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Die Frage nach sozialer Gerechtigkeit bleibt aktuell - auch und gerade in »modernen« europäischen Gesellschaften. Der Kapitalismus erzeugt neben Wohlstand für wenige, viel Armut und Leid für viele. Diese Ungerechtigkeit ist eng verbunden mit der Zerstörung ökologischer Lebensgrundlagen. Wie lassen sich diese Missstände auflösen? Die Vergesellschaftung von lebenswichtigen Bereichen und profitgesteuerten Großkonzernen könnte dafür ein entscheidender Hebel sein.
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Finanzierungszeitraum
03.06.24 - 30.10.24
Realisierungszeitraum
Veröffentlichung: 6. Juni 2024
Finanzierungsziel: 16.000 €

Der Betrag setzt sich aus Verlags-/Produktionskosten, dem Honorar für die Lektor*innen und den Werbungskosten (Sticker-, Flyer- und Kalenderherstellung, sowie Versand und Materialkosten) zusammen.

Hinzu kommen 5 % Transaktionskosten und 1 % SDG-Förderung

Stadt
Weimar
Kategorie
Bildung
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Worum geht es in dem Projekt?

Unsere Gesellschaft steht vielerlei Krisen und Katastrophen gegenüber. Ursächlich dafür ist ungerechte Verteilung von Entscheidungsgewalt und Wohlstand.

50 Autor*innen beschäftigen sich in 34 Beiträgen mit der Frage, wie wir sozioökonomische Ungleichheiten und die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen, mittels verschiedener Formen von Vergesellschaftung, entgegenwirken oder gar auflösen können.

Wenn wir als Gesellschaft, Gemeinschaften, Genossenschaften und andere Kollektive mehr Entscheidungsgewalt bekommen, dann fallen dies auch mehr zu unseren Gunsten aus. Bisher jedoch sind wirtschaftliche und politische Entscheidungen mehrheitlich von Profitgier und Machtbestrebungen bestimmt.

Vergesellschaftung - also die gemeinsame Verfügung, Bestimmung und Gestaltung unseres Lebensalltages - ist ein vielversprechendes Mittel, Ungerechtigkeiten und ökologischer Zerstörung eine Absage zu erteilen.

Unter "Wer steht hinter dem Projekt" findet ihr das Inhaltsverzeichnis des Sammelbandes, Kurzbeschreibungen ihrer Textbeiträge und Informationen zu den Autor*innen.

Was sind die Ziele und wer ist die Zielgruppe?

Als Zielgruppen ist ein breites Spektrum der Gesellschaft adressiert.

Alle, die sich dafür interessieren, wie wir durch die gemeinsame Verfügung, Bestimmung und Gestaltung lebenswichtiger Strukturen und System eine sozial gerechtere und ökologisch verträglicher Gesellschaft kreieren können, sind eingeladen.

Warum sollte jemand dieses Projekt unterstützen?

Das Buch ist in Eigenregie und ohne finanzielle und institutionelle Unterstützung entstanden.

Ich trage die Produktionskosten vollständig alleine und bekomme für etwa 800 bis 1000 Arbeitsstunden keine Entlohnung.

Diese belaufen sich auf 10.312 € für die Verlagskosten und etwa 5.000 € für das Lektorat und Werbungskosten (Produktion der Dankeschöns, Portokosten, Fahrtkosten u.a.).

Durch deine finanzielle Zuwendung und/oder den Kauf eines oder mehrerer Dankeschöns finanzierst du also die auf direktem Wege die Erschaffung und Produktion des Buches.

Was passiert mit dem Geld bei erfolgreicher Finanzierung?

Der Finanzierungsbetrag wird vollständig an den Verlag ausgezahlt, anschließend bekommen die Lektor*innen ihre Honorare und die Werbungskosten können ausgeglichen werden.

Wer steht hinter dem Projekt?

Neben mir sind an diesen Projekt 50 Autor*innen und 6 Lektor*innen beteiligt.

Ab hier kannst du das vollständige Inhaltsverzeichnis samt der Kurzbeschreibung der Textinhalte und Autor*inneninfos einsehen.

Inhaltsverzeichnis: Vergesellschaftung und die sozialökologische Frage


Vergesellschaftung: Ein neues Paradigma
Vorwort
Dr. Sabine Nuss (https://politischeoekonomie.com/authors/sabine-nuss/)

Mit Vergesellschaftung die sozialökologische Frage beantworten
Einleitung
Tino Pfaff (linktr.ee/tinopfaff)

Über das untrennbare Verhältnis von Kapitalismus und Faschismus
Tino Pfaff


Vergesellschaftung als Strategie gegen rechts?
Annäherungen an eine ambivalente Beziehung
Tatjana Söding (https://transformationskolleg.de/tatjana-soeding/)

Abstract
Das Erstarken rechter Kräfte in Deutschland und anderen Ländern wird immer sichtbarer. Auf der Suche nach Lösungen, diesem Trend entgegenzuwirken, wird die Notwendigkeit in öffentliche Infrastruktur zu investieren immer wieder thematisiert; auch von Vergesellschaftung wird in diesem Zusammenhang häufiger gesprochen. Dieser Beitrag versucht sich dieser These anzunähern, in dem die ambivalente Beziehung zwischen Enteignungs- und Vergesellschaftungsdiskursen und Praktiken auf der einen Seite und rechten Akteuren auf der anderen Seite beleuchtet wird. Einerseits soll deutlich werden, wie rechte Projekte von der kapitalistischen Wirtschaftsweise und dem Ausverkauf des Sozialstaates profitieren. Andererseits wird aufgezeigt, dass auch rechte Enteignung und Vergesellschaftung für sich einnehmen und anwenden könne, um ihre menschenfeindliche, anti-sozialen und anti-ökologischen Ziele voranzutreiben. Der Beitrag endet, in dem die Wichtigkeit von Vergesellschaftung als Instrument für antifaschistische und antikapitalistische Politik herausgestellt wird und drei Schlussfolgerungen aus dem Exkurs in die Beziehung zwischen Vergesellschaftung und rechter Politik für progressive Vergesellschaftungskampagnen formuliert werden.

Kapitel 1: Historie und Kontext der Vergesellschaftung

Vergesellschaftung, Sozialisierung, Gemeinwirtschaft
Lehren aus der Geschichte umkämpfter Begriffe
Christopher Schmidt (https://www.dampfboot-verlag.de/shop/artikel/vergesellschaftung-sozialisierung-gemeinwirtschaft)

Abstract
Der Begriff der Vergesellschaftung ist vielschichtig und nicht leicht zu fassen. Hinter ihm verbirgt sich kein einheitliches Konzept, sondern ein schillerndes Spektrum an gemeinschaftlichen Eigentumsformen, politischen Strategien und demokratischen Organisationsstrukturen. Um verstehen zu können, was genau Vergesellschaftung eigentlich bedeutet, lohnt es sich, einen Blick auf ihre historische Begriffsgeschichte, sowie ihre zentralen Akteur*innen, Kategorien und Spannungsfelder zu werfen. Auf diese Weise lässt sich herausarbeiten, wozu eine Vergesellschaftung von Eigentum eigentlich gut sein soll, auf welche Probleme sie eine Antwort geben möchte und welche historischen Versuche der Umsetzung es gab. Die Vergesellschaftung muss vor allem Konzepte alternativer Eigentumsformen, aber auch institutionelle Vorstellungen ihrer demokratischen Organisation formulieren. Im Beitrag werden idealtypische Kategorien für diese beiden Dimensionen umrissen. Von der Vollsozialisierung der gesamten Volkswirtschaft mit zentralistischer Lenkung bis zu gemeinschaftlichen dezentralen Formen des Privateigentums wie den Genossenschaften werden verschiedene Eigentumskonzepte diskutiert, um Antworten für die Herausforderungen der sozial-ökologischen Zangenkrise denkbar zu machen.

