Einmal um die Welt! - Reiseblog zu Crowdfunding Teil IV
Ihr Lieben,
nach der kleinen Flaute in den letzten zwei Wochen hat sich nach den letzten Konzerten in Braunschweig, Duisburg und Bremerhaven wieder etwas bewegt und inzwischen sind wir bei 37% Uh! Ist das nicht was? Das ist was! Ich bin begeistert! Heute vormittag habe ich mehrere neue Dankeschöns hinzugefügt, nun gibt es auch das Wunschkonzert und einen weiteren Satz an PostkartenAbos, und nachdem die Videobotschaften für Mutter- und Vatertag so gut angekommen sind, auch Videobotschaften für Geburtstage, Hochzeiten und Taufen etc., sowie das Hörbuch zum Märchen von der Undine. Ich bin Feuer und Flamme! Weiter geht's!
Und nun zum Tourleben. Ich hatte wieder die schönsten Momente in den letzten Tagen und davon möchte ich euch erzählen:
Schnauf, Keuch, Schwitz!
In Braunschweig steige ich in den Bus, der mich zum Bahnhof fahren soll. 10 Minuten Umstiegszeit sollten genügen, um entspannt den Zug nach Onsabrück zu erwischen. Was ich übersehe: Dieser Bus fährt nicht zum Bahnhof. Dieser Bus fährt durch die Braunschweiger Innenstadt - mit großen Augen bewundere ich die Villen des Prachtviertels, ein lebensgroßer Löwe auf einem der gußeisernen Balkone, Schlösser grasen an der Ucker, auf der Floßtouren zum gemütlichen Verweilen einladen. Ich umrunde das Staatstheater und lande am Rathaus. Der Busfahrer sieht mich fragend an: "Das ist die Endhaltestelle."
Ach, du Kacke, jetzt wird es eng. Am Rathaus gibt es nicht eine Haltstelle in beide Richtungen, es gibt vier in die verschiedensten Richtungen, hektisch suche ich nach der besten Verbindung und erwische, "wisch wisch wisch", die kurzen Beinchen eins vor's andere schmeißend, hechelnd den einen Bus, der es noch rechtzeitig schaffen könnte. Zwei Minuten bleiben mir vom Busbahnof zum Zug, ich also die Beine in die Hände genommen, also in die eine Hand, die nicht Gitarrentasche mit den Kabeln und dem Liederbuch wuchtet, mein Gleis ist natürlich das hinterste, kurz vor der Treppe zum Gleis will ich kurz aufgeben, doch, das schaffen wir noch, meine Fresse, Oma, gib mir Kraft, die letzte Treppenstufe erklommen, mit allerletzter Kraft zieht meine ausgestreckte Hand mich nach vorn zum Türöffner, bevor der noch rot wird und die Tür nicht mehr öffnet. Geschafft. Ich stehe, mitten im Flur, und brauche 5 Minuten, bis ich wieder richtig atmen kann, mein Herz rast wie blöde, ganz klar, ich sollte mehr Sport machen - nein! Mehr Sport als das hier wäre übertrieben, das muss reichen.
Erschöpft, aber auch irgendwie stolz - mit dem ganzen Kram in zwei Minuten vom Bus zum Zug, chapeau! - lasse ich mich in einen Vierer fallen, die Frau gegenüber grinst entzückt über die Show. Später schenkt sie mir eine ihrer Wasserflaschen. Der Zug wird voller, es ist das Pfingstwochenende, neben uns setzt sich ein 83 Jähriger, so kommunikativ wie wir. Er hat einen Kleiderbeutel am Koffer hängen, den er wie seinen Augapfel hütet, denn darin befindet sich das Kleid seiner Frau - die würde ihn schlachten, ginge das Kleid verloren, sie hat es extra gekauft, die zwei fahren nach Ostfriesland zu ihrer Diamantenen Hochzeit. Ich treffe auf dieser Reise noch viel mehr schöne und unterschiedliche Menschen in den Zügen und stelle fest: je voller die Züge sind, desto kommunikativer wird es. Man hält uns Deutsche für langweilig und spröde. Dabei sitzen wir nur zu oft allein.
Einmal um die Welt
Von Leipzig nach Braunschweig an die Ucker, von Braunschweig über Osnabrück und Münster nach Duisburg, in Duisburg nach Ruhrort über die Ruhr und den Rhein, hinein in ein Viertel mit gedrungenen Häusern mit verzierten Fassaden, neu Gemachtes neben Abgebröckeltem, schmale Straßen mit quietschender Straßenbahn aus Wilhelminischen Zeiten, ein Atelier, in dem Figuren stehen, aus Kameras und Teekesselchen zusammengeschweißt. Schön, dass wir uns gesehen haben, Joachim!
Ich übernachte bei einem unglaublich schönen Musikerpaar (innerlich und äußerlich) in Mülheim, das Fenster mit Blick auf die Ruhr, gegenüber die Stadthalle und ein sprudelnder Springbrunnen, im Schloss trägt man über Pfingsten bunte Kleider aus leichten Leinenstoffen zum Spektakulum, im Schlosspark fliehen die Wildgänse schnatternd vor freilaufenden Hunden und auf dem angelegten Teich lagern eierschalengelbe Seerosen.
Über die Fahrradtrasse zwischen Essen und Duisburg zum Bahnhof, von Mülheim über Osnabrück und Bremen nach Bremerhaven, die Stadt lebt von ihrem überdimensionalen Hafen, jeder Dritte ist Lotse oder Kapitän, die Menschen haben einen klugen, stolzen, Meerblick und tragen Segelschuhe. Das Schulschiff "Die Deutschland" liegt repräsentativ im Hafenbecken und zieht die Blicke auf sich. Daneben ein Ufo in silbergrau, das Klimahaus, folgt man der Reiseroute, führt sie einen durch 6 Klimazonen, berührt Gletscher, hört Kuhglocken und samoanische Gesänge, lauscht Gesprächen über Liebe und Politik, läuft nachts durch einen Dschungel, und tags durch bunte Fische, sieht grünen Schlangen und Leguanen in die Augen dazu, atmet die Feuchtigkeit der Tropen und friert in der Arktis. Fasziniert und ehrfürchtig laufe ich einmal um die Welt, und purzel zu Tränen gerührt über die Halligen zurück nach Bremerhaven.
Ich schulter ein letztes Mal den schweren Rucksack, das Köfferchen und die Gitarre und fahre über Buxtehude, den Hundertwasser-Bahnhof in Uelzen und Stendhal nach Berlin, auf Theklas Balkon. Der Mond steht weit oben, als ich dort ankomme, Lichterketten blinken am Geländer und ich atme erst einmal tief durch.
Bis bald, ihre Lieben,
Lasst es euch gut gehen!
Paula