Wir möchten Ken Buguls literarisches Werk und ihren einzigartigen, weiblich-feministischen und integren Blick auf ihre Heimat, ihren Kontinent und die Beziehungen zum Westen einer deutschsprachigen Leserschaft zugänglich machen. Bis zum Herbst 2016 übersetzen und veröffentlichen wir zwei von Ken Buguls wichtigsten Romanen und laden sie zusammen mit der Autorin des Filmes „Ken Bugul – Niemand will sie“ und den Verleihern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im November zu einer Tournée durch diese Länder ein.
Warum Ken Bugul? Weil sie aus unserer Sicht eine der wichtigsten Stimmen der frankophonen afrikanischen Literatur ist – eine durch und durch weibliche, zweifelnde und zugleich starke und radikale Stimme, mit einem unbändigen Mut zur Freiheit und zur eigenen Position. Ken Buguls Analysen ihrer eigenen Gesellschaft wie auch des Westens sind ebenso ehrlich wie sie authentisch sind, weil sie sich nicht auf Ideologie und Theorien verlassen, sondern im authentisch und intim Erlebten gründen. Ihr radikales Schreiben, so Marie-Hélène Gutberlet, „setzt auf den Mut zur Äußerung und Freilegung der menschlichen Erfahrung“, eben jenseits dogmatischer Positionen und klischeebehafteter Zuschreibungen.
In ihrem Meisterwerk „Riwan oder der Weg aus Sand“, das von einer afrikanischen Kommission zu einem der 100 wichtigsten afrikanischen Bücher des 20. Jahrhunderts gewählt und mit dem wichtigsten afrikanischen Literaturpreis ausgezeichnet (Grand Prix Littéraire de l’Afrique Noire) ausgezeichnet wurde, erzählt Ken Bugul, in einem erschütternden - aus der Quelle eines authentischen Erlebens geschöpften und poetischen Berichts - von der verzweifelten Suche der autofiktionalen Hauptfigur nach einer wiederhergestellten, geschlichteten und mit sich selbst versöhnten Identität und reflektiert dabei in ungewöhnlich offener und hellsichtiger Weise über den Feminismus. Viele Vorurteile und aus Europa übernommene Ansichten über die Lebensbedingungen afrikanischer Frauen werden umgestürzt und gnadenlos auseinandergenommen oder seziert. In Riwan findet ein mutiges Nachdenken über afrikanische Traditionen, Polygamie, Monogamie, Entfremdung, Verführung, Leben und Tod statt.
„Aller et Retour“, Ken Buguls neunter Roman, ist eine kritische Reflektion über die Gründe des Scheiterns der Unabhängigkeiten und gleichzeitig eine Geschichte des populären Widerstands, der Widerspenstigkeit und der Hoffnung im Angesicht einer geldgierigen und orientierungslosen Elite und einer korrumpierenden Weltwirtschaft. Die junge und naive Ngoné, die vom Landesinneren zum ersten Mal nach Dakar kommt, folgt der durch ein aufreibendes Leben geschädigten Bigué, die nach der Konfrontation mit einem gewissen ausländischen General (DeGaulle) auf der Suche nach ihrem Kopf (bzw. Verstand) ist und dem Sinn einer verfälschten oder fehlgeleiteten Unabhängigkeit ihres Landes. Ihre Wanderschaft durch ein verheißungsvolles und doch schon heruntergekommenes Dakar der 1980er Jahre führt uns zu Tagträumern, Künstlerkolonien und allzu selten gewordenen großherzigen Dichtern. Am Vorabend der Ankunft eines neuen Henkers leisten sie den einsetzenden Strukturanpassungsprogrammen, welche die Gesellschaft erschüttern und der Kultur zusetzen werden, verzweifelten Widerstand. Ken Bugul taucht die Leser*innen in ein Universum, in dem Beschreibung einer expandierenden Großstadt, sozio-politische Analyse sowie mystischer Epos ineinanderfließen zu einem Werk von ungeheurer poetischer Kraft.
Großer Dank für die Erstellung des Pitch-Videos an: Sarah Pöhlmann, Sara Hiruth Zewde und Caroline Narr sowie an die Filmemacherin Silvia Voser für die Nutzung ihres Dokumentarfilms „Ken Bugul – Niemand will sie“.
Mit eurer Unterstützung möchten wir die genannten Romane Ken Buguls („Riwan“ und „Aller et Retour“) ins Deutsche übersetzen, sie in Taschenbuchform veröffentlichen und Ken Bugul zu einer Lesereise im November 2016 einladen.
Unsere Zielgruppe? Jede und jeder, die/der sich von einer begnadeten Schriftstellerin mitnehmen lassen möchte auf eine intime Reise in ihre Geschichte und Kultur, sowie in die Untiefen einer kaum aufarbeiteten (post)kolonialen Beziehung mit all ihren Fallstricken, Missverständnissen und Konflikten.
Ist es nicht bestürzend, dass eine so kraftvolle und hervorragende Feder im deutschsprachigen Raum bislang nur durch ihren allerersten Roman „Die Nacht des Baobab“ bekannt ist?
Zugegeben, dieses erste Werk war und bleibt bis heute verstörend, weil es auf grundehrliche Weise Fragen über das Verhältnis zwischen Europa und Afrika stellt und den europäischen Exotismus und Paternalismus hinterfragt.
Doch gerade weil Ken Bugul diese störenden Fragen stellt, gerade weil sie sich quer zu den bekannten Ideologien und dogmatischen Positionen bewegt, die afrikanische Frauenschicksale in Klischees von Opfer-Narrativen oder heldenhaften Kämpferinnen stilisieren, gerade weil sie eine Sprache findet für die Widersprüche zwischen systemischer Ungleichheit und persönlicher Erfahrung, und einfach weil sie eine unerlässliche Stimme für die Analyse der aktuellen Beziehungen zwischen Afrika und Europa ist, möchten wir diese Bücher in den deutschsprachigen Raum bringen.
Du kannst uns durch deine Spende entscheidend dabei unterstützen!
Das hier eingehende Geld wird die Übersetzungsrechte, das Lektorat, die Grafik- und Satzarbeiten und den Druck der Publikation finanzieren. Außerdem möchten wir zusammen mit den Verleihern des Filmes aus der Schweiz und Deutschland Ken Bugul zum Launch der Bücher im November einladen und mit ihr Lesungen und Filmvorführungen in Deutschland, der Schweiz und Österreich organisieren.
Hinter dem Projekt steht AfricAvenir: Die deutsche Sektion von AfricAvenir International e.V. ist 2000 aus einer studentischen Initiative an der FU Berlin hervorgegangen und wurde 2004 in Berlin als gemeinnütziger Verein gegründet. Seither bieten wir eine Plattform für afrikanische und diasporische Positionen und Perspektiven, die wir kontinuierlich und systematisch ins Zentrum unserer Veranstaltungen, Publikationen und Öffentlichkeitsarbeit stellen.
Weitere Infos: www.africavenir.org
Ken Bugul Team