Wegwarte
"Warum die Wegwarte, fragte sie. Warum hast Du ausgerechnet die Wegwarte als Blume für Dein Cover gewählt?"
Eine Bekannte schrieb mich gestern über irgendeinen Messenger an; als Kräuterhexe wusste sie mehr als gemein üblich und so war es ihr nicht egal welche Blume wann genutzt wird. Ich freute mich über ihre Frage; es war das erste Mal das sie mir gestellt wurde. Für die meisten sicher nicht besonders wichtig; für mich aber war es eine, wenn auch kleine, so doch wichtige Geschichte, wie es denn ausgerechnet zur Wegwarte kam.
Ursprünglich wünschte ich mir eine Gerbera , da ich schlichte Korbblütler sehr mag. Luz Marin Guzman, die Künstlerin die ich, nachdem sie mir dieses wunderbare Drachenbein gemalt und die Schrift auf der Front geschaffen hatte, bat mir eine zu malen, fand nicht den rechten Zugang zu dieser Blume. Sie malte schöne Gerbera, aber irgendwas fehlte ihnen. Auch Luz war nicht zufrieden und wir redeten darüber. Sie sagte sie fühle sich nicht mit dieser Blume verbunden und es sei eher ein mechanisches, kunsthandwerkliches Arbeiten ohne Tiefe.
Nun fiel mir im Jahr davor auf der Straße zwischen Salzdahlum und Wolfenbütel eine wunderschöne blaue Blume auf, wegen der ich anhielt um sie mir anzusehen und ein paar Samen für meinen Natur-Garten einzusammeln - leider trug sie noch keine Früchte, so fuhr ich weiter und freute mich einfach über das Erlebte. Vorerst vergaß ich sie - erst durch das Gespräch mit Luz kam die Erinnerung wieder.
Ich suchte also im Netz nach ihr. Das ist was ich fand:
Sagen:
Die bereits in vorkeltischer Zeit verehrte Pflanze, galt als Verkörperung der Vegetationsgöttin. Der Legende nach war sie die Frau des Sonnengottes, nach dem sie mit ihren blauen Augen Ausschau hielt, während er am Himmel seine Bahn zog.
"Pluemen der Tugent" anno 1411 von Hans Vintler (*2. Hälfte des 14. Jh., †1419)
Viele bezeugen, die Wegwart
sei gewesen eine Frau zart
Und warte ihr's Buhlen mit Schmerzen
Es gibt noch andere Sagen über sie, aber diese finde ich am schönsten und passendsten, denn eine Eigenart der Wegwarte ist es ihre Blüten nach der Sonne auszurichten.
Medizin:
Cichorium - Anwendung, nach Hieronymus Bock genannt Tragus ( *1498, †1554)
Eine handvoll Wegwart in wasser gesotten vnd getruncken
führt aus die gallen vnd weissen schleim durch den Stuhlgang...
Ein decotion gemacht aus dem Kraut vnd wurtzel
mit wein oder wasser vnd warm getruncken eröffnet die Leber und Miltz
soll genützt werden im anfang der Wassersucht vnd Cachexia.
Solches vermag auch das gebrannt wasser vnd ist trefflich gut zu dem hitzigen
Magen
zu allen brennenden Febern vnd schwachheit des Hertzens getruncken...
dienet auch zum hitzigen Podagra...
Wegwarten sind die Wildform des leckeren Chicoree. Ihre Bitterstoffe fördern die Gesundheit von Galle, Leber und Milz. Daneben enthält die Wurzel ein hohes Maß an Inulin, außerdem Eiweiß, Eisen und Gerbsäuren.
Schon im Altertum fand sie Verwendung als Gemüse-, Salat- und Heilpflanze. Durch die Arbeit der Archäologen wissen wir heute, dass die Wegwarte etwa von bronzezeitlichen Siedlern genutzt wurde.
Wegwarten-Blätter und die Wurzel kann man als Gemüse verzehren. Die Stängel der Wegwarte verzehrt man gegart oder in Teig ausgebacken.
Bekannt ist Zichorien-Kaffee, aus der gerösteten Wurzel. Für dieses Getränk verwandte man vor allem eine Zuchtform der Wegwarte: Cichorium intybus var. sativum.
Wegwarte gilt als anregend für die Verdauung. Junge Blätter können im Frühjahr als Salat verzehrt werden. Wird die Pflanze älter, kann man sie Suppen beigeben.
Im Rahmen einer Frühjahrskur regen die Blätter der Wegwarte den Stoffwechsel an und unterstützen die Kaliumaufnahme. Ein Tee aus Wegwartenblättern und deren Wurzeln soll einen positiven Einfluss auf die Milz haben, rheumatische Beschwerden lindern, sowie Leber und Galle anregen. Auch Augenleiden soll Wegwarte kurieren können.
Frisch gepressten Saft der Wegwarte empfiehlt man zur Verbesserung der Bauchspeicheldrüsen-Funktion.
Ihr seht diese Blume hat's in sich. Und als ich Luz davon erzählte war sie sehr glücklich endlich eine innere Verbindung aufnehmen zu können. Sie war hellauf begeistert und machte sich sofort an die Arbeit. Das Ergebnis seht ihr auf dem Front-Cover. Ich bin so glücklich über diese Geschichte und das Ergebnis das daraus entstand. So hat Luz, die ich anfangs nur bat ein Drachenbein für die Rückseite zu malen, schließlich das ganze Cover bebildert und so mit ihrer Handschrift das gesamte Cover zu einem Kunstwerk gemacht.
Danke Luz!