Mit dieser Summe können wir das Varieté auf die Bühne stellen. Wir finanzieren damit Miete und ein paar Requisiten. Zuschauer haben wir dabei noch keine.
Hier liegen alle Nerven blank!
Der Boden weg und die Kontrolle auch. Alle im freien Fall.
Im Varieté Angst wird mit allen Ängsten jongliert.
Bitter, böse, düster, makaber und wunderbar musikalisch:
Im Bauch eines seeuntüchtigen Schiffes haust ein abgetakeltes Varieté-Ensemble aus vorvergangener Zeit. Alle Mitglieder eint die Angst vor dem Untergang – da ist nämlich "so eine Stelle", tief unten, versteckt im Rumpf des Schiffes, die löchrig ist. Unablässig muss abgedichtet, geflickt und getüncht werden und das eingedrungene Wasser wird beständig abgeschöpft und über Bord geschafft. Wenn man ganz leise ist, hört man es immer und zweifelsfrei beständig gluckern …
Und deshalb ist alles laut, aufgeregt und überbordend!
Wir erleben ein überfordertes Ensemble im steten Bemühen ein Programm auf die Beine zu stellen, um vom drohenden Untergang abzulenken. Doch die Angst vorm Kontrollverlust zeitigt Kontrollverlust und fördert die kolossalsten Absurditäten zutage: Aberwitzige Angsthasendressuren, fragwürdigste Beschwörungen, grauslige Experimente, seltene Erden. Da bleibt kein Auge trocken und keine Träne ungeweint!
Ein Drahtseilakt ohne Netz und doppelten Boden. Ein Varieté!!!
2019. Wir irren durch den Raum.
Die Zukunft ungewiss und voller Unwägbarkeiten.
Doch: Wir haben ein lang erprobtes Ensemble, ein Publikum, das uns seit Jahren die Treue hält; wir haben eine Bühne, einen Probenraum, und einen Premierentermin, wir haben sieben Vorstellungen und ein wirklich großes Thema: ANGST.
Die Angst hat viele Gesichter. Die Angst sitzt überall.
Die Angst fährt immer mit, nagt nachts am Kissen, sitzt dir im Nacken, wirft ihren Schatten.
Am Tage klopft sie an die Tür, verkauft Versicherungen.
Angst wohnt an fremden Orten, und Angst wohnt auch daheim.
Sie nistet in der Wahrheit, in der Lüge und im Schein.
Die Angst lässt dich verzweifeln, die Angst, sie rät dir schlecht.
Teilen wir unsere Ängste!
Teilen sie mit und teilen sie auf.
Zerhacken wir die Angst.
Zerstückelt in kleine Happen, kleine Nummern – Wird sie … ein Varieté !
Seit 20 Jahren entwickeln wir höchst eigenwillige Weihnachtsmärchen für Erwachsene.
Wir spielen für all die, die gerade mal Erholung brauchen von aufregendem Diskurstheater, spannender Postdramatik oder interaktiver Performance.
Nach zwanzig Weihnachten am Lichthof-Theater wollen wir diese Theaterform an anderen Orten zeigen und weiterentwickeln. Das Theater Zeppelin will und kann seine Bandbreite vergrößern, und hat uns aufs Hoheluftschiff eingeladen.
Damit unsere Arbeit weitergehen, ein gewachsenes Ensemble weiterbestehen, und das Varieté Angst entstehen kann, brauchen wir deine Unterstützung.
Was mit dem Geld bei erfolgreicher Finanzierung passiert?
Nun … Wir mieten ein Theater. Wir bezahlen Techniker.
Wir werben mit Pressetexten, die geschrieben und Fotos, die geknipst werden; mit Filmen, Flyern und Plakaten.
Wir bezahlen Versand, Druck, Hängung und Verteilung dieses Materials.
Wir bezahlen Zeitungen, damit wir in deren Vorankündigungen sichtbar sind; zahlen Werbefirmen Geld, damit wir in der U Bahn sichtbar werden.
Wir kaufen Kostüme, Schminke, Requisiten und Vorhänge. Schnüre, Rollen, Tische kleine Lampen – und große Lampen kaufen wir auch.
Wir geben viel von dem Geld in Baumärkten aus, in Druckereien, bei ebay, in Secondhandläden und auf dem Flohmarkt.
Wir bezahlen Profis die von ihrer Arbeit leben, damit sie unser Varieté zum Strahlen bringen. Dabei können wir nicht sparen. Denn dabei wollen wir nicht sparen.
Auf der Bühne vom Varité Angst müssen sich bewähren Ralf Bonow, Pelle Borkamp, Jörn Franke, Holger Lange, Daniel Kleinhanß, Lara Prignitz, Christian Rubinstein, Eva Schlepper, Lukrezia Schulze und Bettina Sobczak, allesamt engelbach&weinand-erfahrene, strapazierfähige Spielerinnen und Spieler.
Eva Engelbach ist Komponistin und macht schon ganz lange Musik.
Allein und mit anderen zusammen. Für sich, für andere und fürs Theater.
Ihre Lieder sind so spröde, dass sie nie kitschig, aber immer herzzerreißend sind.
Und praktischerweise steht sie auch gerne auf der Bühne.
Marcel Weinand macht schon immer Theater. Wenn er nicht Regie führt, baut er sicher irgendwo ein Bühnenbild oder entwirft schöne Kostüme. Oder er schreibt was oder denkt sich neue Sachen aus. Am lustigsten findet er es, wenn Oliver Hardy in die Kamera guckt. Direkt ins Publikum!
Katja Wiggers war mal beim Ballett. Und als sie da dann auf der Bühne stand, fand sie alles andere darauf, davor und dahinter noch mindestens genauso toll. Bei Varieté Angst macht sie jetzt ein paar kleine feine Choreografien!
Stephanie Meier ist Lichtkünstlerin und Beleuchtungsmeisterin.
Ihre Liebe zum Licht begann in der Schweiz – bei einem Varieté!
Seitdem schlägt ihr großes Herz ganz speziell dafür. Mit Varieté Angst geht vielleicht ein lang gehegter Traum für sie in Erfüllung … Und vor ihrer Lichtgestaltung regelt sie noch viel Organisatorisches rund um die Entstehung des Varietés.
Eva, Marcel, Katja und Stephanie haben schon viele Stücke zusammen gemacht:
Eine Heimatoperette über Fritz Honka, den Frauenmörder aus Altona, oder "Draußen vor der Tür" von Wolfgang Borchert zum Musical umgebaut. Sie haben einen Hitchcockfilm auf die Bühne gebracht (Rebekka), oder mit "Macht Macbeth" ein ganzes Theater kaputtgespielt. Und zusammen mit Gero Vierhuff haben sie Hugo Balls "Flametti" gezeigt. Darin geht es auch um ein mäßig erfolgreiches Varietéensemble …
Alle, die bei Varieté Angst mitspielen, sind leidenschaftliche Schauspieler und Schauspielerinnen, die aber mit anderer Arbeit ihr Geld verdienen. Wenn das nicht so wäre, könnten wir Varieté Angst im geplanten Umfang auch gar nicht machen.