Radio Inklusive - Alle können Radio machen!

Radio Inklusive ist eine Radio-Redaktion von Menschen mit und ohne Behinderung. Jeden Dienstag treffen wir uns in der Hörfunk- und Projektwerkstatt Leipzig e.V. und halten unsere Redaktions-Sitzungen ab. Dort planen wir gemeinsam unsere Sendungen, machen Straßenumfragen, führen Interviews, schneiden Radio-Beiträge, moderieren Sendungen. Alle 8 Wochen wird eine fertige Sendung dann beim freien Sender Radio Blau ausgestrahlt. Die Themen sind ganz vielfältig. Wir hatten schon Sendungen zum Thema Arbeit, aber auch Mutterschaft, Sexualität, Fußball oder die Buchmesse Leipzig.

Hier könnt ihr in unsere bisherigen Sendungen reinhören: https://inklusive.hup-le.de/

Menschen mit Behinderung sind sehr selten im Radio zu hören. Wenn man sie hört, dann werden sie meistens zum Thema Behinderung oder Sport interviewt. Nie moderieren sie ganz selbstverständlich eine Sendung, führen selbst ein Interview oder legen Musik auf im Radio. Auch der Inhalt von Sendungen wird meistens von Menschen ohne Behinderung festgelegt. Anders bei Radio Inklusive: In unserer inklusiven Redaktion ist es ganz normal, dass Menschen mit Behinderung das Thema einer Sendung mitbestimmen, eine Sendung moderieren, Radio-DJs sind, Interviews führen oder Leute auf der Straße nach ihrer Meinung befragen. Das Thema Behinderung kommt dabei hin und wieder vor. In manchen Sendungen wird es aber auch gar nicht erwähnt. Denn Inklusion bedeutet für uns, dass alle Menschen ganz selbstverständlich Radio zu selbstgewählten Themen machen können, ohne dass es immer eine Rolle spielen muss, ob sie z.B. eine Behinderung haben.

Wir haben große und kleine Ziele. Unser größtes Ziel ist eine inklusive Gesellschaft - also eine Gesellschaft, in der alle Menschen ganz selbstverständlich in allen Bereichen des Lebens mit dabei sind und sich auch überall aktiv einbringen können, z. B. im öffentlichen Nahverkehr, bei der Job- und Wohnungswahl, in der Politik oder eben im Radio. Damit die inklusive Gesellschaft irgendwann Wirklichkeit wird, thematisieren wir die Barrrieren unserer Gesellschaft immer wieder im Radio und leben Inklusion vor.

Wir haben aber auch ganz konkrete Ziele für unsere Redaktion:
Das Besondere an Radio Inklusive ist, dass wir es wirklich allen Menschen möglich machen, Radio-Sendungen zu produzieren – egal mit welchen Voraussetzungen sie zu uns kommen. Möglich wird dies einerseits durch die Anschaffung von Technik, die Menschen mit Behinderung die Radio-Arbeit erleichtert: spezielle Tastaturen, Aufnahme-Geräte, Kopfhörer mit Mikrofon, aber auch kostenpflichtige Schneide-Programme für unsere Computer. Andererseits haben wir ein Team von vier Medienpädagog*innen, die auf jedes Redaktionsmitglied individuell eingehen und bei den Sende-Vorbereitungen genau die Hilfe-Stellung anbieten, die gebraucht wird. Wer schneiden will, lernt bei uns schneiden. Wer moderieren will, ist bei der nächsten Sendung in der Moderation zu hören.
Um die Anschaffung neuer Geräte und Programme zu finanzieren und den Medienpädagog*innen Honorare zu zahlen, brauchen wir deine Unterstützung. Die Stadt Leipzig unterstützt uns zwar mit Fördergeldern, diese reichen aber nicht aus, um unsere Kosten zu decken.

Radio Inklusive hat zwei Zielgruppen: Einerseits richtet sich das Projekt an Menschen, die in Leipzig Behinderungserfahrungen machen. Diese wollen wir ermutigen, sich unserer Redaktion anzuschließen. Gemeinsam wollen wir inklusiven Journalismus betreiben und das Medium Radio benutzen, um gegen jede Form von Diskriminierung unsere Stimme zu erheben. Andererseits richten sich unsere Sendungen an die Leipziger Stadt-Gesellschaft und an all jene, die bislang wenig Berührungspunkte mit dem Thema Inklusion haben. In ihnen wollen wir Berührungs-Ängste und Vorurteile abbauen. Unser Traum ist, dass es irgendwann nichts Besonderes mehr ist, Menschen mit Behinderung im Radio zu hören.

Deutschland hat 2009 die UN-Behindertenrechts-Konventionen unterschrieben. Darin steht, dass Menschen mit Behinderung die gleichen Möglichkeiten wie Menschen ohne Behinderung eingeräumt werden müssen. Das ist keine Gnade und keine Nettigkeit, sondern ein Menschen-Recht. Jetzt ist 2024 und die meisten Menschen mit Behinderung in Deutschland können weder entscheiden, wo sie wohnen oder arbeiten wollen, noch welche politischen Entscheidungen über sie getroffen werden, noch wo sie abends etwas trinken gehen wollen.
In dem Projekt Radio Inklusive zeigen wir, dass Inklusion möglich ist - wir müssen es nur tun! Wenn wir die richtigen Voraussetzungen schaffen, können Menschen mit Behinderung Radio-Journalist*innen sein. Wenn Menschen mit Behinderung endlich als Expert*innen betrachtet werden, die wissen, wo in unserer Gesellschaft die Barrieren verlaufen und wie sie abgebaut werden können, dann sind wirkliche Demokratie und eine inklusive Gesellschaft möglich. Mit deiner Unterstützung können wir weiter unseren Beitrag zur Meinungs-Vielfalt im Medium Radio und zur Umsetzung der UN-Behindertenrechts-Konventionen leisten.

Die Förderung der Stadt Leipzig reicht leider nicht, um unsere Kosten zu decken. Die hier gesammelten Spenden benutzen wir, um unserem medienpädagogischen Team bis Jahres-Ende ihre Honorare zu zahlen. Wir bezahlen damit aber auch die Lizenzgebühren für die Schnitt-Programme, die wir brauchen. Und wir wollen mit dem Geld weiter an einem selbst-entwickelten "Board" arbeiten. Dieses neue Gerät könnte es Menschen mit Spastiken in den Händen erleichtern, ohne Computer-Maus und -Tastatur ein Audio-Schnitt-Programm zu bedienen.