Aus Commons wurde Eigentum
Wird mit Vergesellschaftung aus Eigentum Commons?
Friederike Habermann (https://de.wikipedia.org/wiki/Friederike_Habermann)

Abstract
Noch vor wenigen Jahren schien eine breite öffentliche Debatte zu Enteignung undenkbar. Dabei ist unser heutiges Verständnis von Eigentum als das Recht auszuschließen von ausreichenden Ressourcen einerseits sowie als Recht zu zerstören andererseits historisch jung. Das Konzept davor – so vielfältig, wie es sich ausgestaltete – kann als Commons gefasst werden. Erst vor gut 300 Jahren wurde Eigentum jenseits von Gewalt oder Religion in aufklärerischem Sinne begründet. Diese Begründung hatte es in sich: Sie diente zur Enteignung der Bäuer*innen und zur Legitimierung der kolonialen Eroberung.
Nicht selten traf dies sehr demokratische Gesellschaften. Wenn jetzt im Zuge der DWE-Kampagne das Ziel der Vergesellschaftung ein doppeltes ist, als Enteignung und als Demokratisierung, dann ist es kein Zufall, dass als Commons Public Partnership wieder der Begriff Commons ins Spiel kommt. Denn Commons, als das Konzept vor Eigentum, sind mehr als gemeinsame Güter: Sie entstehen durch materielle Inklusion und letztlich durch demokratisches Miteinander.
Vergesellschaftung kann für eine sozial-ökologische Transformation ein wesentliches Element darstellen, denn die Marktwirtschaft basiert auf dem modernen Verständnis von Eigentum, und erlaubt nicht nur den Ausschluss Bedürftiger, selbst von überreichlichen Ressourcen, sondern erfordert ihn. Entsprechend werden in diesem Beitrag auf der einen Seite die historische Entstehung des Eigentums skizziert sowie auf der anderen Seite Wege zu seiner Überwindung. Dies wird letztlich nur möglich sein als Überwindung der Marktwirtschaft hin zu einem wirklich demokratischen Wirtschaften: dem Commoning.

Garrett Hardin und die Tragödie der Allmende
Eine kleine Geschichte mit großer Wirkung
Swetlana von Hindt (https://www.uni-kassel.de/fb07/ivwl/mikrooekonomik-und-empirische-energieoekonomik/team/swetlana-von-hindte)

Stefan Campos-Mühlendorf (https://www.oekom.de/person/stefan-campos-muehlenhoff-7367)

Abstract
Garrett Hardins Artikel »Die Tragödie der Allmende« gehört bis heute zu den meistzitierten Artikeln über gemeinschaftliche Nutzung natürlicher Ressourcen. Die in dem Text vertretene These, wonach diese zwangsläufig scheitern müsse, da sie mit dem individuellen Streben nach Nutzenmaximierung nicht zu vereinbaren sei, gehört zum Lehrinhalt vieler gesellschaftswissenschaftlicher Studiengänge und hat akademische Debatten in verschiedenen Disziplinen beeinflusst. Die einzige Lösung des Problems liege laut Hardin in zentralistischer Steuerung oder der Privatisierung gemeinschaftlich genutzter Güter. Der Fokus des Autors auf das nutzenmaximierende Individuum machte den Text anschlussfähig für neoliberale Theorien wie die New Resource Economics, welche Privatisierung und Marktlogik zu den effizientesten Mechanismen für den Schutz natürlicher Ressourcen erklärten. Tatsächlich führen diese jedoch weltweit dazu, dass private Profitinteressen über das Gemeinwohl gestellt werden und dadurch in weiten Teilen soziale Ungleichheiten, Menschenrechtsverletzungen sowie Umweltzerstörung zu verantworten haben und zur Verschärfung der Klimakrise beitragen. Trotz des großen Einflusses sind Hardins Thesen weder empirisch korrekt noch ohne logische Widersprüche. In diesem Beitrag wird Hardins Argumentation sowie sein weiterer Einfluss auf die Diskussion zur Nutzung natürlicher Ressourcen als Gemeingüter einer kritischen Analyse unterzogen. Danach werden dessen Auswirkungen auf Allmenden im Globalen Süden beispielhaft vorgestellt.

The Tragedy of Commoning et al.
Zu den Grenzen einer auf Gemeinsamen basierten Lebensweise
Marcus Meindl (https://commoningsystem.org/)

Abstract
Ist Eigentum als Ursache gegenwärtiger Katastrophen wie ungleicher Machtverteilung und ökologischer Zerstörung identifiziert, lautet die konsequente Antwort darauf Vergesellschaftung. Wenn mit Vergesellschaftung nicht Verstaatlichung gemeint ist, dann wird das vergesellschaftete Eigentum zu einem Commons. Der Umgang mit solchen Commons birgt allerdings Herausforderungen. Auf drei davon soll in diesem Text eingegangen werden: die Herausforderung hoher kooperativer Distanzen, mangelnde Selbstorganisationskraft und markt-staatliche Gesetzlichkeit.
Um diese Herausforderungen richtig einordnen zu können, muss der Begriff der Commons, wie er im deutschsprachigen Raum gegenwärtig verwendet wird, zuerst verstanden werden. Das scheint nicht möglich, ohne den Bezug auf zwei Personen: Zum einen ist das Elinor Ostrom, die für ihre Forschung zur Komplexität von Commons-Situationen den sogenannten Wirtschaftsnobelpreis erhielt, und zum anderen ist das jemand, der sein Leben lang nichts mit Commons zu tun hatte – die Rede ist von Garrett Hardin, Gründervater der Commons-Bewegung wider Willen.

(K)eine große Enteignung
Die Entstehung des Proletariats: Ursprüngliche Akkumulation oder aktiver Prozess?
Christopher Wimmer (http://christopherwimmer.de/)

Abstract
Eigentum ist ohne Enteignung nicht zu denken. Etwas kann jemandem nur gehören, wenn sie oder er andere vom Gebrauch ausschließen kann. So verhält es sich nicht nur mit stofflichen Dingen, sondern auch mit Menschen (als Arbeitskraft) und Gruppen (als soziale Klassen). Menschen, die kein Eigentum an Produktionsmitteln besitzen, müssen für ihr Überleben die eigene Arbeitskraft an andere verkaufen; sie bilden das Proletariat. Doch sind Eigentum und Klassen nicht einfach Kategorien der politischen Ökonomie, sondern historisch-spezifische Formen gesellschaftlicher Verhältnisse. Wie entstanden sie und wie kann man den Prozess der Klassenbildung des Proletariats begreifen? Und vor allem: Wie und wovon wurden die Proletarier*innen enteignet und welche Bedeutung hat diese Enteignung für gegenwärtige sozialökologische Klassenpolitik?
Im vorliegenden Beitrag sollen diese Fragen historisch und theoretisch beantwortet werden. Zunächst wird die klassische Argumentation von Karl Marx nachgezeichnet. Marx hat sich im Kapitel zur »sogenannten ursprünglichen Akkumulation« am Ende des ersten Bandes des »Kapitals« mit der Entstehung des Proletariats beschäftigt. Durch die Privatisierung von Gemeineigentum musste sich die nun enteignete Bevölkerung (Lohn-)Arbeit in den neu entstehenden Manufakturen und Fabriken suchen. Als Effekt dieses Prozesses entstand das Proletariat.
Gleichzeitig darf dessen Entstehung nicht als rein passiver Prozess verstanden werden. Über Bräuche, Traditionen, widerständige Praktiken und Bewusstsein waren die Klassenmitglieder selbst aktiv an der Klassenbildung beteiligt. Klassen bildeten sich durch das Handeln konkreter Akteur*innen, die sich über ihre Haltungen und Handlungen voneinander abgrenzten und sich damit formten. Meisterhaft hat dies der britische Historiker Edward Palmer Thompson herausgearbeitet, der in diesem Beitrag mit Marx ins Gespräch kommen soll.
Dieser doppelte Blick auf die Entstehung des Proletariats reflektiert auch die Doppelbedeutung des Begriffs der »Klassenbildung«. Mit Marx ist damit einerseits ein Prozess der Klassifikation gemeint – also die funktionale Ordnung der Gesellschaft in verschiedene soziale Klassen. Neben einer solchen Verwendung verweist Klassenbildung mit Thompson aber auch auf die Ausbildung von Klassen als soziale Kollektiv-Einheiten. In diesem Sinn wird Klasse zu einem Begriff von Selbstidentifikation der Subjekte, die dann Klasse real fassen und begreifen können. Als Ausdruck einer solch kollektiven Identität wird sie somit zu einem politischen Begriff. So bleibt Klasse aktuell und umkämpft. Denn ebenso im Zusammenhang mit der aktuellen sozial-ökologischen Krise des Kapitalismus, die nicht nur das ökonomische System beinhaltet, sondern das pure Überleben auf dem Planeten Erde betrifft, das durch Umweltzerstörung und Klimakatastrophe akut bedroht ist, können diese Sichtweisen der Klassenbildung dazu beitragen, auf die aktuelle Krise eine politische Antwort zu finden.

