Crowdfunding since 2010

Die Natur als Vorbild: Proteine helfen bei der Phosphatrückgewinnung, sorgen so für sauberes Wasser und einen nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen.

Phosphat im Abwasser kann zum "Kippen" von Gewässern führen und muss deswegen entfernt werden. Zusätzlich werden Phosphate dringend für die Landwirtschaft gebraucht. Bisherige Verfahren basieren auf dem Einsatz von Chemikalien und das Phosphat kann nur teilweise zurückgewonnen werden. Mit unseren von der Natur abgeleiteten Phosphatfängern sollen bisherige Verfahren verbessert und der Einsatz von Chemikalien reduziert werden. Das gewonnene Phosphat soll so im Kreis geführt werden.
Privacy notice
Funding period
10/6/22 - 11/30/22
Realisation
Bis Ende 2023
Minimum amount (Start level): 30,000 €

Benötigt für die Evaluierung der Phosphatfänger im Labor, Testung von Abwasserproben und Einordnung der Ergebnisse in Bezug auf die technische Umsetzung.

City
Straubing
Category
Environment
Project widget
Embed widget
Primary sustainable development goal
6
Drinking water & sanitation
02.11.2022

Keep it short: Part III – Wie funktioniert eigentlich eine Kläranlage?

Steffen Roth
Steffen Roth4 min Lesezeit

Ein kleiner historischer Ausflug: Was schätzt ihr, wann wurde die erste Klärbeckenanlage auf dem europäischen Festland in Betrieb genommen? Na…? Richtig, am 1. August 1887 in Niederrad (mittlerweile ein Stadtteil von Frankfurt am Main)[1]. Auslöser für den Bau einer solchen städtischen Anlage und einem ersten Kanalnetz waren die schlechten hygienischen Verhältnisse im 19. Jahrhundert. Schmutzabwässer wurden in Straßenrinnen geleitet, Fäkalien in Kübeln gesammelt und von Zeit zu Zeit geleert[1]. Als Folge entwickelten sich verschiedene Epidemien, die hunderttausende Tote forderten[1]. Neben allen Umweltaspekten unterstreicht das noch einmal die Bedeutung von Kläranlagen für die Menschen selbst.

Seit 1887 hat sich auf diesem Gebiet einiges getan. Heutzutage reinigen Kläranlagen unsere Abwässer nicht nur, sondern produzieren zusätzlich verschiedene Produkte wie Ausgangsstoffe für Düngemittel oder Methan. In den meisten größeren Kläranlagen durchläuft das Abwasser derzeit drei Reinigungsstufen, die (i) mechanische, (ii) biologische und (iii) chemische Reinigung.

Der Weg des Wassers durch die Kläranalge

1. Mechanische Reinigung:

Über den Zulauf gelangt das Abwasser zur mechanischen Reinigung und wird von groben Unrat wie Toilettenpapier − aber auch Laub, Steine, Holz − durch einen Rechen befreit. Zusätzlich können sich Sand oder Kies im Sandfang absetzen und entsorgt werden. Im Öl- oder Fettabscheider werden aufschwimmende Fettfilme abgeschöpft und entsorgt. Im Anschluss fließt das Abwasser in das Vorklärbecken und die Fließgeschwindigkeit wird deutlich verringert, wodurch sich feine Schwebstoffe absetzen können (Primärschlamm)[2],[3]. Das Abwasser wird dann der biologischen Reinigung zugeführt.

2. Biologische Reinigung:

Im Belebungsbecken der biologischen Reinigung bauen Bakterien und andere Mikroorganismen organische Inhaltstoffe unter Sauerstoffverbrauch ab. Außerdem wird während der biologischen Reinigung Ammonium zu Nitrat oxidiert (Nitrifikation) und schließlich zu Stickstoff reduziert (Denitrifikation).[2],[3] Teilweise wird auch der Phosphatgehalt bakteriell reduziert. Das so aufbereitete Abwasser gelangt anschließend in das Nachklärbecken.[2],[3] Hier setzt sich der Belebtschlamm am Beckenboden ab und wird größtenteils dem Belebungsbecken zurückgeführt (Rücklaufschlamm), um die Bakterien für die Reinigung zu erhalten. Der überschüssige Belebtschlamm (Überschussschlamm) wird zusammen mit dem Primärschlamm der weiteren Schlammbehandlung zugeführt. Anschließend erfolgt, wenn nötig, die chemische Reinigung des Abwassers.

3. Chemische Reinigung:

In kommunalen Kläranlagen wird während der chemischen Reinigung vor allem Phosphor entfernt. Meistens geschieht das durch Fällung. Dabei werden dem Abwasser Eisen- oder Aluminiumsalze zugegeben, wodurch das gelöste Phosphat in unlösliche Phosphatverbindungen überführt wird.[2],[3] Meistens erfolgt die Fällung zusammen mit der biologischen Reinigung, dann spricht man von Simultanfällung. Dabei landen die unlöslichen Phosphatsalze im Belebtschlamm und werden der weiteren Schlammbehandlung zugeführt.

