Dokumentarfilm
25 min
Mein Urgroßvater stammt aus einer Familie von Gutsbesitzern aus Mecklenburg-Vorpommern. 1940 war er bereits 59 Jahre alt und ging als "Siedlungsberater" nach Polen. Mit ihm gingen seine Frau und sein damals 2 jähriger Sohn, mein Opa. In Polen wurden zwei weitere Söhne geboren. Was ein Siedlungsberater ist, konnte ich bisher noch nicht herausfinden und es konnte mir auch noch niemand beantworten. 45 floh die Familie zunächst zurück nach Mecklenburg-Vorpommern und landete dann nach etlichem Hin- und Her in Süddeutschland, in dem Dorf, in dem ich 35 Jahre nach ihrer Ankunft geboren bin. Seitens der Familie Lemcke gibt es einen Familienverband, mit eigener Satzung, einer Homepage, einem Stammbaum, der bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht (in dem ich auch verzeichnet bin). Unser Familienwappen hängt in einigen Wohnzimmern meiner Verwandten. Obwohl es diesen Verband gibt, der seine Hauptaufgabe darin sieht, die Geschichte der Familie und vor allem ihre Werte aufrecht zu erhalten, gibt es kaum eine Erzählung innerhalb meiner nahen Familie. Herauszufinden, warum das so ist, ist eine der Ziele dieses Films.
Meine Geschichte sehe ich als ein Beispiel für die vielen Geschichten meiner Generation, die fast nichts über ihre Familiengeschichten wissen, weil nach '45 innerfamiliär fast nicht über die Zeit gesprochen wurde. Der Film ist eine verschwommene Rekonstruktion von erinnerter Geschichte.
Der Film ist mein Diplom Abschlussfilm an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Im Januar wird er fertig sein.
Alle, die es interessiert, wie solch ein Generationendialog aussehen kann und die über ihre eigene Geschichte nachdenken wollen. Leute mit Spaß an ästhetischen Überlegungen zu Erinnerung. Meine Generation. Kriegs-Kindergeneration.
Auswertung: Festivals.
Für meine Generation halte ich es für äußerst wichtig, zu wissen, was die Rollen unserer Familien im NS waren. Durch die vergangene Zeit ist es schwer, einen eigenen Bezugspunkt aufrecht zu erhalten. Diesen aber halte ich für außerordentlich wichtig, um einen besseren Zugang zur größeren Geschichte zu erhalten.
Mein Zeitzeuge in dem Film, ist eine Person aus der Kindergeneration. Sabine Bode beschreibt in ihrem 2004 erschienen Buch "Die vergessene Generation" diese Generation als zugleich Kriegskinder und Täterkinder. Der Titel verweist darauf, dass bis ca. zur Zeit des Erscheinens dieses Buches, diese Kinder überhaupt keine Rolle spielen, d.h., nie nach ihnen gefragt wurde. Sie wuchsen im Krieg auf und später im Wiederaufbau, einer Zeit, in der alle nach vorne blickten, ohne sich je umzublicken.
Ich versuche nun als Enkelin eines dieser Kinder die Spuren der Kindererinnerung und -geschichte zu verfolgen. "Mein Kind" ist mein Opa, Kind eines "Siedlungsberaters" in den von Deutschland annektierten Gebieten Polens, dann über mehrere Jahre Flüchtling. Es geht auch um die Spuren, die seine Geschichte vielleicht noch im heute hinterlassen hat.
Derzeit finanziere ich den Film durch zusätzliches Arbeiten gehen, da es sehr schwierig ist, für einen Abschluss an der Burg eine Finanzierung zu finden. Zu meinem großen Glück steht mir professionelle Technik, Schnittplätze usw. seitens der Hochschule zur Verfügung. Die konkreten Kosten, die anfallen sind Reisekosten, Busleihe, Unterkünfte und Verpflegung. Außerdem, um nicht komplett im System der Selbstausbeutung aufzugehen, möchte ich gerne meinem Team zumindest eine Aufwandsentschädigung zukommen lassen.
Ich bin sehr froh, ein so tolles Team im Rücken zu haben! Es ist ein sehr kleines Team, da es mir gerade durch das Thema wichtig ist, eine bestimmte Vertrautheit am Set zu haben.
Ginan Juliane Seidl (Kamera) wuchs in Berlin auf. Zwischen 2005-2012 studierte sie Bildhauerei/Metall an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. und beendete das Studium mit dem Diplom im Januar 2012.
2008/9 studierte sie ein Jahr “Medios Multiples” an der Escuela Naciónal de Artes Plásticas in Mexiko Stadt. 2009/10 folgte eine Nebenhörerschaft in der Medienkunstklasse der UdK Berlin. 2010 verbrachte sie drei Monate in Istanbul, im Rahmen eines Residenzstipendiums Seit 2009 ist sie Mitglied im Filmkunstkollektiv Rosenpictures.
http://ginanseidl.blogspot.de/, http://www.rosenpictures.com/
Claus Störmer (Ton) wuchs in Halle auf. Seit 2007 studiert er Medienkunst an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle mit Schwerpunkt Sound. Produktion und Vertonung diverser Filme.2006 Zusammenschluss mit Johannes Krause zu Soundkollektiv YHT. 2004-2005 Privatausbildung zum Tontechniker in Wuppertal, zuvor Ausbildung bei der Deutschen Telekom zum Facharbeiter für Kommunikationstechnik.
http://ypsilonht.com/yht.html
Und ich, Kathrin Lemcke (Regie), geboren 1983, im Allgäu aufgewachsen. Nach einem einjährigen Aufenthalt in Indien studierte ich Historische Anthropologie, Indologie und Neue Deutsche Literatur in Freiburg im Breisgau. Es folgt ein Studium der Medienkunst an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und an der Bezalel Academy of Arts and Design, Jerusalem im Bereich Videokunst. Seit 2009 bin ich Stipendiatin der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Neben diversen Ausstellungsbeteiligungen, u.a. in Leipzig, Stege (DK) und Tel Aviv, bin ich immer wieder damit beschäftigt, Projekte wie Filmschauen, Gruppenausstellungen und Workshops konnektiv selbst zu organisieren.
erste Eindrücke auf: http://vimeo.com/46536988