Kapitel 2: Vergesellschaftung und Demokratie

Vergesellschaftung zukunftsweisend gestalten
Ein Entwurf von Prinzipien für emanzipative und sozialökologisch transformative Demokratisierung in Vergesellschaftungsprozessen
Laura Porak (https://www.jku.at/institut-fuer-die-gesamtanalyse-der-wirtschaft/ueber-uns/team/laura-porak/)
Solveig Degen (https://www.linkedin.com/in/solveig-degen-b869b21a3/?originalSubdomain=at)
Hannah Lucia Müller (https://www.tuwien.at/ar/ifip/ueber-uns/team/hannah-mueller)
Maximilian Ray Winkin (https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Institut_der_deutschen_Wirtschaft/Veranstaltungen/2023/Vita_Winkin_Bachelor-Studienpreis_2022.pdf)

Abstract
In akademischen und populären Diskursen um Vergesellschaftung geht es immer auch um Demokratisierung. Dabei bleibt oft unklar, was Demokratisierung im Kontext von Vergesellschaftung bedeutet und welche Voraussetzungen für eine emanzipative und sozial-ökologisch transformative Demokratisierung ökonomischer Prozesse erforderlich sind. Gestützt von radikaler Demokratietheorie und kritischem Realismus argumentieren wir, dass verschiedene Prinzipien berücksichtigt werden sollten, um Demokratisierung in Vergesellschaftungsvorhaben emanzipativ und sozial-ökologisch transformativ zu gestalten. Bezugnehmend auf Steffen Herrmann und Matthias Flatscher führen wir fünf Prinzipien ein: 1. die aktive und gleiche Teilhabe aller politischen Subjekte, 2. die Schaffung von Anfechtungsverfahren, 3. die Gewährleistung von Transparenz und Möglichkeitssinn, 4. die Etablierung institutioneller Selbstinfragestellung sowie 5. die Anerkennung biophysischer Grenzen. Diese Prinzipien können jedoch nicht immer gleich angewendet werden, sondern sollen vor allem der kontextspezifischen Ausgestaltung und kritischen Befragung von Vergesellschaftungsprozessen dienen. Neben der theoretischen Herleitung diskutiert der Text die Prinzipien auch anhand von historischen und gegenwärtigen Vergesellschaftungsvorhaben.

Von der Eigentümlichkeit der Demokratie
Die Parlamentarische Demokratie als Sicherung der kapitalistischen Eigentumsverhältnisse in Geschichte und Gegenwart
Sascha Regier (www.sascharegier.de)

Abstract
In diesem Beitrag geht es um das Verhältnis von Demokratie und Eigentum. Die Grundthese ist, dass zwischen dem liberalen Demokratiemodell und Kapitalismus ein unauflösliches Widerspruchsverhältnis besteht. Die Gesellschaftsmitglieder haben gleiche politische Rechte bezüglich der Politik, hingegen ungleiche Eigentumsrechte in der Wirtschaft. Hieraus resultiert soziale Ungleichheit, die neben politischer Gleichheit koexistiert. Dieses Widerspruchsverhältnis lässt sich historisch begründen. Im Beitrag wird erstens nachgezeichnet, wie das Bürgertum im 19. Jahrhundert die arbeitende Klasse durch die Bindung des Wahlrechts an den Grundbesitz und das Vermögen von der demokratischen Mitbestimmung ausgeschlossen hat. Zweitens wird aufgezeigt, dass die Demokratie bis heute weitestgehend auf die parlamentarische Demokratie beschränkt bleibt und nicht auf den Bereich der Wirtschaft ausgeweitet wird, was ebenfalls darauf abzielt, die kapitalistischen Eigentums- und Aneignungsverhältnisse vor Vergesellschaftung zu bewahren.

Die gläserne Decke der Transformation durchbrechen
Demokratie und Deliberation im sozialökologischen Vergesellschaften
Niklas Stoll (https://transformationskolleg.de/niklas-stoll/)

Abstract
Vergesellschaftung als sozialökologische Transformationsstrategie ist mit mehreren demokratischen Herausforderungen zugleich konfrontiert. Sie muss zu einem Wandel der gesellschaftlichen Naturverhältnisse beitragen. Dafür ist es notwendig, sozialökologisch bedeutsame, derzeit privatisierte Entscheidungen ¬ etwa darüber was wie produziert wird ¬ öffentlicher Kontrolle zu unterwerfen. Diese demokratisierten Entscheidungsprozesse sollten so gestaltet werden, dass gesellschaftliche Aushandlungsprozesse über legitime »gesellschaftlichen Grenzen« möglich werden: kollektiv definierte Grenzen für Emissionen, Ressourcenverbrauch, Konsum etcetera. Zugleich muss Vergesellschaftung dazu beitragen, die »gläserne Decke der Transformation« abzutragen: die fehlende Bereitschaft breiter Milieus, die eigene Lebensweise zu hinterfragen und sich an eben solchen Selbstbeschränkungen zu beteiligen. In diesem Beitrag werden entsprechende, im Diskurs um Vergesellschaftung bereits enthaltene Dimensionen von Demokratisierung herausgearbeitet. Anschließend wird die Frage beleuchtet, wie vergesellschaftete Entscheidungsprozesse demokratisch ausgestaltet werden müssen, um die aktuellen demokratischen Herausforderungen bearbeitbar zu machen. Auf dieser Grundlage wird schließlich begründet, warum sich Vergesellschaftung als sozialökologische Transformationsstrategie zugleich als Teil einer umfassenderen Demokratiereformstrategie verstehen sollte.

