Motivmiete, Unterkunft, erste Kostüme, erste Requisiten, Reisekosten und Catering - und wir können loslegen.
„Wo keine Götter sind, walten Gespenster“ ist ein komödiantischer Langspielfilm über die alternative Identitätsfindung im Widerstand gegen ein totalitäres System, in dem die Bürger:innen nur noch Abziehbilder ihrer selbst, zwangsweise widerspruchsfreie glückliche Leben führen.
Wir sind es gewohnt, nachvollziehbare Geschichten zu erzählen – und erzählt zu bekommen –, leben selbst aber in weitgehend nicht nachvollziehbaren Strukturen, Verhaltensmustern und Verstrickungen. Warum bin ich heute so, wenn ich gestern noch jemand ganz anderes war? Unsere westliche, alltägliche Realität ist eine bestimmte Wahrnehmung der Wirklichkeit und soll eine Schablone für objektive Gegebenheiten sein. Eine, die für uns konstruiert wurde, lange bevor wir selbst halb bewusst, unbewusst an ihr weiter konstruieren. Eine, die aber gleichzeitig immer randvoll mit Begründungslöchern, Zufällen und anderen willkürlichen Setzungen ist, die es immer wieder gilt weg zu erklären. Genau! In solchen Erklärungen, warum Realitätslöcher keine tiefen Löcher sind, sondern eigentlich nur zweidimensionale Kreise, sind wir Profis.
Widerständler:innen gegen diese Realitäts- und Identitätskontrollen suchen nach genau diesen Löchern und Lücken im System, gehen ins biographische Exil, überschreiten Grenzen, sabotieren Fragestellungen und Setzungen oder versuchen, das Zentrum zu attackieren. Wir müssen anders, neu, wahrnehmen, fühlen, denken und miteinander reden.
Was wir im Film sehen und hören, sind mehr oder weniger dramatische, alltägliche und komische Gespräche. Der Sprechakt ist ein Akt des Widerstands gegen sich selbst und die Außenwelt, wenn wir davon ausgehen - und das müssen wir -, dass Worte nicht nur als ein Abbild der starren Realität funktionieren, sondern auch als ein Werkzeug, das uns ermöglicht, die Realität umzudeuten und neu zu formen. Andere/anders Geschichten erzählen bedeutet im Umkehrschluss, auch immer neue alternative Realitäten wahrnehmen zu können.
Die Arbeitsbeziehungen, an denen uns am meisten liegt, sind meist “antiprofessionell”, aber nur in dem Sinne, dass sie nicht in einer geschäftlichen, sondern einer privaten Entscheidung gründen. Daher werden professionelle Schauspieler:innen und Künstler:innen zusammenarbeiten, die freundschaftliche Verbindungen pflegen.
Auch deshalb soll im Arbeitsprozess während der Proben das Drehbuch noch einmal zusammen entscheidend weiterentwickelt werden. Das wird keinen Kompromiss hervorbringen, sondern im Gegenteil ein gemeinsam entwickeltes und getragenes Verständnis erzeugen.
Die Dialoge und Handlungen sind natürlich eines der zentralen Elemente dieser Komödie. Sind in den meisten kommerziellen Filmen immer noch vor allem heterosexuelle Paarbeziehungen Mittelpunkt des emotionalen Durcheinanders, gilt es jetzt, sich vielmehr mit wechselhaften Konstellationen von Gemeinschaft auseinanderzusetzen, in denen weniger die Idee einer Paarbeziehung dominiert als das komisch-komplizierte Zusammensein in vielfältigen, flexibleren Beziehungen und Lebensgemeinschaften.
In Stil und Tonfall wagt sich der Film an eine Mischung aus amerikanischem Heist-Movie und französischer Nouvelle-Vague-Komödie, politischem Spionage-Thriller und philosophischer Sitcom. Als würde Jacques Rivette einen Gangsterfilm nach einem Drehbuch von Jerry Seinfeld drehen.
Der Film richtet sich an alle Gespenster, Gangster* und Berufsanfänger:innen! An alle, die geschützt und gesund mit etwas kultureller Unterhaltung durch diese schweren Zeiten kommen wollen und dabei trotzdem senkrecht, horizontal und kreuz-und-queer denken. Aber auch an die, die sich manchmal mit leeren Gedanken ertappen, und das eigentlich gar nicht so schlimm finden.
Der Stoff verbindet die gesellschaftliche Dimension der Konstruktion von Realität inhaltlich mit der individuellen persönlichen Konstruktion von Identität. Also wird die Konstruktion der Außenwelt - durch ihre gesellschaftlichen Zusammenhänge und ihre Diskurse - verbunden mit der Konstruktion des Individuums selbst. Der negativ konnotierte Begriff des “Realitätsverweigerers” wird somit neu positiv besetzt. Kino-Erfahrung ist immer auch Abstand zu sich selbst, denn im Kino ist es immer offensichtlich: ein anderes Leben ist möglich.
Es ist wichtig, dass wir auch der marktwirtschaftlichen Filmrealität, der Förder- und Sendeanstalten etwas entgegensetzen. Gerade deshalb brauchen wir eure Unterstützung.
Einen Nachhaltigkeitsaspekte sehen wir zudem hinsichtlich der Regionalität. So wird der Film komplett in Berlin und dem Berliner Umland umgesetzt werden - Stichwort Ressourcennutzung und das gezielte Vermeiden weiter Fahrwege.
Das für den Dreh erforderliche Equipment wird uns die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) zur Verfügung stellen wie auch erste finanzielle Mittel. So ist ein Teil des benötigten Budgets bereits gesichert, allerdings fehlen uns mindestens 5.000 Euro zur Realisierung des Projekts. Denn auch Corona-bedingt stehen wir einem besonderen Produktionsprozess gegenüber. Alle eingenommenen Gelder fließen in die Herstellung des Films, dabei arbeiten alle Beteiligten unentgeltlich. Die Namen aller Unterstützer:innen werden in den Credits des Films erscheinen.
Von der Covid-19-Pandemie sehen wir uns derzeit nicht gefährdet. So werden sich alle am Dreh Beteiligten vor Beginn der Arbeiten in Quarantäne begeben, sodass sichergestellt werden kann, dass keine Infektionen vorliegen. Somit kann dieses Projekt glücklicherweise, da es schon von Anfang an, mit relativ isolierten Dreharbeiten, gedacht war, auch im Falle einer anhaltenden Pandemie bis in den April 2021 mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit problemlos durchgeführt werden. Mit eben dieser Sicherheit wiederum können wir letztendlich auch gegenüber Motivgebern, den Hausvermietungen, die bei ausbleibenden Gästen schlimmstenfalls um ihre Existenz zu sorgen haben, auftreten.
Anselm Belser
Charlotte Brandhorst
Hans Broich
Jakob D’Aprile
Sebastian Dieterle
Philipp Gärtner
Bastian Gascho
Ann Goebel
Milan Herms
Banafshe Hourmazdi
Leonie Jenning
Eva Kirsch
Martha von Mechow
Mario Nater
Rémi Pradère
Nathalie Seiß
Anaïs Urban
Wo keine Götter sind, walten Gespenster