Vier Jahre ist ein großes Bremer Netzwerk aus jungen Kunst- und Kulturschaffenden nun schon auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Einem Zuhause, das von 2007 bis 2012 der Zucker Club mit seinen angeschlossenen Ateliers war. Etwa 60 gesichtete Immobilien, einige herbe Rückschläge und viel Überzeugungsarbeit später, könnte es nun im Spätsommer 2017 soweit sein: Ein neues Zucker kann eröffnen!
Denn: wir haben die Möglichkeit, den Hochbunker an der Hans-Böckler-Straße in der Überseestadt Bremen zu kaufen! Auf einer Gesamtfläche von ca. 1500m2 und auf insgesamt acht Stockwerken bietet der Hochbunker neben Proberäumen, Studios und Werkstätten genug Raum für Ausstellungen, Konzerte und einen Club auf mehreren Floors. Also richtig viel Platz für ein gutes Leben im falschen Beton!
Die Entstehungsgeschichte des Hochbunkers, als Bau der NS Zeit, ist uns sehr bewusst. Wir planen eine Dauerausstellung, die sich mit der Historie des Gebäudes auseinandersetzt. Gegen das Vergessen!
Der graue Klotz muss vorher noch an einigen Stellen umgebaut werden. Neuer Strom muss verlegt, eine Lüftungsanlage eingebaut werden, ein Fahrstuhl wird gebraucht, Wände und Decken müssen raus undundund... Die Summe für Kauf, Umbau und Einrichtung beläuft sich auf ungefähr 700.000€. Wir haben bereits eine Kreditbereitschaftserklärung der GLS Bank über 500.000€ und eine Förderung der Stadt Bremen in Höhe von 100.000€. Es fehlen also noch an die 100.000€, die wir über dieses Crowdfunding und Förderanträge bei Stiftungen zusammenbekommen wollen.
Die oben genannten Summen brauchen wir unbedingt, um dieses Monster zu kaufen, umzubauen, Sound und Licht zu installieren. Alles was darüber hinaus geht, fließt zu allererst in das Herzstück der Veranstaltungen, den professionellen Sound. Und natürlich können wir jeden Euro für die langfristige Planungssicherheit dieses Projekts gebrauchen, das seit Jahren ausschließlich vom ehrenamtlichen Engagement der Aktiven getragen wird.
Noch mehr Infos findet ihr auf www.zucker-club.de
Wir wollen endlich wieder einen Raum für selbstbestimmtes Leben, Arbeiten und Feiern. Wir wollen eine alternative Clubkultur. Wir wollen keinen maximalen Profit, wir wollen Techno, Bass, Queerfeminismus, Hedonismus und DIY (do-it-yousrelf). Wir wollen Kunst und wir wollen Diskurs. Wir wollen den alltäglichen Diskriminierungen etwas entgegensetzen. Wir wollen wieder magische Momente, in denen kreative Energie auf gutes Herz trifft. Wir wollen die vielen schönen Menschen aus Berlin, Hamburg und Leipzig zurückholen, damit in Bremen endlich wieder mehr geht!
Wir wollen unserer Kulturform einen Raum schaffen und uns weiterentwickeln. Wir wollen den üblichen Mechanismen der (Kultur-)Märkte etwas entgegenstellen. Wir wollen uns und unserer Kulturszene den Spiegel vor halten. Wir wollen diesen Nazi-Bau mit seiner schrecklichen Geschichte dem kritischen und antiautoritärem Denken widmen. Wir wollen diesen Beton mit Leidenschaft für Kultur, Tanz und Musik füllen, mit empathischem und solidarischem Handeln.
Wir sind also eines von diesen vielen Kulturprojekten auf der Suche nach Raum und finanzieller Unterstützung. Erstmal nix Neues. Ungewöhnlich an uns ist vielleicht, dass wir trotz der langen Suche und der ganzen Rückschläge nicht aufgegeben haben.
Das liegt zum einen am Idealismus vieler Einzelner, zum anderen an einer Art Gesamtdynamik. Wir versuchen das seit Jahren zu greifen und zu artikulieren, haben aber bisher nicht besonders befriedigende Worte gefunden. Es klingt immer zu pathetisch oder ungenügend. Zum Beispiel:
Frage: "Warum machst du gerne beim Zucker mit?"
Antwort: "Weil es beim Zucker irgendwie um den Menschen geht."
Sagt voll nix, stimmt aber. Wir versuchen, die Leisen zu hören. Haben an uns genauso viel Kritik wie am Kunst- und Musikmarkt, an der Szene und an herrschenden Verhältnissen.Wir finden Selbstreflexion sexy. Haben dabei eine Art von understatement entwickelt, um der Profilierungssucht was entgegen zu setzen. Kämpfen um Sichtbarkeit von Minderheiten. Versuchen ständig Hierarchien aufzubrechen. Wir setzen uns damit auseinander, wie kaputt Kulturarbeit machen kann. Versuchen da gut durchzukommen und dabei anderen einen Raum zu bieten, der möglichst frei ist von Diskriminierungen, Konkurrenzdenken und Leistungsdruck.
Deswegen - vielleicht.
Wie auch die Mittel aus Kulturförderung und Kredit, fließt das Geld aus dieser Crowdfunding-Kampagne zu 100% in den Umbau des Bunkers. Wir werden damit beispielsweise Rechnungen für Baumaterial, Werkzeug oder Arbeiten, die wir nicht selber leisten können oder dürfen, begleichen. Wir brauchen ein Auto, um günstig Materialien besorgen zu können. Wir mieten Werkzeuge, ohne die der Umbau nicht zu stemmen ist. Wir benötigen eine Lüftungsanlage für den Clubbetrieb. Wir wollen einen Fahrstuhl über fünf Etagen, um Barrierefreiheit zu gewährleisten. Alle vorhandenen elektrischen Leitungen entsprechen nicht mehr den Standards und müssen durch neue ersetzt werden. Wir müssen die Entsorgung von vielen Kubikmetern Altlasten finanzieren. Die Liste ist schier endlos, wie ihr seht. Unsere Arbeit und die aller Helfer*innen ist dabei komplett ehrenamtlich und ohne jede Vergütung.
Hinter diesem Projekt steht ein stetig wachsendes Netzwerk Kunst- und Kulturschaffender, das bis Mitte 2012 im Zucker Club sein Zuhause hatte. Eine kleine Gruppe von Aktiven war seitdem auf der Suche nach neuen Räumen und hat zur Umsetzung dieses Vorhabens nun den gemeinnützigen Trägerverein Zucker e.V. gegründet.
Das Zucker soll gemeinschaftlich und für eine Gemeinschaft entstehen. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden keine Gesichter von einzelnen Personen in den Bildern und im Video in den Vordergrund zu stellen.
Denn alle, die sich einbringen, sind Zucker!