Kapitel 3: Vergesellschaftung, Gesellschaft und das politische System

Die Welt vergesellschaften
Warum Vergesellschaftung noch mehr in Frage stellen muss als nur die Eigentumsverhältnisse in einzelnen Sektoren
Jonna Klick (https://www.akweb.de/ausgaben/685/krieg-krise-klima-vergesellschaftung-der-energiekonzerne-dann-haetten-wir-kommunismus/)
Nele Klemann (https://bewegungsakademie.de/unser-team/,https://fuchsmuehle.org/)
Indigo Drau (https://www.energiezukunft.eu/meinung/nachgefragt/energie-sollte-nicht-mehr-in-der-hand-von-konzernen-sein/)

Abstract
Die Vergesellschaftung einzelner Bereiche reicht nicht aus, um die sozialen und ökologischen Probleme unserer Zeit zu lösen – wie an den Beispielen Wohnraum und Energie exemplarisch gezeigt wird. Vergesellschaftung kann ihr Potential nicht entfalten, solange die kapitalistische Totalität, die die gesellschaftlichen Beziehungen über Geld organisiert, fortbesteht. Stattdessen braucht es eine Vergesellschaftung der ganzen Welt, also aller Bereiche gesellschaftlicher Reproduktion, mit der die gesamtgesellschaftliche Vermittlung geändert wird – weg vom Geld hin zu bedürfnisorientierter gesellschaftlicher Selbstorganisation bzw. Commoning. Eine solche Vergesellschaftung ist mit dem Staat nicht zu machen, da er abhängig von einer funktionierenden Kapitalakkumulation ist und deshalb ein Interesse an ihrer Aufrechterhaltung hat. Dies stellt Bewegungen für Vergesellschaftung vor die Herausforderung, einerseits reale Handlungsspielräume (auch über den Staat) zu nutzen, andererseits aber die Perspektive eines Bruchs mit Staat und Kapitalismus zu entwickeln.

Globale Gerechtigkeit durch Vergesellschaftung?
Chancen und Herausforderungen aus einer Klimagerechtigkeitsperspektive
Andrina Freitag (https://kipppunkt-kollektiv.de/)

Abstract
Vergesellschaftung als Enteignung von Privateigentum zielt darauf ab, eine Form des Wirtschaftens zu realisieren, in der das Gemeinwohl und nicht die Profite einiger Weniger im Mittelpunkt steht. Eine hieraus resultierende Wirtschaft, die demokratisch verwaltet und organisiert ist, birgt aus Perspektive der Klimagerechtigkeit das Potenzial, gleichzeitig soziale Ungerechtigkeit zu reduzieren, die Erderhitzung zu stoppen und die Biosphäre als Ganzes zu schützen. Dafür müssen geeignete Beteiligungsverfahren entworfen werden, die gewährleisten, dass es zu keinen Ausschlüssen oder Diskriminierungen kommt. Klimagerechte Vergesellschaftung bedeutet in diesem Kontext, bestehende Macht- und Unterdrückungsstrukturen – insbesondere in Bezug auf Klasse, Geschlecht und rassistischen Zuschreibungen, aber auch andere Diskriminierungsformen – anzuerkennen und die sozialen Kategorien, die den Kapitalismus als Produktionsweise grundlegend organisieren, aufzugreifen und diese kritisch zu reflektieren. Um Vergesellschaftung im Sinne von Klimagerechtigkeit zu denken, sollte die Überwindung sozialer Ungleichheit und Ungerechtigkeit als ein zentrales Ziel formuliert werden. Entscheidungsstrukturen, die eine gleichberechtigte Teilnahme derjenigen, die wirtschaftliche Aktivitäten betreffen, ermöglichen, sind hiernach zentral. Dies gilt besonders, wenn es darum geht, globale Ungerechtigkeit zu bearbeiten ebenso wie für die Organisierung der öffentlichen Daseinsvorsorge und für reproduktive Tätigkeiten. Veränderungen und Forderungen können so im Sinne der Klimagerechtigkeit direkt von den betroffenen Menschen eingebracht und verhandelt werden. Zudem sind konkrete Planungs -und Koordinierungsprozesse notwendig. Güter und Dienstleistungen, die zur ausreichenden Erfüllung der Grundbedürfnisse und öffentlichen Daseinsvorsorge beitragen, müssen emissionslos, ressourcenschonend und ökologisch nachhaltig ausgebaut werden. Emissionsstarke und umweltschädliche Praktiken der aktuellen imperialen Lebens- und Produktionsweise müssen im Gegensatz dazu verboten und überwunden werden.

Eine strategische Perspektive entwickeln
Vergesellschaftung als Horizont für eine Linke in der Krise
Lemon Banhierl, Justus Henze und Max Wilken (https://communia.de/)

Abstract
Die derzeitigen Eigentums- und Machtverhältnisse stehen im eklatanten Widerspruch zu Klimagerechtigkeit und der 1,5°C-Grenze. Wenn die Eigentumsverhältnisse aber die Lösung der sozialökologischen Krise verhindern, gilt es, die Eigentumsverhältnisse zu verändern. Durch Vergesellschaftung erreichen wir einen Energiesektor, der eine bedingungslose und bedarfsgerechte Versorgung mit Energie für alle sicherstellt und dadurch ein Mehr an Freiheit und Sicherheit für die Vielen bedeutet.
In Anerkennung der gegenwärtigen Kräfteverhältnisse, unter denen die gesellschaftliche Linke weit an den Rand gedrängt ist, muss es allerdings um den langsamen, grundlegenden Neuaufbau eines linken Hegemonieprojekts gehen, das sich über die Etablierung lokaler, radikalisierter Projekte mittelfristig zu einer gegenhegemonialen Kraft entwickeln kann. Im Kern dieses Projekts sollte die Formulierung von Verteilungsfragen als Eigentumsfragen stehen.
Vergesellschaftung steht unter den gegebenen Machtverhältnissen zurzeit nicht auf der realpolitischen Tagesordnung. Doch aus der Position der Schwäche heraus sind die Möglichkeiten zur Etablierung eines radikalisierten – und gerade dadurch breiter zustimmungsfähigen – linken Projektes besser als im Rahmen einer Partizipation an den Strukturen der gegenwärtigen Machtkonstellationen. Gerade jetzt ist also eine Rückbesinnung auf die lange aus den Augen verlorene Sozialisierungsfrage als vergessene Kernforderung der Arbeiter*innenbewegung möglich und mittelfristig erfolgversprechend, da sie für die meisten Menschen eine echte Lösungsperspektive für die kommenden Krisen und Verteilungskonflikte darstellen kann.


Revolution für das Leben, aber wie?
Die neueste Linke und ihre Forderung nach politischer Autonomie
Lukas Meisner (http://lukasmeisner.de/)

Abstract
Seit der Finanzkrise 2007/8 dämmert der Linken wieder, dass sie sich vom Antikapitalismus nicht trennen kann, ohne sich von sich selbst loszusagen. Die Debatten zur Vergesellschaftung nicht nur in Berlin machen dies deutlich. Statt der alten Prophezeiung vom Kollaps des Kapitalismus als automatischem Emanzipationsvorgang muss die neueste Linke eine neue – über Naturbeherrschung hinausgehende – Form politischer Autonomie gegenüber der eigenen Kulturgeschichte umso mehr einfordern, je weniger Naturgeschichte sich von ihr noch lösen lässt. Andernfalls bleibt ein Ende des Kapitalismus durch die ökologische Krise als Anfang besserer Alternativen unwahrscheinlicher als die Neuerfindung eines grünen Kapitalismus oder sein Ersatz durch noch verheerendere politisch-ökonomische Systeme. Jedoch verheißt politische Autonomie nicht die Beherrschung innerer oder äußerer bzw. erster durch zweite Natur, sondern verantwortungsvolle, kooperative Selbstorganisation des menschlichen Stoffwechsels in und mit dem eigenen Lebensnetz. In einer solchen Revolution für das Leben mittels politischer Autonomie wären Postwachstum und das marxistische Anwachsen des Reichs der Freiheit nicht mehr gegeneinander ausspielbar, weil sie miteinander identisch würden. Nicht Askese, sondern ein neuer Hedonismus jenseits der Warenwelt ist Motiv einer sozial-ökologischen Transformation, die über die Monetarisierung der Natur und einen grünen Kapitalismus hinaus in Richtung eines demokratischen Sozialismus und grünen Kommunismus weist.