Schlammbehandlung:

Der während der Abwasserreinigung anfallende Schlamm (Primär- und Überschussschlamm) wird über einen Eindicker für die Faulung vorbehandelt.[2],[3] Das entstehende Faulgas enthält ähnlich zu Biogasanlagen u. a. Methan, welches zur Energieerzeugung genutzt werden kann. Im Anschluss wird der Schlamm aus der Faulung weiter eingedickt, entwässert und getrocknet. Das überschüssige Wasser wird wieder dem Zulauf der Kläranlage zugeführt.[2],[3]

Der Klärschlamm selbst bleibt als Mischung von interessanten Inhaltsstoffen (z.B. Phosphat) aber auch Kontaminationen (z. B. Schwermetalle, Medikamentenrückstände) als gleichzeitig wertvoller und kritischer Rohstoff zurück. Lange Zeit wurde Klärschlamm als Düngemittel verwendet, dieser Einsatz wurde mittlerweile aber stark eingeschränkt. Auch die rein thermische Verwertung wird zurückgeschraubt, da durch gesetzliche Änderungen Kläranlagen ab einer bestimmten Größe dazu verpflichtet sind, Phosphor aus Klärschlämmen zurückzugewinnen.


Echt Wahnsinn was unsere Abwasserreinigungsanlagen heute schon leisten können!

Viele Grüße,
Eure Phosphatfänger!

#WirFangenDas!

[1] https://www.stadtentwaesserung-frankfurt.de/anlagen/historie/geschichte-der-alten-klaerbeckenanlage-vor-1900.html
[2] https://www.wupperverband.de/service/wissen-und-lernen/themen/funktionsweise-klaeranlage
[3] https://info.bml.gv.at/themen/wasser/wasserqualitaet/abwasserreinigung/klaeranlage.html

Legal notice
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, Institutsteil Straubing
Steffen Roth
Schulgasse 11a
94315 Straubing Deutschland

Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB

Dr. Steffen Roth

Schulgasse 11a

94315 Straubing

Deutschland

E-Mail: [email protected]

Nutzungsrechte

Copyright ©Fraunhofer-Gesellschaft und Fraunhofer-Zukunftsstiftung

Alle Rechte vorbehalten. Die Urheberrechte der Inhalte dieser Webseite liegen vollständig bei der Fraunhofer-Gesellschaft und der Fraunhofer-Zukunftsstiftung.

Ein Download oder Ausdruck dieser Veröffentlichungen ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch gestattet. Alle darüber hinaus gehenden Verwendungen, insbesondere die kommerzielle Nutzung und Verbreitung, sind grundsätzlich nicht gestattet und bedürfen der schriftlichen Genehmigung.

Ein Download oder Ausdruck ist darüber hinaus lediglich zum Zweck der Berichterstattung über die Fraunhofer-Gesellschaft und ihrer Institute oder der Fraunhofer-Zukunftsstiftung nach Maßgabe untenstehender Nutzungsbedingungen gestattet:

Grafische Veränderungen an Bildmotiven — außer zum Freistellen des Hauptmotivs — sind nicht gestattet. Es ist stets die Quellenangabe und Übersendung von zwei kostenlosen Belegexemplaren an die oben genannte Adresse erforderlich. Die Verwendung ist honorarfrei.

Haftungshinweis

Wir übernehmen keine Haftung für die Inhalte externer Links. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.

Wir sind bemüht, die Projektseite stets aktuell und inhaltlich richtig sowie vollständig anzubieten. Dennoch ist das Auftreten von Fehlern nicht völlig auszuschließen. Das Fraunhofer-Institut bzw. die Fraunhofer-Gesellschaft und die Fraunhofer-Zukunftsstiftung übernehmen keine Haftung für die Aktualität, die inhaltliche Richtigkeit sowie für die Vollständigkeit der in ihrem Webangebot eingestellten Informationen. Dies bezieht sich auf eventuelle Schäden materieller oder ideeller Art Dritter, die durch die Nutzung dieses Webangebotes verursacht wurden.

Geschützte Marken und Namen, Bilder und Texte werden auf unseren Seiten in der Regel nicht als solche kenntlich gemacht. Das Fehlen einer solchen Kennzeichnung bedeutet jedoch nicht, dass es sich um einen freien Namen, ein freies Bild oder einen freien Text im Sinne des Markenzeichenrechts handelt.

share
Phosphatfänger
www.startnext.com
Facebook
X
WhatsApp
LinkedIn
Xing
Copy link

This video is played by YouTube. By clicking on the play button, you agree to the transfer of necessary personal data (e.g. your IP address) to Google Inc (USA) as the operator of YouTube. For more information on the purpose and scope of data collection, please see the Startnext privacy policy. Learn more