UNERHÖRT! HÖRSPIELPREIS 2015 DER HGM
Die Hörspielgemeinschaft e.V. (HGM) ruft ihren ersten Wettbewerb aus: In drei Kategorien werden jeweils zwei Preise vergeben.
Kategorie 1: Skript. Hier dürfen Skripte für Hörspiele eingereicht werden, die noch nicht vertont sind. Es ist egal, wann sie geschrieben wurden. Es gibt einen Sieger für Hörspiele/Kinder und einen Sieger für Hörspiele/Erwachsene.
Kategorie 2: Hörspiel. Hier sind fertige Hörspiele zugelassen, die im Jahr 2016 veröffentlicht wurden. Es gibt auch hier einen Sieger für Hörspiele/Kinder und einen Sieger für Hörspiele/Erwachsene.
Kategorie 3: Hörspiele, die bereits veröffentlicht sind (egal wann), aber ihre Produktionskosten (noch) nicht eingespielt haben. Die Produzenten/Labels müssen hierbei ihre Kosten und Erlöse ausdrücklich nicht offenlegen, wir vertrauen auf die Ehrlichkeit der Teilnehmer. Es gibt einen Sieger für Hörspiele/Erwachsene und einen Sieger für Hörspiele/Kinder.
Der Wettbewerb will einerseits neue Stoffe fördern (Skripte/Kategorie 1) sowie ohne Einschränkungen gute aktuelle Hörspiele prämieren (Kategorie 2). Andererseits will der Wettbewerb aber auch eine Lanze brechen für Stücke, die gut sind, aber vom Markt bislang noch nicht ausreichend honoriert wurden – aus welchen Gründen auch immer. Wir finden es nämlich UNERHÖRT!, dass viele gute Hörspiele nicht den Stellenwert genießen, den sie eigentlich genießen sollten. Daher gibt es die Kategorie 3.
Große und kleine Labels können ebenso mitmachen wie Autoren und Produzenten aller Art – ob Profi oder nicht. Auch Producer, die ihre Hörspiele gratis anbieten, dürfen teilnehmen. Bei Einsendungen von Gratis-Hörspielen für die Kategorie 3 gilt: Die Kosten dürfen nicht über Sponsorings, Crowdfunding, Förderungen oder sonstige anderweitige Einnahmequellen kompensiert worden sein, die mit dem Hörspiel in Zusammenhang stehen.
Die Jury setzt sich aus 5 Personen zusammen (Vorstand plus Beirat der Hörspielgemeinschaft, mit Namen: René Wagner, Günter Rubik, Anne Künstler, Anja Schünemann, Oliver Wenzlaff, siehe Video). Niemand aus der Jury darf selbst Skripte oder Hörspiele einreichen. Die Jury wird die Bewertungskriterien vor Beginn des Wettbewerbs offen legen.
Wenn wir von Hörspielen sprechen, dann meinen wir: Mindestens zwei Stimmen, die im Dialog zueinander stehen. Klänge oder Soundeffekte oder Musik sind gewünscht, aber keine zwingende Voraussetzung, um am Wettbewerb teilzunehmen. Lesungen ohne Dialogcharakter sind nicht zulässig (weder in der Kategorie Skript noch in der Kategorie Hörspiel).
Zielgruppe sind alle Fans und Freunde hörbarer Literatur. Ziel ist es, das Hörspiel im Allgemeinen zu fördern und Autoren sowie Produzenten zu animieren, weiterhin am Ball zu bleiben.
Hörspiele sind die Königsklasse des Hörbuchs. Sie haben eine fast 100-jährige Tradition in Deutschland. Ihre Blütezeit waren wohl die 1950er bis 1970er-Jahre, in der das Fernsehen noch nicht den Stellenwert hatte, den es heute genießt. Die so genannten Kassettenkinder, die mit Serien wie den "Drei ???" aufgewachsen sind, sind dem Medium teilweise heute noch immer treu. Insgesamt aber hat es das Hörspiel immer schwerer. Auf der Leipziger Buchmesse haben wir eine Umfrage durchgeführt, was die Gäste mit Hörspielen assoziieren. "Ein Relikt vergangener Tage", "Gibt es die überhaupt noch?" und "Die sind für Kinder" waren häufige Antworten. Natürlich gibt es Hörspiele heute noch, und zwar keineswegs nur für Kinder. Wer "Ulysses" von James Joyce oder die Stieg-Larsson-Trilogie "Verblendung"/"Verdammnis"/"Vergebung" als Hörspiel kennt (nicht als Lesung, die es auch gibt), der weiß: Das ist nichts für Kinder. Dennoch droht dem Hörspiel durchaus, dass es irgendwann tatsächlich zu einem Relikt vergangener Tage wird. Denn der Aufwand, ein gutes Hörspiel mit verschiedenen Stimmen sowie Sounds und Musik zu produzieren, ist nach unserer Einschätzung im Schnitt 10 bis 20 Mal so groß wie bei einer einfachen Lesung, wo nur ein Sprecher zum Einsatz kommt, der dann alle Rollen liest. Viele Radiosender produzieren zwar immer noch Hörspiele, aber es gibt Kritiker aus den Reihen der Sender, die sagen: nicht in ausreichender Zahl. Wenn bei größeren Verlagen eine Hörfassung zu einem Roman herausgebracht wird, fällt die Wahl meist auf die preiswerter zu produzierende Lesung. So dominiert die Lesung den Hörbuchmarkt - sie macht nach unserer Einschätzung 80 Prozent der Hörbücher aus, auf Hörspiele entfallen die übrigen 20 Prozent. Viele kleinere Produzenten oder Verlage halten zwar die Fahne des Hörspiels hoch. Oft sind sie getrieben von einer gewissen Leidenschaft für das Medium, gepaart mit der Bereitschaft, sich ein Stück weit selbst auszubeuten - denn so aufwändig die Produktion ist, so gering muss in der Regel der Verkaufspreis gehalten werden, will man wettbewerbsfähig sein. Lange Rede, kurzer Sinn: Das Hörspiel hat in Deutschland Tradition. Es ist aber eine Nische, die einer gewissen Bedrohung unterliegt. Das Hörspiel verdient wieder mehr Aufmerksamkeit - beispielsweise über den Wettbewerb, den wir hier an den Start bringen wollen.
Das Geld wird als Preisgeld für die oben genannten Kategorien an die Gewinner des Wettbewerbs ausgeschüttet. Das Geld wird gleichmäßig auf alle Kategorien verteilt. Der Verein und die oben genannten Jury-Mitglieder arbeiten ehrenamtlich ohne Bezahlung, ihnen fließt von den hier gesammelten Geldern nichts zu. Bitte beachtet: Bei den Dankeschöns gehen zuerst die Porto-/Produktions-/Raumkosten ab, siehe jeweilige Beschreibung. Der Rest geht aber wie gesagt zu 100 Prozent in den Pool, aus dem die Gewinner ihr Preisgeld erhalten.
Oliver Wenzlaff, Beirat in der Hörspielgemeinschaft e.V., sowie die in Video und Text genannten Personen, die sich im Verein engagieren.