Kapitel 4: Vergesellschaftung und Ökonomie

Kapitel 4.1: Vergesellschaftung und Unternehmen

Vergesellschaftung heißt Demokratisierung
Eine Auseinandersetzung mit betrieblichen Rätemodellen als Baustein für eine demokratische Wirtschaft
Michael Pfundstein (https://www.linkedin.com/in/michael-pfundstein/?originalSubdomain=de)
Matthias Kasper https://www.linkedin.com/in/philip-euteneuer-694572194/?originalSubdomain=d)
Philip Euteneuer (https://www.linkedin.com/in/matthias-kasper-318279208/?originalSubdomain=de)

Abstract
Ausgehend von der Debatte um Vergesellschaftung als ein Lösungsansatz für die sozialökologischen Krisen, beschäftigt sich dieser Beitrag mit der Frage, wie die mit der Vergesellschaftung notwendig einhergehende Demokratisierung auf betrieblicher Ebene gelingen kann. Einleitend wird zunächst auf den Zusammenhang von Privateigentum und die damit verbundene Entscheidungsgewalt darüber, was, wie und wozu produziert wird, eingegangen und mit einigen demokratietheoretischen Überlegungen verknüpft. Im Hauptteil werden vier betriebliche Rätemodelle vorgestellt: Das »Parlament der Firma«, das »Bontrup-Modell«, der »Betriebliche Wirtschaftsrat« und die »Gemeingut Wohnen«. In einem Vergleich dieser Modelle werden im Anschluss deren Vorzüge und Leerstellen diskutiert sowie darauf aufbauend die wichtigsten Implikationen für kommende Vergesellschaftungskonzepte und -initiativen herausgearbeitet.
Abschließend erfolgt ein Ausblick auf die Potentiale und Herausforderungen von Vergesellschaftung im Kontext der sozial-ökologischen Frage, indem die Autoren dafür plädieren, Vergesellschaftungskonzepte auch über die Mikroebene hinaus zu denken und beispielsweise in den Kontext demokratischer Planung einzubetten.

Thesen zum Zusammenhang von Eigentumsfrage und Produktionsverhältnissen
Jakob Schäfer (https://intersoz.org/welche-urbanitaet-wollen-wir-fuer-welches-recht-auf-stadt-sollten-wir-kaempfen/)

Abstract
Im vorliegenden Beitrag soll die Aufmerksamkeit auf die Produktionsverhältnisse in einer Gesellschaft gelenkt werden. Nach Auffassung des Autors ist eine umfassende und dauerhafte sozialökologische Wirtschaftsweise nur möglich, wenn nicht mehr die Kapitalinteressen die wirtschaftliche Gesamtentwicklung bestimmen, sondern die Befriedigung sozialer und ökologischer Bedürfnisse der Menschen. Dies wird allerdings nur möglich sein, wenn die Produktion und Verteilung der Wirtschaftsgüter gemeinschaftlich geplant und entschieden werden. Zu diesem Zweck ist die Bildung von Genossenschaften sinnvoll, doch für eine sozialökologische Wende der Gesamtwirtschaft nicht ausreichend. Um eine gesamtgesellschaftliche Lösung durchzusetzen, wird kein Weg an der Enteignung des Kapitals vorbeigehen. Nur wenn der gesamte Produktionsapparat vergesellschaftet ist – wenn also die Bevölkerung gemeinschaftlich entscheidet, was und wie produziert wird – kann die Warenproduktion auf die Produktion von Gebrauchsgütern umgestellt werden. Solche weitreichenden Umwälzungen sind allerdings nur vorstellbar, wenn die Mehrheit der Bevölkerung für diese Ziele zu gewinnen ist. Auf den bürgerlichen Staat als Akteur zu vertrauen, wäre illusionär, sind doch seine oberen Ränge auf das Engste mit den Kapitalinteressen verbunden. Die vordringlichste Aufgabe besteht darin, die politischen Kräfteverhältnisse zu ändern, was am besten gelingt, wenn die Menschen mit erfolgreichen Tageskämpfen aus der politischen Defensive herauskommen und neues Vertrauen entwickeln.

Kapitel 4.2: Vergesellschaftung und das Wirtschaftssystem

Drei Formen der Vergesellschaftung
Marktsozialistisches Vergemeinschaften, kommandosozialistisches Verstaatlichen oder kommunistisch/anarchistisches Vergesellschaften
Simon Sutterlütti (https://commonism.us)

Abstract
Innerhalb der sozial-ökologischen Bewegung existieren drei Strömungen mit jeweils unterschiedlichen Praktiken von Vergesellschaftung. Marktsozialist*innen wollen vor allem Produktionsmittel innerhalb der Betriebe vergemeinschaften. Kommandosozialist*innen wollen sie verstaatlichen. Kommunist*innen und Anarchist*innen wollen Geld und Lohnarbeit abschaffen, Reichtum nach Bedürfnissen und nicht nach Leistung oder Macht verteilen und so Produktions- und Konsumtionsmittel vergesellschaften. Dieser Beitrag stellt die verschiedenen Strömungen dar und argumentiert, dass nur die kommunistisch/anarchistische Strömung eine realistische Antwort auf die sozialen und ökologischen Krisen der heutigen Zeit bietet.

Vergesellschaftung als Entprivatisierung der sozialökologischen Transformation
Heiner Koch (https://www.geku.uni-passau.de/angewandte-ethik/team/nn-wissenschaftliche-mitarbeiterin)

Abstract
In diesem Beitrag sollen auf einer theoretischen Ebene Zusammenhänge zwischen Vergesellschaftung und sozial-ökologischer Transformation hergestellt werden. Dies bedeutet, Begriffe zu klären (was ist Vergesellschaftung eigentlich?) und Probleme aufzuzeigen, die auftreten, wenn soziale Gerechtigkeit, ökologische Transformation, Demokratie und Vergesellschaftung in Beziehung zueinander gesetzt werden. Damit wird in dem Beitrag theoretische Hintergrundarbeit für konkrete sozial-ökologische Vergesellschaftungsprojekte geliefert.
Eine sozial-ökologische Transformation steht dabei vor zumindest vier Herausforderungen: (1) es existiert noch kein kollektiver Akteur, der die Transformation umsetzen könnte, (2) der Transformationsprozess muss demokratisch gestaltet werden, obwohl Demokratie diesen Prozess manchmal erschwert, (3) Fragen sozialer Gerechtigkeit müssen berücksichtigt werden und (4) soziale Bewegungen müssen diese ersten drei Punkte erkämpfen. Vergesellschaftung kann Antworten auf diese Herausforderungen liefern. Dies gilt insbesondere dann, wenn Vergesellschaftung als Entprivatisierung verstanden wird.

Suffizienz und Vergesellschaftung
Eine transformative Verbindung
Jonas Lage (https://www.oekom.de/person/jonas-lage-6061)
Benjamin Best (https://wupperinst.org/c/wi/c/s/cd/1053)

Abstract
Suffizienz und Vergesellschaftung sind zwei zentrale Konzepte und Strategien einer sozial-ökologischen Transformation, die in den letzten Jahren in sozialen Bewegungen, Wissenschaft und teilweise auch Politik zunehmende Aufmerksamkeit erlangten. Die Notwendigkeit einer grundlegenden, im ursprünglichen Wortsinn »radikalen« (»radix«, Latein für »Wurzel«) Transformation teilen beide Konzepte. Nichtsdestotrotz wurden die beiden Ansätze bislang weitestgehend getrennt voneinander diskutiert. Vergesellschaftungsansätze entstammen stärker sozialpolitischen Diskursen und Kämpfen, wohingegen Suffizienzansätze primär ökologisch motiviert sind. In diesem Beitrag argumentieren wir für eine stärkere Verknüpfung der beiden Konzepte und identifizieren Punkte, in denen die Suffizienz- bzw. Vergesellschaftungsperspektive durch die jeweils andere bereichert werden kann.

