In kleinen Dosen um die Welt . Eindrücke vom Regisseur Markus Weinberg
In kleinen Dosen um die Welt
(Text erschienen in der Dresdner Morgenpost am Sonntag, am 07.03.2021)
Abenteuer, Sport und Beruf vereint? Was wie eine komplizierte Dreiecksbeziehung klingt, widerfährt mir seit September des letzten Jahres. Ich drehe einen Dokumentarfilm über das bisher größte Sportabenteuer von Jonas Deichmann – den ersten Triathlon um die Welt und dann noch zu Corona-Zeiten.
Abenteuer kann dabei GROSS geschrieben werden, denn den Rekordversuch führt Extremsportler Jonas Deichmann im sogenannten Selbstversorgermodus, also ganz ohne externe Unterstützung, durch.
Um möglichst nah am Geschehen dran zu sein, begleite ich ihn für Tage oder Wochen auf dem Rad, Segelboot oder zu Fuß.
Start zum Weltrekord war bereits der 26. September in München. Mit vollgepackten Gravel-Rädern ging es im Dauerregen und anschließenden Schneefall in fünf Tagen über die Alpen, durch Österreich und Slowenien bis nach Karlobag in Kroatien. Die ersten Tage endeten im Schlafsack auf einer Waldbühne, unter einem Vordach und in einer kroatischen Bushaltestelle. Was für die Kamera ein Augenschmaus ist, entpuppt sich für mich, den Outdoor- und Boofenerfahrenen Ex-Radrennfahrer, als ordentliche körperliche Herausforderung. Zur Bikepacking Ausstattung am Rad, kam noch die Technik aus DSLR Kamera, GoPro und Drohne obendrauf dazu. Erschwerend zur Gesamtplanung die Frage, welche Corona-Regeln gelten in welchen Ländern?
In Kroatien angelangt, wechselte Jonas auf die Schwimmdisziplin. Er schwamm fast zweit Monate 460 Kilometer die kroatische Küste hinunter, im Schlepptau nur einen kleinen Sack mit dem allernotwendigsten zum Überleben.
Für mich eine Erholung, denn statt ebenfalls im Wasser, war ich diesmal für einige Zeit mit einem Segelboot, im Kielwasser von Jonas, unterwegs. Schaute mir den Weltrekord der jemals längsten absolvierten Schwimmstrecke durch die Linse meiner Kamera an.
Im südkroatischen Dubrovnik, der erneute Wechsel auf das, per Post vorausgesandte, Fahrrad. Die Berge, Menschen und auch das Wetter des Balkans sollte ich nun auf dem Rad besser kennen lernen. Montenegro, Albanien und Nord-Mazedonien radelten sich, trotz Ketten- und Schaltzugriss, wie im Flug davon. PCR-Test in Skopje und Rückflug nach Deutschland aus dem verschneiten Sofia in Bulgarien.
Eigentlich sollte es nun durch die Türkei bis an den Pazifik weitergehen, doch im Dezember waren, durch Corona, auch die Grenzen für Extremsportler zu. Jonas hing für wenige Wochen in der Türkei fest bis der Olympische Sportbund sich um ein russisches Visum für Jonas bemühte.
Mitte Februar rollte es weiter. Ich reiste mit einem frischen PCR-Test im Gepäck in die rumänische Schwarzmeer Stadt Konstanza und traf Jonas erneut, um mit ihm auf holprigen Straßen durch Moldawien, die nicht anerkannte Teilrepublik Transnistrien und die Ukraine bis zur russischen Grenze bei Charkiw zu radeln. Eine unglaubliche Zeitreise in meine DDR-Kindheit. Auch hier: die erste Nacht endete in einem Kuhstall. Die Zweite, bei einem moldawischen LKW Fahrer in der Fahrerkabine. Der Grund: die Tage sind kurz und Jonas fährt solang es geht. Nach 215km im Sattel, bei Minus 3 Grad, schläft auch ein Filmemacher wunderbar in einer ukrainischen Bushaltestelle.
Wie die Reise für mich weitergeht, steht noch in den Sternen, denn ein Russland-Visa für den Filmemacher wird derzeit schwer zu erhalten sein. Vorsorglich ist Jonas schon einmal mit einer kleinen Kamera ausgestattet wurden.