„Wir sind hier, weil ihr unsere Länder zerstört". Die afrikanischen Künstler, deren Mitspracherecht an gesellschaftlichen und polititschen Prozessen sowohl in der ursprünglichen als auch in der neuen Heimat stark eingeschränkt ist, empfinden "doppelte Heimatlosigkeit". Wie können sie dennoch eine starke Identität bewahren? „Ne touchez pas ma terre, c'est ma terre!“ setzt Grenzen, die für eine eigene Identität nötig sind. Im Spannungsfeld zwischen persönlichem Stolz und dem Gefühl, alles verloren zu haben, arbeiten sich in dem Tanzstück „Grenzland“ fünf Tänzer und zwei Musiker an Zerrissenheit und Wut in heftigen körperlichen Auseinandersetzungen ab.
Die an diesem Projekt beteiligten europäischen und afrikanischen Künstler sind an dem Ort, an dem sie aktuell leben, fremd. Was sie fremd sein lässt, ist offensichtlich: ihre Herkunft. Was sie fremd bleiben lässt, wird schwieriger: ihre aktuellen Lebensbedingungen. Der Spielraum zwischen Stigmatisierung und Bereicherung, zwischen Ausgrenzung und Vereinnahmung soll in dem Projekt ganz unmittelbar „in Bewegung“ gebracht werden.
„Grenzland“ schärft den Blick, mit dem wir auf andere Kulturen schauen und problematisiert gängige Vorstellungen von kultureller Überlegenheit. Dieses Projekt soll die Erfahrung des gegenseitigen Befremdens als Chance sichtbar machen. Nicht die Vereinheitlichung einer einmal festgelegten Harmonie kann das Ziel sein, sondern der dynamische Spielraum. Die Widersprüche und Spannungen sollen in Tanz übersetzt werden; dem Zuschauer werden neue Perspektiven eröffnet: „Weiß ist nicht gleich Weiß und Schwarz ist nicht gleich Schwarz“. Die Grenzen der Andersartigkeit entsprechen keinen geographischen Grenzen. Die zukunftsweisende Zusammenstellung aus Künstlern so verschiedener Herkunft, bewusst ausgewählt nach Biografien und Konfliktpotential, ermöglicht, sich intensiv mit Ideen von „Fremdheit“ auseinanderzusetzen und zu schaffen, was nur durch die Erfahrungen jedes Einzelnen möglich ist.
Wir alle lieben Tanz, aber wir fühlen noch einen weiteren wichtigen Grund, das Projekt in einer multikulturellen Welt von heute in der wir immer gemischter und fremder werden, zu realisieren:
Ein Großteil der Ursachen von Migration und Flucht sind in Europa selbst zu finden. Dies machen nicht nur die immer neuen Flüchtlingszahlen deutlich, sondern auch ein allmählicher Bewusstseinswandel in der veröffentlichten Meinung. Die deutschen und europäischen Berichterstattungen unterscheiden sich eklatant von der afrikanischen Perspektive. In „Grenzland“ werden keine Lösungen gegen falsche Politiken gefunden, aber eine Lösung von eingefahrenen Sichtweisen. Das Stück sensibilisiert für Konflikte mit denen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und in fremden Umgebungen täglich konfrontiert werden. „Grenzland“ geht von den Menschen aus, für die ein neuer Umgang gefunden werden muss. Und der findet sich: Tänzer werden bewusst nach unterschiedlichen Biografien und Konfliktpotential ausgewählt.
Bei erfolgreicher Finanzierung ist der noch offene, finanzielle Aufwand für den musikalischen Teil gedeckt, wie
- Konzept & Komposition
- Aufnahmen
- Mixing/Mastering im Tonstudio außerdem
- Honorare, Unterkunft- und Reisekosten
- technisches Material
Konzept & Choreografie: Karolin Stächele
Tanz: Amael Mavoungou, Marta Capaccioli, Nia Shand, Tidiani N'Diaye, Yannis Karalis
Musik: Djeli Kouyaté, Paul Tinsley
www.dagada.org
www.paul-tinsley.com
www.djelikouyate.de
Check out the music from GRENZLAND as a work in progress.
From musician Paul Tinsley.
https://soundcloud.com/paul-tinsley-music/sets/grenzland-music-teasers