NEWSCOMER bringt Geflüchtete in den Lokaljournalismus. Wir schaffen 10 Reportertandems, das heißt konkret: Ein geflüchteter Mensch und ein Lokaljournalist/In arbeiten für ein Jahr zusammen. Wir bilden die Teilnehmenden in unserer Schreib- und Bleibwerkstatt aus und betreuen den Mentoringprozess. Denn es wird Zeit, dass die Newcomer selber in die News kommen.
1. Nach einer Bewerbungsphase werden Mentees und MentorInnen in regionalen Tandems miteinander vernetzt. Die Tandems treffen sich nach einem Einführungsworkshop wöchentlich und erarbeiten über einen Zeitraum von einem Jahr gemeinsam und unter Begleitung von NEWSCOMER Beiträge für Lokalmedien.
2. Mittelfristig bauen wir ein Online-Magazin auf, in dem die gesammelten Texte der NEWSCOMER aus allen Regionen Deutschland zu lesen sind.
3. Langfristig wird eine Schreib- und Bleibwerkstatt aufgebaut, in der Geflüchtete ihre journalistischen und sprachlichen Kompetenzen weiterentwickeln. Diese ortsunabhängige Akademie vermittelt Wissen über die deutsche Medienlandschaft und journalistische Arbeitsmethoden. Die regelmäßigen Werkstatttreffen sichern den langfristigen Erfolg der Mentoringbeziehungen.
Geflüchtete werden vor Ort ermächtigt, selbst Fragen zu stellen, als MutliplikatorInnen über ihr Umfeld zu berichten und als gleichberechtigte GesprächspartnerInnen in Dialog zu treten. Sie vermitteln neue Themen und Zugänge in die Redaktionen und bringen bereits vorhandene journalistische Erfahrungen ein. Die Arbeit als NEWSCOMER fordert sie zur Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache und Werten wie Meinungs- und Pressefreiheit auf. Durch die Arbeit in den Lokalredaktionen kommen Geflüchtete ganz anders in der Mitte der Gesellschaft an und setzen sich mit örtlichen Strukturen und Themen auseinander. Zudem bekommen sie eine Jobperspektive und qualifizieren sich für den deutschen Medienarbeitsmarkt, um sich z.B. für ein Volontariat bei der Lokalzeitung bewerben zu können.
Lokalzeitungen erweitern den Horizont ihrer Berichterstattung. Sie schreiben nicht mehr nur über Geflüchtete, sondern geben ihnen eine eigene Stimme. Dadurch ermöglichen sie ihrer Leserschaft ein tieferes Verständnis für die Veränderungen vor ihrer Haustür. Und sie tragen ihrer Verantwortung Rechnung, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und die Meinungsvielfalt abzubilden. LokalredakteurInnen werden für die Investition ihrer knappen Zeit belohnt, indem sie ein Zertifikat der Schreib- und Bleibwerkstatt erhalten und profitieren ebenfalls von dem Mentoringprogramm, da sie ein maßgeschneidertes Seminarangebot bekommen (z.B. zur Evaluation ihrer Mentoringerfahrung oder zu Themen wie Interviews mit Traumatisierten). Chefredaktionen, die ihren RedakteurInnen die Teilnahme am Programm ermöglichen, machen damit auf innovative Weise sichtbar, wie Geflüchtete vom Objekt zum Subjekt der Berichterstattung werden können.
LeserInnen kommen durch die NEWSCOMER in Kontakt mit ihren neuen NachbarInnen. Sie überwinden Hemmungen, auf Geflüchtete zu zu gehen und lernen konkrete AnsprechpartnerInnen in ihrer Umgebung kennen. Gleichzeitig verstärkt die Berichterstattung der NEWSCOMER das Interesse unter Geflüchteten an lokalen Themen und erschließt so neue potenzielle Leserschaften. Unter diesen LeserInnen mit Fluchterfahrung wird eine Auseinandersetzung mit kommunalpolitischen und gesellschaftlichen Partizipationsmöglichen (z.B. Engagement in Vereinen) gefördert.
Bewerben können sich Menschen aus dieser Zielgruppe:
MentorInnen: Die JournalistInnen aus deutschen Lokalredaktionen bringen gute Englischkenntnisse und wöchentlich mindestens zwei Stunden Zeit mit, für die sie von ihrer sonstigen Arbeit freigestellt werden. Sie begreifen die Arbeit mit den NEWSCOMERn als Kooperation unter KollegInnen. Sie verstehen den Mentoringprozess nicht als Einbahnstraße, sondern als Gelegenheit zum Perspektivwechsel und zum fachlichen Austausch.
Mentees: Die NEWSCOMER bringen mindestens gute Englischkenntnisse, idealerweise Deutschkenntnisse und journalistische Vorerfahrung mit. Sie bewerben sich um die Teilnahme am Programm. Um in den Lokalredaktionen als freie MitarbeiterInnen publizistisch tätig sein zu können, benötigen die Teilnehmenden eine Arbeitserlaubnis. Als NEWSCOMER bewerben können sich Asylsuchende, Asylberechtigte und Menschen mit Duldungsstatus, die mittelfristig im Einzugsgebiet der kooperierenden Tageszeitung bleiben werden.
