themenwahl (fast) keine Grenze gesetzt. Während einige Beiträge gezielt strukturelle und globale Probleme adressieren wie weltweite Hungerkrisen, die Mehrbelastung von Frauen* durch Care-Arbeit oder die Auswirkungen geschlechtsspezifischer Sozialisation, zeigen andere Beiträge intime Einblicke in das Erleben einer Depression, die Auswirkung von Schönheitsidealen oder berichten über die Hürden als weiblich gelesene Person einen LKW kaufen zu wollen. Die Magazine zeigen dadurch auf besondere Weise den Zusammenhang patriarchaler Strukturen und dem individuellen Erleben des Alltags auf. In den jeweiligen Beiträgen sticht zwar der einzigartige künstlerische Ausdruck jeder Einzelnen hervor, im Entstehungsprozess ist jedoch ein gemeinschaftliches Arbeiten zentral. Damit sind unsere Magazine nicht nur eine Möglichkeit der Veröffentlichung für Künstlerinnen* und Autorinnen*, vielmehr sind sie das Ergebnis eines kollektiven Prozesses, in dem Künstlerinnen* und Autorinnen* mit verschiedenen Hintergründen sich gegenseitig inspirieren, kritisieren und gemeinsam etwas Neues erschaffen. Neben dem Magazin entsteht dabei auch ein feministischer Raum, in dem wir uns über Erfahrungen die wir, u.a. wegen unseres Genders machen, austauschen und mit feministischen Theorien in Zusammenhang setzen. So entwickeln wir sowohl unsere künstlerischen und wissenschaftlichen als auch unsere feministischen Positionen im Austausch miteinander weiter.