Mit 1.000 Euro finanzieren wir alle bis zum Frühjahr geplanten Workshops. Mit 3.500 Euro können wir das gesamte Jahr 2023 abdecken.
Wir haben einen Workshop für Schüler*innen unterschiedlicher Jahrgangsstufen entwickelt, in dem wir uns mit Fragen rund um Geschlecht und Sexualität auseinandersetzen. Der Workshop versteht sich als Gegenentwurf zum rein biologisch orientierten und heteronormativen Sexualkundeunterricht in Schulen.
Im Rahmen der Lehrpläne ist meist ausschließlich eine Auseinandersetzung mit der körperlichen Entwicklung, Verhütung, Schwangerschaft und teilweise mit verschiedenen (sexuellen) Lebensmodellen vorgesehen. Nicht zur Sprache kommen hingegen grundsätzliche Probleme einer auf dem binären Geschlechtsmodell bauenden Thematisierung von Sexualität und Alltag. Auch für die Dekonstruktion damit verbundener Normalitätsvorstellungen ist im Rahmen des regulären Unterrichts kaum Raum vorgesehen.
Unser Workshop setzt an dieser Stelle an und bietet den Schüler*innen eine Möglichkeit, sich kritisch mit bestehenden Rollenerwartungen, Stereotypen und ähnlichen im Alltag als verbindlich verstandenen Vorstellungen auseinanderzusetzen. Theoretisch fundiert ist unser Projekt durch die Queer Theory, insbesondere die Arbeiten Judith Butlers und Michel Foucaults. Dementsprechend verstehen wir Geschlecht als soziales Konstrukt und damit verbundene Normalitätsvorstellungen nicht als biologische Gegebenheiten, sondern vielmehr als gesellschaftliche Regulierungen.
Unser Workshop richtet sich an Schüler*innen der Jahrgangsstufen 6 bis 12. Unser Ziel besteht darin, den Schüler*innen die Möglichkeit zu geben, abseits bestehender Vorstellungen davon, was normal oder erwünscht ist, über Geschlecht und Sexualität nachzudenken. Wir zielen dabei nicht auf die Vermittlung bestimmter Weltanschauungen, sondern vielmehr auf kritische Reflexion. Dementsprechend setzen wir bei konkreten Fragen, Problemen oder Vorstellungen der Schüler*innen an. Plakativ formuliert: Werte, Normen und Erwartungen sollen hinterfragt, in ihrer Kontingenz begriffen und neu geordnet werden.
Nur 47 Prozent der Menschen in Deutschland haben in ihrem Sexualkundeunterricht über Homosexualität gesprochen. In weniger als 37 Prozent der Fälle wurden Schwangerschaftsabbrüche thematisiert. Sexuelle Praktiken wurden in weniger als 40 Prozent der Fälle behandelt. „An den Schulen liegt immer noch der Fokus auf gegengeschlechtlicher heterosexueller Liebe, oftmals gebunden an traditionelle Rollenklischees“, sagt Janina Glaeser von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.
Gleichzeitig fordern Schüler*innen einen neuen, zeitgemäßen Sexualkundeunterricht. Auch gesamtgesellschaftlich wäre ein solcher wünschenswert, da nur durch kritische Reflexion bestehender Normalitätsordnungen die Überwindung damit verbundener Diskriminierungen und Einschränkungen möglich ist. Insgesamt wirken Projekte alternativer sexueller Bildung damit auf zwei Ebenen: individuell sowie kollektiv. Die Schüler*innen werden durch kritische Reflexion in die Lage versetzt, sich von an sie gerichteten Rollenerwartungen zu emanzipieren, und tragen gleichzeitig dazu bei, auf gesellschaftlicher Ebene derartige Erwartungshaltungen abzubauen.
Wer unser Projekt unterstützt, trägt damit sowohl zur Veränderung des Sexualkundeunterrichts als auch zu einem gesellschaftspolitischen Projekt bei.
Quellen: BZgA, Tagesschau, Landesschüler*innenvertretung RLP.
Das Geld fließt in die Finanzierung unserer Workshops. Unsere Workshops sind für gewöhnlich vierstündig und erfordern (auch in der Vor- und Nachbereitung) einen enormen Zeit- sowie Materialeinsatz. So müssen wir neben Verbrauchsmaterialien wie Plakaten, Zetteln, Stiften oder Spielutensilien auch Fahrtkosten tragen und würden gerne alle Helfer*innen für die aufgewendete Zeit entschädigen können. Darüber hinaus arbeiten wir daran, auch über den Raum Stuttgart hinaus Workshops anbieten zu können. Dafür sind professionelle Informationsmaterialien nötig, die sowohl hinsichtlich des Designs als auch des Drucks finanziert werden müssen. Die angegebene Finanzierungssumme würde das gesamte Jahr 2023 abdecken.
Wir, Teresa Pohl und Lukas Krönert, haben im Rahmen unseres Masterstudiums der Literatur- und Kulturtheorie an der Universität Tübingen einen Schwerpunkt im Bereich Gender bzw. Queer Studies gesetzt. Den Workshop haben wir ursprünglich im Rahmen des Studiums in Zusammenarbeit mit Didaktiker*innen entwickelt, würden ihn aufgrund seiner Relevanz jedoch gerne weiterführen.
Wir arbeiten auf Grundlage der Queer Theory, dekonstruieren die Vorstellung eines binären, biologisch begründeten Geschlechtsmodells sowie die Gesamtkategorie 'Geschlecht'. Unser Projekt ist damit im Sinne zweier Kategorien der SDG als nachhaltig zu bewerten.