Kapitel 4.3: Vergesellschaftung und Arbeit

Klassenkampf und die ökologische Frage
Zum Phänomen der »Drehtüren« als Hindernis für wirksame Klimapolitik
Juan C. Castillo Rivadeneira https://www.sozphil.uni-leipzig.de/institut-fuer-philosophie/forschung/promotion/zur-person-juan-c-castillo-rivadeneira)
Vanita Römer (https://kmi-leipzig.de/ueber-uns/vanita-roemer/)

Abstract
Dieser Text beschäftigt sich mit einem wenig thematisierten Aspekt des Einflusses der Wirtschaft in der Politik: Dem Drehtürenphänomen und seiner Implikationen für die politische Auseinandersetzung mit der sozioökologischen Katastrophe. Im Text wird das sogenannte Drehtürenphänomen als eine aktuelle Repräsentation des Klassenkampfes nach Marx’ Definition begriffen, und somit als eine Einflussform auf politische Entscheidungen beschrieben, die nur für finanzstarke Großunternehmen möglich ist. Das vorliegende Kapitel versucht ebenfalls zu zeigen, inwiefern das Drehtürenphänomen ein großes Hindernis für Vergesellschaftungsinitiativen sein kann. Dafür unterteilt sich der Text in vier Kapitel, beginnend mit einer Einleitung, auf das ein Kapitel über Idee des Klassenkampfes bei Marx und der Aktualität des Begriffes folgen. Im vierten Kapitel des Artikels wird das Phänomen der Drehtüren behandeln. Der Text endet mit einem Fazit.

Nieder mit dem System der Lohnarbeit
Christian Hofmann (www.emanzipation.org)

Abstract
Der Beitrag argumentiert, dass die Klimagerechtigkeitsbewegnung ihre Fokussierung auf Konsum und Politizismus aufgeben soll. Stattdessen müssten die Produktion und das Kapitalverhältnis in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Anhand von Aspekten zur Wärmewende wird dieser Standpunkt konkretisiert. Um die beschriebene Transformation umzusetzen ist allerdings eine gesellschaftliche Umwälzung der Arbeit und der Produktion notwendig. Aus dieser Perspektive gilt es egalitären Komfort einzufordern der den Energie- und Ressourcenverbrauch senkt. Es gilt kollektive Produktions-, Konsumtions-, letztlich Lebensprozesse zu organisieren.

Kapitel 5: Vergesellschaftung und kritische Infrastruktur

Kapitel 5.1: Kampagnenarbeit im Kampf um Vergesellschaftung

VW heißt Verkehrswende
Eva Brunnemann (https://blog.verkehrswendestadt.de/author/eva/)
Tobi Rosswog (https://www.oekom.de/person/tobi-rosswog-77)

Abstract
Eine Transformation, die gute Arbeit, Befriedigung realer Mobilitätsbedürfnisse und Klimagerechtigkeit vorantreibt, ist mit einem Konzern nicht zu machen. Das Gebot der kurzfristigen Profitmaximierung steht jeder langfristigen gemeinwohlorientierten Planung entgegen. Volkswagen bietet wie kein anderes Unternehmen die Chance zur Vergesellschaftung.
Die sozial-ökologische Transformation im Verkehrssektor ist notwendig. Die Automobilindustrie steckt in einer massiven Krise. Der Weg der Antriebswende hin zum E-Auto kostet mehrere Hunderttausend Jobs und ist ökologisch nicht hilfreich.1 Es braucht eine echte Konversion hin zur Verkehrswende und damit den Umbau weg vom Auto hin zu Bussen, Bahnen und Lastenrädern, um die notwendige sozial-ökologische Transformation im Verkehrssektor zu ermöglichen. Diese Konversion ist allerdings nicht so profitabel, weshalb eine Konversion ohne Vergesellschaftung nicht möglich ist. Beide Themen sind somit unmittelbar miteinander verknüpft. Was es jetzt braucht? Ein neues Mobilitätskonzept. Die Beschäftigten haben die Ideen und das Knowhow für den Umbau. Sie brauchen die Politik für die Umsetzung. Die Politik braucht den Druck der Gewerkschaft. Und beide - Politik und Gewerkschaft - brauchen den Druck von der Straße, von den Aktivist*innen und Arbeiter*innen. Ein Erfahrungsbericht aus eineinhalb Jahren konkreter Auseinandersetzung in Wolfsburg mit dem VW-Konzern mag Probleme und Perspektiven aufzeigen.

Vergesellschaften statt Krise
Die Kampagne »RWE & Co. enteignen«
Leonie Melcher, Tristan Crampe und Selma Hornemann von https://rwe-enteignen.de

Abstract
Die Kampagne „RWE & Co. enteignen“ entstand aus den Kämpfen der Klimagerechtigkeitsbewegung im rheinischen Braunkohlerevier und plädiert für zwei zentrale Entwicklungsschritte der Bewegung. Zum einen ist dies die Verknüpfung der ökologischen Mobilisierung mit sozialen Kämpfen rund um Themen wie Heiz- und Stromkosten und drohender Prekarisierung durch wegfallende Arbeitsplätze. Zum anderen geht es um ein aktives Gestalten der Energiewende und des gesamtgesellschaftlichen Wirtschaftens durch die Bevölkerung selbst, anstatt nur in der Kritik nicht ausreichender politischer Reaktionen zu verharren.
In der Forderung nach Vergesellschaftung der bislang profitorientiert organisierten Grundversorgung liegt ein grundgesetzlich verankerter Weg, der sozioökonomischen Polykrise solidarisch entgegenzutreten. In diesem Beitrag wird die Entstehung der Kampagne RWE & Co. enteignen skizziert und bereits erfolgreiche sowie anstehende Beispiele der Vernetzung der Kampagne mit sozialen Initiativen vorgestellt. Erste Gestaltungsmerkmale der neu zu entwickelnden Organisierung der Grundversorgung mit Energie, die bedürfnisorientiert und radikal demokratisch, statt profitorientiert und ausschließend sein soll, werden vorgestellt und offene Fragen benannt.

Ein Gespräch über Organizing bei DWE auf dem Weg zur Vergesellschaftung
Tilman Wendelin Alder (https://keimform.de/author/tilman-wendelin-alder/)

Abstract
Dies ist ein Gespräch unter Kampagnenteilnehmer*innen von »Deutsche Wohnen & Co enteignen« (DWE) mit der Ausgangsfrage, inwiefern die Organizing-Methoden von DWE bereits umsetzen, was mit der Vergesellschaftungsidee angestrebt wird. Colleen, Leonie, Lukas, Tanja und Tilman teilen ihre Perspektiven auf die Entwicklung von DWE, die Bildung von Kiezteams und die Bedeutung von Basisaufbau, dem Organizing mit Mieter*innen in verschiedenen Bezirken Berlins und die Einbindung von Migrant*innen im Kontext der Verwirklichung gesellschaftlicher Veränderungen, auch im Bezug auf die AÖR-Gründung. Themen wie Sprachgerechtigkeit, demokratische Teilhabe, Klimagerechtigkeit und Mitbestimmung werden ebenfalls angesprochen. Es wird betont, dass Vernetzung und Organisierung eine Grundlage schaffen, um langfristige politische Veränderungen zu bewirken.