Mit deiner Unterstützung trägst du also dazu bei, dass Geflüchtete eine eigene Stimme im Lokaljournalismus haben. Mach mit, wenn du in deiner Lokalzeitung lesen willst, wie ein Geflüchteter die Bürgermeisterin interview. Unterstütze uns, wenn du in Regionalmedien deine neuen Nachbarn kennenlernen willst. Sei dabei, wenn die Newcomer ihre eigene Geschichte schreiben!
NEWSCOMER erreicht den ländlichen Raum und leistet damit einen wichtigen Beitrag für den Transfer des Engagements für Geflüchtete in Regionen fernab der großen Städte. Im Gegensatz zu bereits bestehenden Programmen (wie z.B. dem Exiljournalistenprogramm des Vereins Neue Deutsche Medienmacher) schreiben die NEWSCOMER nicht vorrangig für Medien wie den Tagesspiegel (wie beim Projekt #jetztschreibenwir) oder die Süddeutsche Zeitung (wie in der Kolumne „Neue Heimat“), sondern zum Beispiel für die Schwäbische Post oder den Pfaffenhofener Kurier. In wöchentlichen oder monatlichen Kolumnen und eigenständigen Artikeln berichten die NEWSCOMER nicht nur von ihrer Fluchterfahrung, sondern auch vom Ankommen im Alltag in der deutschen Provinz. Damit schließt NEWSCOMER eine Lücke auf dem lokalen Medienmarkt und verhilft Redaktionen zu neuen Zugängen und Recherchemöglichkeiten, da sie mit Hilfe der NEWSCOMER anders über die Themen Flucht, Migration und Ankommen berichten können.
Wenn das Crowdfunding erfolgreich ist, schalten wir den Bewerbungsprozess auf unserer Webseite frei. Uns haben bereits mehrere Anfragen erreicht, aber wir können die Betreuung der Tandems erst gewährleisten, wenn zumindest die Reise- und Unterkunftskosten sowie Referentenhonorare unserer Schreib- und Bleibwerkstatt gedeckt sind. Wenn wir sehr sparsam kalkulieren und weiter ehrenamtlich arbeiten, dann brauchen wir für die ersten Schritte des Projekts aktuell 20.000 Euro. Das Geld geht auf das Konto der gemeinnützigen UG, die wir gerade gründen.
Sollten wir die Fundingschwelle von 10.000 Euro nicht erreichen, können wir das Projekt nicht weiter vorantreiben. Wenn wir die Schwelle erreichen, aber die 20.000 Euro nicht knacken, werden wir nach Partnern in der Stiftungslandschaft suchen. Bislang fördert uns die LfM-Stiftung für Lokaljournalismus Vor Ort NRW.
Thaer Abughaush, Wolfsburg, unser IT-Spezialist: Übersetzer und Webseitenentwickler. Er hat einen jordanisch-palästinensischen Fluchthintergrund und lebt seit zwei Jahren in Deutschland. Er hat sein Informatikabitur 2008 in Amman abgeschlossen und arbeitet in Wolfsburg in der Gastronomie. In seiner Freizeit baute er als ersten Schritt in den Journalismus im Mai 2016 das Onlineportal Almaniapresse auf, für das er Inlandsnachrichten speziell für Geflüchtete ins Arabische übersetzte.
Patrick Bauer, Frankfurt, unser Mentoringkoordinator: Ist freier Reporter für Print und Video und arbeitet für die Agentur ZEITENSPIEGEL-Reportagen. Er ist im Hintertaunus aufgewachsen. Ganz hinten. Er studierte dann Geographie in Frankfurt und Lund und ist Absolvent der Zeitenspiegel-Reportageschule. Über einen einen taz-Panter-Workshop kam er zum Journalismus. Ohne die Panter-Stiftung hätte er wohl mit Journalismus nichts am Hut. Jetzt hofft er, dass Geflüchtete die Lokalpresse aufmischen.
Jessica Schober, München, unser Lokaljournalismusfan: Freie Journalistin, Buchautorin und Trainerin (www.jessicaschober.de). Hat Soziologie und Politikwissenschaft studiert und die Deutsche Journalistenschule absolviert. Als reisende Reporterin (www.wortwalz.de) ist sie durch den deutschen Lokaljournalismus gewandert und verfügt über gute Kontakte zur Regionalpresse. Im Sommer 2016 hat sie ein halbes Jahr lang das Refugee Projekt „Kitchen on the Run“ begleitet. Sie gibt journalistische Seminare, als ausgebildete Trainerin des Bildungsunternehmens ROCK YOUR LIFE! begleitet sie Mentoringtandems zwischen HauptschülerInnen und Studierenden.
Ann-Kathrin Seidel, Hannover, unsere Gründungsexpertin: Politikredakteurin und Multimediajournalistin, arbeitet hauptberuflich für das Redaktionsnetzwerk Deutschland und bereist nebenbei den Nahen Osten. Sie hat für ihre Recherchen mehrere Stipendien bekommen, veröffentlichte in taz, Chrismon, Zenith. (www.torial.com/ann-kathrin.seidel)
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