Vergesellschaftung kann mehr
Über einen vernachlässigten Aspekt in der Umweltdebatte
Marie-Luisa Wahn (https://www.linkedin.com/in/marie-luisa-wahn/?originalSubdomain=de)

Abstract
Die multiplen sozialökologischen Krisen schreiten ungebremst voran und verleihen der Forderung nach echten gesellschaftlichen Alternativen einen neuen Imperativ. Vergesellschaftung könnte eine solche Alternative sein. In einer Umweltdebatte, die Eigentums- und Machtverhältnisse mitsamt ökologischer Konsequenzen weitestgehend ausblendet, fand sie bis zuletzt jedoch kaum Berücksichtigung. Der Beitrag versteht sich als mutmachendes Plädoyer für zivilgesellschaftliche Akteur*innen in der Umweltbewegung, Vergesellschaftung als Transformationsstrategie (wieder) stärker in den Blick zu nehmen und in konkrete Forderungen zu übersetzen. Er beleuchtet die vielfältigen Potenziale von Vergesellschaftungen in der sozial- ökologischen Transformation und räumt dabei mit einigen Vorurteilen auf. Am Beispiel der öffentlichen Daseinsvorsorge und der Industrietransformation werden abschließend zwei aus ökologischer Sicht besonders vielversprechende Anwendungsfelder skizziert. Die übergeordnete Frage lautet: wie kann gesellschaftliche Handlungsfähigkeit zurückgewonnen werden, um langfristig Zukunftsfähigkeit zu sichern?

Kapitel 5.2: Vergesellschaftung und Energie

Vergesellschaftung im Energiesektor als notwendiges sozial-ökologischen
Transformationsprojekt
Maximilian Becker (https://www.die-linke.de/partei/parteidemokratie/parteivorstand/parteivorstand-2021-2022/becker-maximilian/)

Abstract
Die Energiepreiskrise des Jahres 2022, die horrenden Gewinne der Energiekonzerne der letzten Jahrzehnte sowie die immer stärker werdende Dringlichkeit einer Reaktion auf die Klimakatastrophe haben das Thema Vergesellschaftung im Energiesektor auf die Agenda geholt. Klar ist, um die ökonomisch-ökologische Zangenkrise zu überwinden, muss auch unsere Energieversorgung neu gedacht werden, insbesondere bei uns im globalen Norden. Wir können uns weder Millionen Menschen in Energiearmut noch die Verbrennung fossiler Energieträger länger leisten, wenn der gesellschaftliche Wandel hin zu Klimagerechtigkeit noch gelingen soll. Stattdessen braucht es eine demokratische Organisation der Energieversorgung, die das Wohl der Menschen und der Natur in den Mittelpunkt stellt, anstatt die Profite von Konzernen.
Nach jahrzehntelangem neoliberalen Umbau der Energieversorgung sowie stark verflochtener Strukturen zwischen Politik und Konzernen stellt dies jedoch eine enorme Aufgabe dar, die breite gesellschaftliche Allianzen erforderlich macht. Darüber hinaus sind ein grundlegendes Verständnis, wie unser Energiesektor funktioniert und die Identifikation möglicher zu politisierender Schwachpunkte erforderlich. Daran soll sich der vorliegende Beitrag beteiligen, indem er die derzeitigen Strukturen des Energiesektors beleuchtet und daraus Ansätze für die noch weiter zu entwickelnde Vergesellschaftungsdebatte liefert.

Vergesellschaftung konkret
Ein Vergesellschaftungsmosaik für der Stromwirtschaft
Thomas Eberhardt-Köster (https://www.attac.de/blog/autorinnen/detail?tx_mdnewsauthor_show%5Baction%5D=show&tx_mdnewsauthor_show%5Bcontroller%5D=NewsAuthor&tx_mdnewsauthor_show%5BnewsAuthor%5D=31&cHash=b635fc2803a2d99988a2a9edcd7aeecd)

Abstract
Im Beitrag wird argumentiert, dass die Vergesellschaftung der Energiewirtschaft eine notwendige Voraussetzung dafür ist, die Energieversorgung nach sozialen und ökologischen Kriterien umzugestalten. Seit ab Ende der 1990er Jahre der Energiebereich innerhalb der Europäischen Union liberalisiert wurde, ist Energie zur Ware geworden. Soziale und ökologische Folgen werden weitgehend ausgeblendet. Begründet wurde die Privatisierung des Energiesektors unter anderem damit, dass so die Stromkosten sinken und erneuerbare Energien sich schneller durchsetzen würden. Diese Entwicklung ist nicht eingetreten. Stattdessen wurden mit der Privatisierung der Energieversorgung neue Anlagemöglichkeiten für Vermögende geschaffen. Um die Energieversorgung sozial und ökologisch zu gestalten, muss die profitorientierte Marktsteuerung zurückgedrängt und die demokratische Steuerung in den Vordergrund gestellt werden. Stadtwerke, Netzanstalten und Kraftwerke sollen so organisiert werden, dass neben den Kommunen auch Umwelt- und Sozialverbände sowie Stromkund*innen und Beschäftigte in den Entscheidungsgremien vertreten sind, damit die Unternehmen nach sozialen und ökologischen Kriterien gesteuert werden. Die Vergesellschaftung soll nicht in Form eines einzigen Staatskonzerns erfolgen, sondern in Form einer gesellschaftlich gestalteten und demokratisch kontrollierten Netzstruktur mit unterschiedlichen Organisationsformen und Akteur*innen. Bei der Vergesellschaftung deutscher Energieunternehmen müssen deren Vermögensteile in den Ländern des Globalen Südens an die lokale Bevölkerung übertragen werden, um postkoloniale Abhängigkeitsverhältnisse abzubauen.

Kapitel 5.3: Vergesellschaftung und Wohnen

Von der Marktabhängigkeit zum Commoning: das Potential der Vergesellschaftung
Wenn Governance, Naturverbunden Sein und das Grundbedürfnis Wohnen zusammenkommen
Sigrun Preissing (https://www.ulrike-helmer-verlag.de/autor-innen/sigrun-preissing/) und Nikolas Kichler (https://www.vivihouse.cc/de/author/nikolas/)

Abstract
Im Beitrag wird mit einer Analyse des strukturellen Dilemmas zwischen Markt und Staat im Bereich der Wohnraumversorgung und den damit verknüpften ökologischen Folgen begonnen. Dabei werden die negativen Auswirkungen der Privatisierung öffentlicher Wohnungen in Deutschland seit den 1990er Jahren auf bezahlbaren Wohnraum und soziale Gerechtigkeit dargelegt.
Anschließend wird die Bürgerinitiative Deutsche Wohnen & Co enteignen in Berlin als wegweisendes Beispiel für die Vergesellschaftung großer Wohnungsunternehmen vorgestellt. Diese Initiative kämpft auf Grundlage von Artikel 15 des Grundgesetzes gegen die Profitorientierung des »Markt-Staats« im Bereich Wohnen und erlangte im Jahr 2021 vor allem durch einen erfolgreichen Volksentscheid große Aufmerksamkeit. Ihr Konzept sieht vor, die Verwaltung der vergesellschafteten Wohnungen künftig über Anstalten öffentlichen Rechts zu organisieren.
Die Autor*innen bringen für die Gestaltung dieser neuen Strukturen Erfahrungen aus unterschiedlichen Commons-Projekten im deutschsprachigen Raum ein. Werden diese miteinbezogen, könnte die Anstalt öffentlichen Rechts in eine Public-Commons-Partnership münden und einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Daseinsfürsorge einläuten.
Im Weiteren wird das große Potenzial, das sich hinter Commoning verbirgt, anhand der Projekte Neustart Schweiz (Zürich), Haus des Wandels (Ostbrandenburg), vivihouse (Wien) und Inseln mit Hafen (Tübingen) aufgezeigt. Alle vorgestellten Projekte setzen auf die aktive Teilhabe der Beteiligten an Entscheidungsprozessen und auf fürsorgendes Wirtschaften. Sie reduzieren ökologische Zerstörung und fördern ökologische Nachhaltigkeit.
Im Resümee wird schließlich das Potenzial der Vergesellschaftung von Wohnraum herausgearbeitet: Sie könnte als Instrument dienen, die Rolle des Staats grundsätzlich neu zu denken – weg vom Markt-Staat hin zu einem »Partner-Staat«. Ein Staat, der bedürfnisorientierte, fürsorgende Strukturen in Kooperation mit Bürger*innen ermöglicht und sich für eine fairere, lebendigere, aber auch wehrhaftere Gesellschaft einsetzt.

Konvivialität und Commons
Solidarische Bau- und Wohnweisen am Beispiel des Wiener Architekturprojekts
Josef Mühlbauer (https://josefmuehlbauer.com/)

Abstract
Dieser Beitrag fokussiert sich auf solidarische Bau- und Wohnweisen, konkret am Beispiel des Wiener Architekturprojekts Vivihouse. Da die herkömmliche Bauweise auf große Mengen Sand und Beton angewiesen ist und einen enorm hohen Co²-Fußabdruck aufweist, sind alternative Bau- und Wohnweisen gefragter denn je. Gerade in Zeiten der multiplen Krisen braucht es konkrete Ansätze, die das Soziale mit dem Ökologischen zusammen denken und somit eine gerechte, sozial-ökologische Transformation anstoßen können. Obwohl Vivihouse (noch) ein Nischenprojekt ist, kann es als Paradebeispiel für nachhaltiges Bauen betrachtet werden.

Kapitel 5.4: Vergesellschaftung, Ernährungssystem und Landwirtschaft

Landwirtschaftliche Lebensgrundlagen erhalten
Boden, Wasser, Saatgut vergesellschaften
Anne Klingenmeier (https://www.solidarische-landwirtschaft.org/startseite)

Abstract
Soziale und ökologische Probleme in der landwirtschaftlichen Lebensmittelproduktion und damit verbundene Gerechtigkeitsfragen verschärfen sich kontinuierlich, und der Konflikt um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen Boden, Wasser und Saatgut spitzt sich immer weiter zu. Die Missstände in der Landwirtschaft wurzeln in den ökonomischen Rahmenbedingungen, die auf dem Sektor lasten. Es braucht daher lokale und globale Veränderungen der Strukturen in der Landwirtschaft, um die Anpassungsfähigkeit der Landwirtschaft an die Klimakatastrophe zu erhöhen und die bedarfsgerechte Ernährung der Menschen sicherzustellen. Die Probleme können dabei nicht adressiert werden, solange die Bodennutzung und die Landwirtschaft insgesamt der Willkür ökonomischer Zwänge unterworfen sind. Ein Weg aus dieser Willkür ist Vergesellschaftung. Eine Reformperspektive für die Vergesellschaftung von Boden in Deutschland kann die Überführung der Landgesellschaften (LGs) und der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) in Anstalten des öffentlichen Rechts (AöR) sein. Die Vergesellschaftung der Nahrungsmittelversorgung, von der landwirtschaftlichen Primärproduktion bis hin zu Verarbeitungs- und Verteilungsprozessen, bildet die Grundlage für zukünftige Ernährungssicherheit und -souveränität.

CSX – Community Supported Economy
Oder wie Wirtschaften auf mehreren Schultern liegt
Julia Rothamel (https://www.linkedin.com/in/julia-rothamel-12b602221/)
Janna Jung-Irrgang (https://die-gemeinschaft.net/unser-team-die-gemeinschaft/)

Abstract
Im vorliegenden Beitrag wird Community Supported Economy (CSX, deutsch: Gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften) als eine alternative Versorgungsform vorgestellt. Bei dieser Wirtschaftsform werden Produktion und Konsum über Verantwortungsgemeinschaften statt über einen Markt realisiert. Die gesamten laufenden Kosten eines Jahrs werden durch die Beiträge der Mitglieder gedeckt. Die Produkte und Dienstleistungen werden nicht mehr verkauft, sondern gezielt auf die Bedürfnisse der Mitglieder hin produziert und verteilt. Produzierende gewinnen Sicherheit, Verbrauchende gestalten ihre Versorgung aktiv mit und beide profitieren von einer wertschätzenden Kooperation. Bisher ist vor allem die Community Supported Agriculture (CSA, deutsch: Solidarische Landwirtschaft/Solawi) verbreitet, aber Anwendungsfälle reichen von Bäckereien über Fahrradwerkstätten bis zu Energieversorgung. CSX-Verantwortungsgemeinschaften beabsichtigen keinen finanziellen Profit und sind deshalb weniger unter Druck, soziale und ökologische Konsequenzen der Produktion zu externalisieren. Bei CSX tritt Privateigentum im geteilten Produktions- und Verteilungsprozess in den Hintergrund; gleichzeitig bietet sich Gemeinschaftseigentum an Produktionsmitteln an. Als Modell, das parallel zur aktuellen Wirtschaftsweise bestehen kann, kann CSX nützlich zum Einüben eines anderen Umgangs mit Eigentum und der Deckung von Bedürfnissen außerhalb einer destruktiven markt- und profitorientierten Struktur sein. Im Beitrag werden die Merkmale gemeinschaftsgetragenen Wirtschaftens beschrieben, der Bezug zu Eigentum und Vergesellschaftung hergestellt und ein Ausblick über den aktuellen Stand und die Potenziale der CSX-Bewegung gegeben.


Solidarische Landwirtschaft in einer Welt voller Krisen
Baldur Kapusta (https://www.solidarische-landwirtschaft.org/startseite)

Abstract
Der Beginn dieses Jahrzehnts ist von vielfältigen Krisen geprägt: Klimakrise, massives Artensterben, globale Pandemie und Kriege verstärken bereits bestehende gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen. Seinen Beitrag dazu leistet das vorherrschenden agrarindustrielle Ernährungssystem: Dieses hat negative Effekte auf die Ökosysteme, einen zu hohen Energieeinsatz, ist aufgrund der Verwendung von Kunstdüngern und fossilen Brennstoffen von autokratischen Staaten abhängig und spielt die Produzierenden zugunsten von Profiten gegeneinander aus. Es funktioniert nur durch eine globale Vertriebsstruktur, in der Störungen massive Effekte erzeugen. Dieses System ist aus den Konkurrenzanforderungen der Marktwirtschaft und der gezielten Subventionierung großer Betriebe gewachsen und hat zum Verlust kleinbäuerlicher Landwirtschaft beigetragen, die in der Regel eine regionale Lebensmittelversorgung sichergestellt hat. Einen alternativen Lösungsansatz für nachhaltige Ernährungssysteme stellen Solidarische Landwirtschaften (Solawi) dar. Im Beitrag wird deren Potenzial, aktuellen Krisen und Herausforderungen zu begegnen, beschrieben. Die verwobenen Herausforderungen unserer Zeit werden dabei jeweils unter dem ökologischen, sozialen und ökonomischen Blickwinkel betrachtet. Doch auch einige interne Herausforderungen der Solawi-Bewegung werden in den Blick genommen. Als These wird der Standpunkt vertreten, dass regionale Ernährungssysteme einen wesentlichen Beitrag leisten können, den aktuellen Krisen zu begegnen. Im Kontrast zu agrarindustriellen Ernährungssystemen wirken sich regionale Ernährungssysteme positiv auf Biodiversität und sozialen Zusammenhalt aus und reduzieren durch den viel geringeren Transportbedarf den Gebrauch von fossilen Energieträgern massiv.

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13.08.24 - Es ist zu wenig geld reingekommen und es...

Es ist zu wenig geld reingekommen und es zeichnet sich ab, dass die aktuelle zeitspanne nicht eicht.

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